Massenhausen:Ein Dorf will sein Haus

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Mitglieder des neuen Vereins "Bürgerforum": (von links) Helmut Bachhuber (Kassier), Sabine Klotz (Zweite Schriftführerin), Armin Nebauer (Erster Schriftführer), Martin Langenegger (Erster Vorsitzender) und Felix Klotz (Zweiter Vorsitzender). (Foto: Marco Einfeldt)

In Massenhausen hat sich der Verein "Bürgerforum" gegründet, der die Interessen der Einwohner vertreten möchte. Vor allem aber will er ein altes Projekt verwirklichen: den Bau eines Gemeinschaftshauses.

Von Francesca Polistina, Neufahrn

Viele Dörfer in Deutschland sind vom Aussterben bedroht. Junge Menschen ziehen weg, die Wirtshäuser schließen, das kulturelle Leben schläft ein. Ein trauriges Schicksal - von dem die meisten Ortschaften im Münchner Umland allerdings verschont bleiben.

Auch Massenhausen ist von diesem Szenario weit entfernt. Rund 1300 Menschen leben in dem kleinen Ortsteil nördlich von Neufahrn, und es werden mehr. Was hier fehlt, ist nicht ein soziales Leben oder ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl, sondern - ganz pragmatisch - ein Ort, der allen offensteht und allen zugänglich ist. Ein Ort, an dem Bürgerversammlungen sowie kulturelle oder Freizeitaktivitäten stattfinden können, sei es ein Seniorentreff oder eine Krabbelgruppe.

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Eine Gruppe von Einwohnerinnen und Einwohnern will das ändern. Am Mittwochabend kamen mehr als hundert Menschen zusammen, das bedeutet rund zehn Prozent der Dorfbevölkerung, und beschlossen die Gründung des Vereins "Bürgerforum Massenhausen". Der Verein, dessen erster Vorsitzender Martin Langenegger ist, will die Interessen der Massenhausener nach außen vertreten. Vor allem aber hat er ein Ziel: Das alte Projekt "Pfarrheim Plus" wieder aufleben zu lassen - und ein Ortsgemeinschaftshaus zu schaffen, erklärt Langenegger. Ein ähnliches Gebäude gibt es seit 2021 in Fürholzen.

Konkret ging es bei dem 2015 in Massenhausen gestarteten Projekt um den Bau eines Begegnungszentrums, das direkt an das bestehende Pfarrhaus angeschlossen werden sollte und kirchliche und weltliche Welt unter einem Dach vereint hätte - um Kosten zu sparen und Synergien zu bündeln. In den vergangenen Jahren sei die Idee jedoch ins Stocken geraten, weil sich die beiden Beteiligten, das heißt die Gemeinde und die Kirche, trotz anfänglicher Begeisterung nicht über die konkrete Umsetzung einigen konnten, so Ortssprecher Otto Radlmeier. Denn so schön es auch klingt, ein Haus für alle zu bauen: Wegen der Finanzierung und des künftigen Betriebs bevorzugen die Parteien separate Gebäude.

Doch die Massenhausener halten an ihrem "Jahrhundertprojekt" fest, wie Radlmeier es nennt. Sie wollen nun ein eigenes Gemeinschaftshaus neben dem Pfarrhaus errichten lassen, die Kirche habe die Bereitschaft signalisiert, das Grundstück in Erbpacht zur Verfügung zu stellen. Auch ein Dorfplatz könnte dort entstehen, der ganze Ortskern bekäme dadurch ein völlig neues Gesicht. Er würde, so formulieren es die Vorstandsmitglieder des Vereins, zukunftsfähiger werden.

Das Gemeinschaftshaus soll neben dem Pfarrhaus entstehen. (Foto: Marco Einfeldt)

Das bedeutet aber auch, dass die schon erstellte Machbarkeitsstudie teilweise wiederholt werden muss, weil sich die Rahmenbedingungen geändert haben. Auch deshalb hat sich der Verein "Bürgerforum" konstituiert, sagt Vorsitzender Martin Langenegger. Der Verein will demnächst, voraussichtlich schon im März, eine neue Machbarkeitsstudie in Auftrag geben.

Darin soll auch die Frage nach der Finanzierung analysiert werden, weil die Kirche nicht mehr an Bord ist. Hauptträger wäre also die Gemeinde Neufahrn, die gerade mit anderen Großprojekten beschäftigt ist und wie andere Kommunen auch mit steigenden Kosten und Zuweisungen (insbesondere bei der Kreisumlage) zu kämpfen hat. Auch deshalb denkt der Vorstand über zusätzliche Fördermittel nach: Als Projekt der dörflichen Entwicklung könnte das Gemeinschaftshaus auch vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern, von der regionalen Aktionsgruppe "Leader" und von der Europäischen Union gefördert werden, sagen die Mitglieder des Vereins. Von der Umsetzung ist man noch weit entfernt, aber eines ist sicher: die Massenhausener lassen nicht locker.

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