Landtagswahl im Landkreis Freising:"Informiert Euch, dann läuft es"

Lesezeit: 4 min

Alina Graf stand dem Kreisjugendring Rede und Antwort. (Foto: Marco Einfeldt)

Alina Graf aus Neufahrn ist Direktkandidatin der SPD. Sie hat dem Kreisjugendring in einem Videointerview erzählt, was sie unter der sozial-ökologischen Wende versteht und warum man sich immer auch selbst hinterfragen sollte.

Der Kreisjugendring, namentlich dessen Arbeitskreis Jugendpolitik, hat sich schon bei früheren Wahlen mit Aktionen rund um Kandidatinnen, Kandidaten und Wahlprogramme hervorgetan - den Fokus dabei immer gerichtet auf das eigene, jugendliche Klientel. Zur Landtagswahl am Sonntag, 8. Oktober, wird in Zusammenarbeit mit der Freisinger SZ nicht nur wieder eine "Fishbowl"-Diskussion mit den örtlichen Stimmkreisbewerbern im Lindenkeller organisiert (Oberhaus, Mittwoch, 20. September, 18.30 Uhr), der Arbeitskreis hat die Direkt-Kandidatinnen und -Kandidaten auch einem "Fragenhagel" ausgesetzt.

Eingeladen wurden dazu alle örtlichen Kandidierenden, die bei den zu dem Zeitpunkt aktuellen Umfragen eine realistische Chance auf einen Einzug in den Landtag hatten. Die AfD hat auf die Einladung nicht reagiert, der Kandidat der FDP, Helmut Markwort, hat keine Zeit für eine Teilnahme gefunden. Kurzfassungen der im "Fragenhagel" entstandenen Video-Interviews veröffentlicht die Freisinger SZ in den kommenden Tagen. Der Link zu dem vollständigen Video findet sich weiter unten. Heute: Alina Graf (SPD)

KJR: Hallo Alina, würdest Du dich kurz vorstellen?

Alina Graf: Hi, ich heiße Alina, bin 31 Jahre alt und wohne in Neufahrn, komme ursprünglich aus Köln, bin jetzt aber seit über zehn Jahren in Bayern, also ich glaube halbwegs akklimatisiert. Ich habe Biotechnologie studiert und arbeite gerade in der Laborautomatisierung. Nicht so politisch, aber kenne mich dadurch, glaube ich, naturwissenschaftlich ganz gut aus.

Und für wen trittst du an?

Ich trete an für die SPD als Direktkandidatin für die Landtagswahl im Landkreis Freising.

Was sind die wichtigsten drei Kernpunkte deines Wahlkampfs?

Eine sozial-ökologische Wende. Also ehrliche, transparente Klimapolitik, die vor allem auch konsequent durchgeführt wird. Das andere Ziel ist, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen. Und der dritte Punkt ist eigentlich der Kampf gegen rechts, also rechten Strukturen in Bayern den Boden zu entziehen.

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Dann kommen wir jetzt zu einigen kurzen Ja-Nein-Fragen. Dritte Startbahn, Ja oder Nein?

Nein.

Unterstützt du eine Absenkung des Wahlalters auf 16?

Ja.

Könntest du dir eine Weitung der Öffnungszeiten im Einzelhandel in Bayern vorstellen?

Nein.

Zum Bayerischen Landtag fährst du mit dem Auto, den Öffis oder dem Fahrrad?

Den Öffis.

Nun die längeren Fragen. Wie sehr ist der Landeswahlkampf deiner Meinung nach von der Bundespolitik geprägt?

Aktuell glaube ich sehr.

Was wirst du konkret für Jugendliche im Landkreis Freising tun?

Konkret für Jugendliche wollen wir zum Beispiel beim Wohnraum für Azubis und Studierende nachbessern. Gleichzeitig möchte ich mich auch für bessere Sportförderung, also für bessere Ausstattung von Vereinen und so einsetzen.

Wie willst du den durch den Klimawandel bereits auftretenden Problemen entgegenwirken?

