Bis in Moosburg Cricket-Fachbegriffe wie "Nelson" oder "Golden Duck" einer breiteren Öffentlichkeit geläufig sind, wird es wohl noch dauern. Aber ein Anfang ist gemacht. Uday Kapadia und seine Mitstreiter haben dafür gesorgt, dass man diesen traditionellen britischen Sport nun auch in der Dreirosenstadt betreiben kann. Seit 1. Januar gibt es bei der SG Moosburg eine Cricket-Mannschaft. Und die hat am Sonntag einen Auftakt nach Maß hingelegt. In ihrem ersten Freundschaftsspiel bezwang die SGM den traditionsreichen Munich Cricket Club mit 162 zu 108 Runs - oder, wie es im Fachjargon heißt: Sie gewann mit 54 Runs.
"Das war ein guter Start", sagt Uday Kapadia, der das Team auch trainiert. "Die Jungs waren sehr froh und haben zeigen können, was wir in den vergangenen Monaten im Training erarbeitet haben." Kapadia ist, wenn man so will, der Vater der Moosburger Cricketbewegung. Bereits als Junge hatte er den Sport in seiner indischen Heimat betrieben. In den Commonwealth-Ländern ist Cricket sehr populär. Kapadia spielte auch zu College-Zeiten Turniere. "Aber dann landet man irgendwann im Berufsleben und es sind andere Dinge wichtiger", erzählt er. Etwa die Familie und die Geburt der Kinder. Aber jetzt, im Alter von 57 Jahren, hat Kapadia, der seit 1989 in Moosburg lebt, wieder mehr Zeit für seine große Leidenschaft und ist "immer noch Cricket-verrückt", wie er sagt.
Auf seine Initiative hin taten sich im vergangenen August ein paar Gleichgesinnte aus Moosburg und Umgebung zusammen. Zunächst wollten sie einen eigenen Verein gründen, aber die ganzen rechtlichen und formellen Bedingungen, die es dabei zu erfüllen gilt, ließ sie davon wieder Abstand nehmen. So suchten sie den Kontakt zu einem etablierten Sportverein "mit Fachpersonal", sagt der 57-Jährige. Das Cricket-Team fand bei der SGM eine Heimat - und die ist nun einer von nur 31 Vereinen in Bayern, die den Sport anbieten.
Ganz einfach sind die Regeln nicht, wenn man nicht damit aufgewachsen ist, räumt der Coach ein
Bei der SGM ist Cricket zunächst einmal der Abteilung Breitensport zugeordnet. Im Verein will man abwarten, wie sich das Projekt entwickelt. Aber Kapadia hofft, "dass wir irgendwann einmal eine eigenständige Abteilung haben". Ziel ist es, auf lange Sicht auch ein Jugend- und ein Frauenteam aufzubauen. Aber all das braucht Zeit und Geld. Die Ausrüstungen bei Frauen und Kindern sind andere als bei den Männern. Dafür brauche man Sponsoren, so Kapadia. Dennoch sei bereits jetzt jeder willkommen. Übergangsweise könne man mit der Ausrüstung improvisieren. Auch bei den Männern sucht die SGM noch Verstärkung. Derzeit besteht das Team aus 15 Spielern, es ist eine bunte, internationale Mischung, darunter Inder, Engländer, Afghanen und Deutsche. Gespielt wird mit elf Mann pro Team. "Mit 15 Leuten sind wir da schon an der unteren Grenze", sagt der Coach. Für Menschen, die nicht mit diesem Sport groß geworden sind, seien die Regeln nicht ganz einfach, das räumt er ein. Aber sein Ziel sei es, "Deutsche und auch Kinder für Cricket zu begeistern".
Cricket ist in Schlagballspiel, bei dem der Schlagmann (Batsman) eine Holzkonstruktion (Wicket) verteidigt. Er versucht, den Ball wegzuschlagen, um Punkte (Runs) zu erzielen. Der Werfer (Bowler) versucht, das Wicket zu zerstören und den Batsman zu einem Fehler zu bewegen, damit dieser ausscheidet. Der Bowler wird durch andere Feldspieler unterstützt, die den Ball möglich schnell zurückzubringen versuchen. Scheidet der Schlagmann beim ersten Ball aus, spricht man übrigens von einer "Golden Duck", wenn der Spielstand genau 111 Runs zeigt, von einem "Nelson".
Cricket sei "ein Gentlemen's Sport, ein sehr interessanter Sport, bei dem man viel Spaß haben kann", schwärmt Kapadia. "Es ist ein athletisches Spiel, und man ist viel im Freien". Dass ein Spiel - wie beim so genannten Test Cricket - bis zu fünf Tage dauert, müssen Interessenten in Moosburg nicht befürchten. Hierzulande spielt man nur One-Day-Cricket. "Da dauert ein Spiel vielleicht mal von 11 bis 18 Uhr", sagt Kapadia. Aber Klassiker wie "Lunch" und "Tea Break" gibt es auch hier.