Skurrile Baustelle:Betonarbeiten unter Wasser

Durch türkisblaues Wasser bewegen sich die Taucher, während die Kälte des Winters langsam durch ihre Anzüge dringt. Die Neufahrner Kurve ist eine der ungewöhnlichsten Baustellen in Münchens Norden.

Von Alexandra Vettori und Eva Zimmerhof

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(Foto: Marco Einfeldt)

Ein paar Tage war wegen der Kälte Pause, jetzt laufen die Arbeiten an der Bahn-Baustelle Neufahrner Kurve auf wieder Hochtouren. Im Süden entstehen derzeit die Brückenpfeiler für die Eisenbahnbrücke über die Autobahn 92. Direkt an den Gleisen nach und von Freising hingegen ist ein türkisblauer kleiner See entstanden. Dessen intensive Türkisfarbe ist natürlich.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Bei den sechs Tauchern, die zwischen den Eisschollen ins fünf Grad kalte Wasser steigen, handelt es sich um spezielle Bautaucher der Firma Wirth & Lindemann aus Sachsen-Anhalt, die am Bau der Fernzugstrecke zum Flughafen beteiligt sind. Ihre Aufgabe ist es, den fünf Meter tiefen See aus Grundwasser von Feinstäuben zu reinigen.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Damit der Betontrog, in dem die Gleise in Richtung Freising künftig verlaufen, nicht irgendwann vom Grundwasser empor gedrückt wird, erhält er eine eineinhalb Meter dicke Betonbodenplatte. Diese wird mit in die Erde gerammten Pfählen gesichert, die mit Ankern an der Platte befestigt sind. Die Montage der Anker wird ebenfalls Aufgabe der Industrietaucher sein.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Um den Feinstaub herauszufiltern, bewegen sich die Taucher aber zunächst mit dicken Saugrohren in den Händen im kalten Wasser. Maximal drei Stunden am Stück können sie arbeiten. Bleigewichte halten sie am Boden. In aufrechtem Gang, sagt Gerd Wirth, der Chef der Truppe, geschehe das selten, "beim Saugen liegen wir mehr." Arbeitsalltag für die Truppe, für die das Betonieren unter Wasser nichts besonderes ist. Man führe auch Schweißarbeiten unter Wasser aus, sagt Wirth.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Das Betonieren unter Wasser ist nötig, weil das Leerpumpen des Troges nur immer mehr Grundwasser nachströmen lassen und in der Umgebung zu unerwünschten Bodenabsenkungen führen würde. Anfang Februar werden die Bautaucher daher zusammen mit 160 Betonmischfahrzeugen 24 Stunden lang im Einsatz sein.

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(Foto: Marco Einfeldt)

Tatsächlich funktioniert das Betonieren unter Wasser aus einem einfachen Grund: Beton hat eine höhere Dichte als Wasser. Daher bleibe er am Boden, erklärt Christian Sigl, Bauüberwacher der DB Projektbau, "allerdings darf der Betonschlauch nie aus dem Beton rutschen, sonst ist der Beton kaputt". Der Beton verteile sich dann unter Wasser wie eine Zunge, Schicht für Schicht, 1,5 Meter dick.

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(Foto: Falk Heller)

Fernzüge aus Regensburg sollen durch den Streckenausbau künftig die Kurve von der regulären Gleisstrecke aus Freising hinüber zur Flughafen-S-Bahn nehmen können. Bis Ende 2018 will die Deutsche Bahn die Neufahrner Kurve fertiggestellt haben.

© SZ vom 26.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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