Prozessauftakt:Überfall auf Hallbergmooser Rentnerehepaar

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Mutmaßliche Täter müssen sich derzeit vor der Jugendkammer am Landshuter Landgericht verantworten.

Von Alexander Kappen

Weil sie im vergangenen März ein Hallbergmooser Rentnerehepaar in deren Haus überfallen, mit einem Messer und einem Schraubenzieher bedroht und schließlich ausgeraubt haben, müssen sich seit Montag ein heute 18-jähriger Mann und sein 22-jähriger Komplize vor der Jugendkammer des Landshuter Landgerichts verantworten. Dem Jüngeren wird zudem zur Last gelegt, in Niederbayern mit einem anderen Täter, gegen den ein gesondertes Verfahren läuft, diverse Einbrüche in Geschäften und Vereinsheimen verübt sowie Autos geknackt zu haben. Die Beute betrug insgesamt mehr als 3000 Euro, der verursachte Sachschaden belief sich auf knapp 40 000 Euro.

Zum Auftakt des Prozesses, für den drei Verhandlungstage angesetzt sind, legten die beiden Angeklagten Geständnisse ab und räumten die Taten, bis auf einige Details, vollständig ein. Nach Angaben der beiden jungen Männer handelte es sich bei den Taten im Wesentlichen um Beschaffungskriminalität. Das erbeutete Geld war vorwiegend zum Kauf von Drogen gedacht. Beide gaben an, bereits seit Jahren täglich Substanzen wie Gras, Ecstasy, Kokain und Amphetamine konsumiert zu haben.

Seit 12. März sitzen die beiden nun in Untersuchungshaft. Das war der Tag, an dem sie zusammen mit einem damals 13-jährigen und daher noch strafunmündigen Kumpel das Ehepaar in Hallbergmoos überfallen haben. Die beiden Angeklagten machten damals eine Ausbildung in einer Jugendeinrichtung in der Nähe des Tatorts. Die Idee zu dem Raub hatte der 18-jährige Angeklagte zusammen "mit dem Kleinen", wie er den minderjährigen Mittäter in der Verhandlung nannte. Die beiden kundschafteten das Haus einen Tag vor dem Überfall aus, weil sie dachten, "dass da was zu holen ist", so der 18-Jährige. Das Objekt habe man zufällig ausgewählt. "Wir haben uns gedacht, das liegt weiter hinten und nicht direkt an der Hauptstraße." Den 22-jährigen Mitangeklagten habe er angesprochen und zum Mitmachen animiert, weil er dachte, dass es zu dritt vermeintlich einfacher sei.

Ein halber Liter Wodka als "Wegzehrung"

Der 22-Jährige erzählte dem Gericht, am Vortag des Überfalls noch "nein" gesagt zu haben. Am Tatabend sprach der 18-Jährige ihn dann offenbar noch einmal an. "Und dann haben wir Alkohol getrunken, Drogen konsumiert - und dann ist es passiert." Sie zogen mit dem Minderjährigen und einem halben Liter Wodka als "Wegzehrung" los. Das Messer, so sagten die beiden Angeklagten aus, habe der Minderjährige dabei gehabt. Er habe es ihnen unterwegs gezeigt. Der 18-Jährige gab an, man habe eigentlich in das Haus nur einbrechen wollen. Als sich herausgestellt habe, dass wer daheim ist, habe man umdisponiert und sich entschieden, zu klingeln. Der 22-Jährige widersprach dem: "Der Plan war, dass einer klingelt und wir dann da rein gehen." Und so kam es dann auch.

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Der 22-Jährige klingelte, und als der Hausherr öffnete, stürmten die drei maskierten Täter ins Haus. Dabei wurde der 76-Jährige gegen die Wand gestoßen und fiel zu Boden. Er zog sich eine Platzwunde am Kopf zu und brach sich ein Handgelenk. Der 18-Jährige sagte, er habe nicht gesehen, wer den Mann zu Boden gestoßen und dass dieser sich verletzt habe. Der 22-Jährige sprach davon, dass sein Mitangeklagter es gewesen sei. Das habe dieser ihm hinterher erzählt. Laut Anklage hielt der 18-Jährige dem Mann das Messer an die Kehle und drohte ihm mehrfach, ihn abzustechen, wenn er kein Geld herausgebe. Der Angeklagte stritt das ab. Er habe das Messer zu keiner Zeit in der Hand gehabt. "Wer den Herrn mit dem Messer bedroht hat, weiß ich nicht mehr." Der 18-Jährige räumte jedoch ein, in einer Kommode im Haus einen Schraubenzieher gefunden und mit diesem die Frau des Hauses bedroht zu haben: "Ich wollte ihr damit Angst machen." Während der 22-Jährige den am Boden liegenden Mann bewachte, händigte die Frau den beiden anderen Räubern schließlich etwa 850 Euro aus. Dann floh das Trio.

Das Geld untereinander aufteilen konnten die drei nicht mehr. Die Überfallopfer riefen die Polizei, die eine Fahndung einleitete und die Räuber kurz danach festnahm.

© SZ vom 30.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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