Was weggehört, sind so Sachen wie 10H oder die dritte Startbahn. Ein bisschen langfristiger braucht es einen Ausbau vom ÖPNV und eine Abkehr vom Individualverkehr. Verkehrswende heißt für mich nicht, dass alle mit Elektroautos fahren, sondern dass dafür gesorgt wird, dass Mobilität für alle da ist - in Form von ÖPNV oder eben Radverkehr. Außerdem wichtig ist eine dezentrale Energiewende.

Was ist dein Tipp an alle Erstwähler und -wählerinnen?

Lest die Wahlprogramme, schaut Euch die Direktkandidaten und -kandidatinnen an, was Euch wichtig ist, informiert Euch, ja und dann, glaube ich, läuft es.

Du willst Umweltpolitik sozial gerecht gestalten. Wie könnte das geschehen?

Ein Beispiel ist der ÖPNV, dass eben für alle Menschen bezahlbare Mobilität möglich ist und gleichzeitig Emissionen gesenkt werden. Das andere ist die dezentrale Energiewende, die dafür sorgt, dass Energie bezahlbar und in der Hand der Bürgerinnen und Bürger vor Ort bleibt. Schwerer wird es, wenn es zu individuellen Belastungen kommt. Also zum Beispiel bei so Sachen wie dem Gebäude-Energie-Gesetz von der Bundesregierung. Da ist es wichtig, entsprechende Förderungen so zu gestalten, dass sie auch von allen Menschen wahrgenommen werden können.

Wie begegnest du den hohen Umfragewerten der AfD?

Ich glaube, die einzig richtige Art, dem zu begegnen, ist, nicht aufzugeben, also weiter für andere politische Ziele einzustehen. Vor allem aber auch, sich selbst zu hinterfragen: Wo kann man Alltagsrassismus abbauen, wo haben wir einen Teil der Menschen abgehängt, wie können wir eigentlich diese Gesellschaft wieder mehr zusammenbringen? Und natürlich muss man Populismus selber vermeiden, immer auf einer sachlichen Ebene bleiben und nicht selber populistische Theorien in den Raum setzen, weil das hat dann einen selbst vervielfältigenden Effekt.

Du forderst mehr Demokratiebildung an Schulen. Welche Fächer müssen dafür zurückstecken?

Ich glaube, wir müssen davon wegkommen, dass wir sagen, okay Priorität haben immer Deutsch, Mathe, also diese harten Fächer. Stattdessen müssen wir mehr Raum bieten für Politik, Sozialkunde und solche Fächer. Ich werde jetzt nicht den Lehrplan selber gestalten. Das überlässt man am besten den Fachkräften, die an Schulen arbeiten, weil ich mir nicht herausnehmen würde, zu sagen, ich weiß, was besser ist. Aber ich sehe halt schon, dass diese Fächer zu wenig Raum bekommen, gerade in Bayern.

Du sprichst dich für kostenlosen ÖPNV aus. Wie finanziert man einen weiteren Ausbau des ÖPNV, wenn die Tickets gratis sind?

Also wir reden von einer Umlagenfinanzierung. Das heißt, alle Menschen zahlen irgendwo ein, über Steuermittel, und dadurch finanzieren wir den Ausbau des ÖPNV. Im Gegenzug können Menschen für weniger Geld fahren. Ich meine, SPD-Linie ist da ein 29-Euro-Ticket für alle und ein kostenloses Ticket für Schülerinnen und Schüler, Studierende und Azubis. Ich denke, das ist ein ganz guter Vorschlag.

Die Miet- und Kaufpreise im Landkreis sind extrem hoch und Junge haben es auf dem Wohnmarkt schwer. Was will die SPD tun, um die Lage zu verbessern?

Die SPD fordert einerseits "die echte eine Milliarde" für den sozialen Wohnungsbau. Was heißt das? Aktuell gibt die Staatsregierung über eine Milliarde für Wohnungsbau aus, aber 400 Millionen davon kommen vom Bund. Wenn wir jetzt diese eine Milliarde tatsächlich aus dem Haushalt der Staatsregierung nehmen würden, dann wäre das schon mal mehr Geld, was da ist. Gleichzeitig wollen wir die Bindung in den Sozialwohnungen verlängern. Und wir wollen für Azubis und Studierende Wohnheime ausbauen.

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