Auf den ersten Blick sieht der Altar der Neufahrner Wallfahrtskirche wie ein ganz normales Kunstwerk aus der Barockzeit aus: prächtig ausgestattet, reich an Schmuck, mit viel Gold und vielen Ornamenten. In der Mitte steht eine gekreuzigte Figur aus dem 12. Jahrhundert: sie trägt ein langes Gewand und eine Königskrone, sie hat lange Haare und einen Vollbart. Und da ist noch diese Tafel, gut sichtbar am Fuß des Kreuzes: Darauf steht nicht "Jesus" oder die übliche Inschrift "I.N.R.I.", wie man vielleicht vermuten könnte, sondern der Name einer Frau. Sie heißt Wilgefortis und aufgrund ihrer äußerlichen Merkmale wurde sie schon mal als "Die Heilige mit Bart" beschrieben. Oder auch: "Die Vorgängerin der Conchita Wurst".
Alte Kirche in Neufahrn:Die queere Frau am Kreuz
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Eine mittelalterliche Christusfigur wurde in Neufahrn als Sankt Wilgefortis wahrgenommen und jahrhundertelang verehrt. "Die Heilige mit Bart" wird von der Kirche nicht mehr anerkannt, erlebt aber inzwischen ein Revival. Erst recht in der LGBTQ-Gemeinschaft.
Von Francesca Polistina, Neufahrn
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