Kinderbetreuung in Moosburg:Nicht nur das Alter zählt

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Wenn im Moosburger Feyerabendhaus der Stadtrat tagt, sind regelmäßig zahlreiche Eltern mit dabei, um den aktuellen Stand beim Dauerthema Kita-Plätze abzufragen. (Foto: Marco Einfeldt)

Darf ein Vierjähriger durchs Raster fallen? In der mittlerweile schon obligatorischen "Elternsprechstunde" im Stadtrat werden die Vergabekriterien für die raren Kita-Plätze von Müttern und Vätern kritisch hinterfragt.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Der Tagesordnungspunkt 2 jeder Stadtratssitzung läuft gemäß Paragraf 27, Absatz 2 der Geschäftsordnung in Moosburg stets unter der Bezeichnung "Bürgeranfragen". Genau genommen könnte man den Punkt aber auch guten Gewissens in "Elternsprechstunde" umbenennen. Seit Wochen und Monaten pilgern Mütter und Väter regelmäßig in den Sitzungssaal des Feyerabendhauses, um Bürgermeister Josef Dollinger (FW) und den Ratsmitliedern in Bezug auf die vielen fehlenden Kita-Plätze auf den Zahn zu fühlen. In der jüngsten Sitzung gerieten die Vergabekriterien, nach denen die Kita-Plätze zugewiesen werden, ins Visier der kritischen Eltern.

Thomas Wolf, Vater eines bald vierjährigen Buben, klagte, dass sein Sohn Gefahr läuft, "dass er zum zweiten Mal hintereinander durch das Raster fällt - und dann hat er nur ein Jahr im Kindergarten, bevor er in die Schule kommt". Während sein Sohn, Jahrgang 2020, wohl nicht zum Zuge komme, seien dessen Freunde, Jahrgang 2021, nach der Anmeldung im Kindergarten zum Gespräch eingeladen worden. Er sei berufstätig und seine Frau als Selbständige halte ihren Betrieb mit dem Aufbrauchen privater Ersparnisse am Laufen, berichtete er: "So besteht die Gefahr, dass ein kleiner Betrieb in Moosburg auf der Strecke bleibt."

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Der Vater fragte, wie es denn sichergestellt werde, dass die Kindergartenplätze "nach nachvollziehbaren Kriterien vergeben werden". Die zuständige Fachabteilung vergebe die Plätze nach einer Prioritätsliste, antwortete der Bürgermeister. Dabei würden Fragen abgeklopft wie: "Gibt es eine andere Betreuungsmöglichkeit? Sind beide Eltern berufstätig? Und so weiter." Mehr könne er nicht sagen. "Wir tun alles, was wir können", betonte der Bürgermeister und listete einmal mehr sämtliche Krippen und Kindergärten auf, die derzeit im Bau oder in Planung sind.

"Mehr kann die Stadt nicht leisten", auch wenn das derzeit nicht für alle Kinder reiche "und zwangsläufig wer auf der Strecke bleibt", bedauerte Dollinger. Er verwies noch einmal auf das Kinderhaus in den Amperauen, das man kürzlich gebaut habe. Und auf die "7,2 Millionen Euro, die wir jährlich als Abgleich allein für die Kinderbetreuung im Haushalt haben". Man müsse jetzt ohnehin die Kindergartengebühren erhöhen, "weil wir sonst unseren Haushalt nicht mehr genehmigt bekommen".

Die Stadt könnte sich vorstellen, auch einen Kindergarten der Kirche zu übernehmen

Der katholischen Kirche, in deren Kindergärten aufgrund von Personalmangel derzeit zwei Gruppen nicht besetzt werden können und somit 50 Plätze fehlen, habe man Unterstützung angeboten, sagte der Bürgermeister, "aber da ist bisher nichts rausgekommen". Er gehe sogar davon aus, "dass der Stadtrat dafür wäre, dass wir für eine der beiden Einrichtungen der Kirche die Trägerschaft übernehmen". Das Problem ist allerdings, dass die Liegenschaften der Kirche gehören und die örtliche Kirche nicht über deren Schicksal entscheiden kann. Dollinger kann sich jedoch vorstellen, "dass sich die katholische Kirche irgendwann von der einen oder anderen Einrichtung trennen wird".

Was die kommunalen Einrichtungen angeht, bekräftigte Kita-Referentin Nathalie von Pressentin (Grüne), die Stadt habe zuletzt "sehr viel gemacht, aber sie kommt trotzdem nicht mehr hinterher". Deshalb, da pflichtete sie dem Bürgermeister bei, "ist es so, dass einige Leute bedauerlicherweise auf der Strecke bleiben". Die Vergabe der Kindergartenplätze richte sich nicht nur nach dem Alter, versicherte sie, "sondern da spielen auch ganz viele andere Kriterien mit rein". Evelyn Stadler, die Geschäftsleiterin im Rathaus, merkte an, dass die Kita-Einschreibung noch laufe: "Es sind noch nicht alle Absagen oder Einladungen zu Gesprächen raus."

Johannes Becher (Grüne), hakte noch einmal nach. "Dass wir nicht allen gerecht werden können, ist schon klar", sagte er: "Aber wenn, wie im vorliegenden Fall, der Junge schon vier wird und beide Eltern berufstätig sind, was soll man denn dann noch an Kriterien erfüllen?" Er regte an, diesen konkreten Fall noch einmal zu prüfen.

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