1979 ist die Gaststätte Geflügelhof an der Ecke Graf-Moy-Straße/Ismaninger Straße im Stadtteil Lerchenfeld abgerissen worden, "eines der ersten Gebäude, das dort gebaut wurde", sagt Friedrich Röder. Seit 2002 ist er der Vorsitzende der Siedlergemeinschaft am Geflügelhof Freising, die den Namen des bei den Freisingern einst beliebten Ausflugs- und Tanzlokals weiterträgt. Heuer feiert die Gemeinschaft, die noch immer 126 Mitglieder zählt, ihr 60-jähriges Bestehen.
1949 hat sich Erich Haan mit neun anderen Familien zusammengeschlossen und auf der "grünen Wiese" - heute Brücklangerstraße, Kantstraße und Hofmillerstraße - zu bauen begonnen. "Für zwei bis drei Mark", sagt Friedrich Röder, hätten die Familien damals den Grund von der Graf-Moy-Brauerei bekommen, die damit infolge des Zweiten Weltkriegs ihren Anteil am Lastenausgleich leistete. Eine Straße gab es damals noch nicht, die Wasserleitungen haben die Siedler selbst verlegt. Gemeinschaftlich haben sie Betonmischer und Rasenmäher gekauft - eine Gemeinschaft fing an, sich zu organisieren.
"Nicht wenige waren Aussiedler und Vertriebene"
Gegründet wurde die Siedlergemeinschaft schließlich am 1. März 1957 in Lerchenfeld, die Dachorganisation ist seit jeher der Eigenheimerverband Bayern. "Nicht wenige waren Aussiedler und Vertriebene", sagt Friedrich Röder, "jeder hat sich die Häuserl gebaut, damals im Schnitt mit 400 bis 500 Quadratmetern Grundstücksfläche." Auch wenn fast keines der Häuser mehr existiert, ist auch heute "der allergrößte Teil in Lerchenfeld zuhause", sagt der 73-Jährige.
Bis vor drei Jahren hat Röder mit seiner Ehefrau selbst in der Siedlung gewohnt, dann aber das Haus mit großem Garten gegen eine altersgerechte Eigentumswohnung in Neustift getauscht. Trotzdem bleibt die Gemeinschaft in ständigem Kontakt: Die männlichen Mitglieder treffen sich einmal im Monat zum Stammtisch, die Frauen jeweils 14 Tage später zum Kaffeekränzchen. Neben der Jahreshauptversammlung gibt es außerdem ein bis zwei Grillfeste und eine Weihnachtsfeier. Nur Ausflüge würden keine mehr stattfinden. "Da sagt jeder: Da war ich schon fünf Mal", sagt Friedrich Röder und lacht.
"Wenn die Mitglieder aus dem Seniorenheim transportfähig sind, nehmen wir sie mit. Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit - wir werden alle alt"
Dass der Verein 60 Jahre alt wird, macht sich in der Altersstruktur bemerkbar. Vier Mitglieder sind inzwischen im Seniorenheim untergekommen, wo sie von den anderen aus der Siedlung besucht werden. "Wenn sie transportfähig sind, nehmen wir sie zu den Veranstaltungen mit. Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit - wir werden alle alt", sagt Röder. Waren 2007 noch 16 Jubilare zur 50-jährigen Mitgliedschaft in der Siedlergemeinschaft geehrt worden sind es heuer nur noch sechs, die das 60. Jubiläum in der Siedlergemeinschaft feiern. Die Vereinigung lockt heute noch mit attraktiven Vorteilen für Haus- und Grundbesitzer. Eine automatische Haus- und Grundstückshaftpflichtversicherung, günstige Zusatzversicherungen und kostenlose Rechtsberatung gehören genauso zum Leistungsangebot wie die kostenlose Benutzung von Gemeinschaftsgeräten wie Gartenhäcksler, Hochdruckreiniger und Holzspalter. "Wenn man so ein Gerät woanders ausleiht, zahlt man mehr als unseren ganzen Jahresbeitrag", sagt Röder. Der liegt derzeit bei 30 Euro.
Am 24. Juni feiert die Siedlergemeinschaft ihr 60-jähriges Bestehen, für Grußworte werden neben Vertretern des Eigenheimerverbandes Bayern der 3. Bürgermeister Johann Hölzl und der Alt-OB Dieter Thalhammer, selbst Mitglied im Verein, erwartet.