Staatsangehörigkeit:Rekordjahr der Einbürgerungen

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Landrat Josef Hauner (3.v.r.) und Sachgebietsleiter Edmund Muskatewitz (3.v.l.) mit den neuen deutschen Staatsbürgern (v.l.) Luca Messana, Philipp Morris, Josip Cabraja und Eskander Kebsi. (Foto: Landratsamt Freising)

2017 haben 337 Menschen im Landkreis Freising den deutschen Pass erhalten, deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Die Motive der Menschen, den Staatsbürgertest zu machen, sind unterschiedlich. Für manche ist der Brexit der Grund.

Von Alexandra Vettori, Landkreis

Josip Cabraja, Ruhestandspfarrer aus Fahrenzhausen, muss nicht lange überlegen. "Natürlich bedeutet die Einbürgerung etwas für mich, sonst hätte ich es ja nicht gemacht." Der 73-jährige gebürtige Kroate gehört zu den 337 Menschen, die im vergangenen Jahr im Landkreis Freising deutsche Staatsbürger geworden sind.

Nicht nur für den katholischen Seelsorger war die Überreichung der Einbürgerungsurkunde kürzlich im Landratsamt ein besonderer Tag, obwohl er schon seit 1974 in Deutschland lebt. Mit Cabraja waren bei dem Festakt auch Eskander Kebsi aus Tunesien, Philipp Morris aus England und Luca Messana aus Italien. Sie alle haben unterschiedliche Gründe für ihren Wunsch, den deutschen Pass zu bekommen. Für Morris etwa war es der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. So verschieden die Motive, so deutlich die Zahlen: "2017 war ein absolutes Rekordjahr", sagte Sachgebietsleiter Edmund Muskatewitz aus dem Landratsamt. Er ist sicher: "Der Trend setzt sich fort." In den ersten drei Monaten dieses Jahres zählt man schon 96 Einbürgerungen. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2008 waren es 155, im Jahr 2013 wurden 125 Menschen eingebürgert. Die größte Gruppe im Landkreis Freising stellen seit Jahren Türken, momentan sind wegen des Brexits aber auch viele Briten an der deutschen Staatsbürgerschaft interessiert. Dass die Zahlen steigen, sieht man im Landratsamt als logische Folge davon, dass immer mehr ausländische Bürger im Landkreis wohnen.

30 Fragen zur Rechts- und Gesellschaftsordnung in Deutschland

Warum er den Schritt erst jetzt gemacht habe, sagt Pfarrer Cabraja, sei eine lange Geschichte. "Früher als jugoslawischer Bürger konnte ich die deutsche Staatsbürgerschaft nicht annehmen, sonst hätte ich auf meine Erbschaft zugunsten des Staates verzichtet, das war Gesetz." Den Staatsbürgertest hat er bei der Freisinger Volkshochschule (Vhs) abgelegt, sonst ist dies noch bei der Vhs in Moosburg möglich. 30 Fragen sind zu beantworten, in denen die Bewerber Kenntnisse der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Deutschland nachweisen. Die Anmeldung läuft über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. An Kosten fallen 255 Euro pro Person an, für minderjährige Kinder, die mit ihren Eltern eingebürgert werden, sind es 51 Euro.

Schwer sei es nicht gewesen, sagt Pfarrer Cabraja, "ich glaube, ich habe nur einen Fehler gemacht." Nichtsdestotrotz musste auch er das Testheft mit 300 Fragen durcharbeiten. Unter vier möglichen Antworten ist die richtige Antwort anzukreuzen, wer mindestens 17 der 30 Fragen richtig hat, hat bestanden. Eine der Fragen zeigt den Bundesadler, das Eiserne Kreuz, das Wappen der DDR und das Christusmonogramm, hier gilt es, das Wappen der Bundesrepublik zu identifizieren. Der Einbürgerungstest ist aber nicht die größte Hürde auf dem Weg, Deutscher zu werden. Vielmehr muss man ein unbefristetes Aufenthaltsrecht vorweisen, eine Blaue Karte der EU oder eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Außerdem müssen die Bewerber seit acht Jahren rechtmäßig in Deutschland leben, die Frist kann mit einem Integrationskurs und besonderen Integrationsleistungen auf sechs Jahre verkürzt werden. Darüberhinaus muss man ohne Sozialhilfe und Arbeitslosengeld seinen Lebensunterhalt verdienen und ausreichende Deutschkenntnisse nachweisen. Bewerber dürfen zudem nicht straffällig geworden sein.

Pfarrer Cabraja hat alle Hürden mit Bravour bestanden, er bereut nicht, als Altersruhesitz das Pfarrhaus in Weng gewählt zu haben, denn vom Hügel aus schaut er auf das Ampertal. "Dieser Anblick", sagt er, "ist so überwältigend, dass ich mich sofort verliebt habe."

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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