Robert Weller (Freie Wähler):Verkehrsexperte von der Polizei

Lesezeit: 3 min

Als Polizist ist Robert Weller bei den Bürgern im Landkreis gut bekannt.

Von Gudrun Regelein, Freising

Robert Weller schaut müde aus. Zu viel Schlaf kommt der 33-Jährige derzeit nicht: Bis halb drei Uhr nachts hatte der Polizist auf dem Freisinger Volksfest Dienst. Nach ein paar Stunden Schlaf stehen bei dem Direktkandidaten der Freien Wähler für die Bundestagswahl noch ein Vortrag bei der Agendagruppe Senioren, ein Radiointerview in Pfaffenhofen und eine Partei-Veranstaltung im Terminkalender. "Meine Tage sind momentan eng getaktet", sagt er. "Und ja, ich bin froh, wenn der Wahlkampf vorbei ist." Er sei zwar mit großer Leidenschaft dabei, "aber anstrengend ist es schon": Alleine 26 Ortsverbandsversammlungen, drei Podiumsdiskussionen und verschiedene Presseinterviews absolviert er in dieser Zeit - zusätzlich zu seinem Beruf als Polizist und seinen Aufgaben als Stadtrat in Freising.

Oft werde er gefragt, weshalb er das mache, bekomme zu hören, er komme doch sowieso nicht in den Bundestag. "So darf man aber nicht denken", sagt Weller. Pessimistische Stimmen habe es auch bei der Bundestagswahl 2013 gegeben. Und damals hätten die Freien Wähler mit über 430 000 Stimmen immerhin ein Ergebnis von einem Prozent erzielt. "Ich bin mir sicher, dass wir dieses Mal unser Ergebnis steigern können", sagt er optimistisch. Denn inzwischen seien die Freien Wähler auf allen Landeslisten vertreten und hätten deutlich mehr Direktkandidaten. "Fünf Prozent werden wir zwar nicht erreichen können, aber ja vielleicht zwei bis drei Prozent - noch sind viele Wähler unentschlossen", meint Weller. Fünf Prozent zu erreichen aber sei das eigentliche, das langfristige Ziel - wenn nicht bei dieser Wahl, dann bei der nächsten oder übernächsten.

Mein Freising
:Vielleicht mal eine Nacht im Dom

Robert Weller gefällt vor allem die Innenstadt

Interview von Angie Fuchs

Weller arbeitet seit 2009 in der Polizeiinspektion Freising

Und als Direktkandidat? Da sei "natürlich" Erich Irlstorfer der Favorit, aber auch er bekomme "wahnsinnig viel positive Rückmeldungen". Zwischen fünf und zwölf Prozent würde er sich erhoffen - und unwahrscheinlich sei das nicht, sagt Weller. Er sei zumindest im Landkreis Freising bekannter als viele der anderen Mitbewerber: "Die Freisinger kennen mich." Erstaunlich ist das nicht, denn Weller, der 1984 in München geboren wurde, wuchs in Freising auf. Nach seiner Berufsausbildung bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei in Eichstätt kehrte er in den Landkreis zurück. Seit 2009 arbeitet er auf eigenen Wunsch in der Polizeiinspektion Freising; seit diesem Monat im Sachgebiet Verkehr. Weswegen Weller seine Aufgabe als Verkehrsreferent der Stadt aufgeben musste.

Der Verkehr liege ihm am Herzen, sagt er: "Verkehr - da kenne ich mich aus, da komme ich her." Der Verkehrsdruck im Landkreis sei immens groß. "Das ist ein Thema, bei dem es viel zu tun gebe." Weller nennt als Beispiele die Nord-Ost-Umfahrung, bei der bei Marzling dringend ein vierspuriger Ausbau notwendig sei. Auch die Dauerstaus auf den Autobahnen rund um Freising und München forderten eine Lösung. Ein "intelligenter Ausbau" des Öffentlichen Nahverkehrs könnte die Situation entlasten, sagt er.

Seit seinem 22. Lebensjahr ist Weller politisch aktiv: 2007 wurde er Mitglied bei den Freien Wählern Freising, ein Jahr später bei der Landeswählergruppe Freie Wähler Bayern. 2012 wurde er zum Ersten Vorsitzenden der Freien Wähler Freising, bei den Kommunalwahlen 2014 schließlich in den Stadtrat gewählt. Die Kommunalpolitik sei Schwerpunkt der Partei. Es gehe den Freien Wählern nicht um Parteipolitik, sondern um Sachthemen. Die Nähe zu den Bürgern sei ihnen wichtig, betont er. "Wir stehen für echte bürgernahe Lösungen. Das können wir wirklich. Uns kann man einfach auf dem Markt oder im Schwimmbad anquatschen." Die Freien Wähler seien greifbar und nicht abgehoben. Und diese Glaubwürdigkeit sei, mit der man punkten könne.

"Den kenne ich, finde ich nett, kann ich anrufen, sagen die Leute - vielleicht wählen sie mich auch"

Ein Schwerpunkt und ganz wichtiges Thema für ihn sei deshalb der Kampf gegen die Dritte Startbahn. "Und das ist mir wirklich ernst." Schließlich wäre er als Sünzhausener direkt betroffen, "die Flugzeuge würden dann mein Haus direkt überfliegen". Regional und kommunal also sei man stark vertreten - und bekannt. Gerade diese große Präsenz vor Ort aber sei der Grund, weshalb man sich auf Bundesebene schwer tue. "Noch", fügt Weller an. Aber er habe einen großen Bekanntheitsgrad: "Den kenne ich, finde ich nett, kann ich anrufen, sagen die Leute - vielleicht wählen sie mich auch."

Für den Wahlabend aber sei nichts geplant, eine Party der Freien Wähler werde es in Freising nicht geben. "Ich werde mir die Ergebnisse anschauen und dann ist gut", sagt Weller. Und falls er doch das Direktmandat gewinnt? "Organisieren wir eben spontan etwas", sagt er und lacht. "Wenn ich das schaffe, dann gehe ich natürlich auch nach Berlin." Leicht würde ihm dieser Schritt zwar nicht fallen, er sei in Freising sehr verwurzelt. "Aber wenn ich schon antrete, dann meine ich das auch ernst."

© SZ vom 21.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: