70  Jahre Rosenhof-Kino in Moosburg:Eine echte Leinwand-Geschichte

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Vor 70 Jahren wurden die Rosenhof-Lichtspiele in Moosburg eröffnet. Das wird nicht nur mit Gästen aus Politik und Wirtschaft gefeiert, sondern auch mit dem Kultfilm "Die drei Dorfheiligen", der schon zur Eröffnung lief.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Viel hätte nicht gefehlt, dann wäre Moosburg womöglich für immer ohne Kino dagestanden. Der inzwischen verstorbene Thomas Häring musste im Sommer 2008 die Rosenhof-Lichtspiele, die er mit seiner Frau Marianne rund 50 Jahre lang betrieben hatte, aus gesundheitlichen Gründen schließen. Es folgten bange Monate, in denen die Moosburger Kinoliebhaber um den Fortbestand des letzten Lichtspielhauses in der Stadt fürchten mussten. Schließlich entschloss sich die Tochter der bisherigen Betreiber, Beate Häring-Dollinger, 2009 dazu, das Kino zusammen mit ihrem Mann Josef Dollinger zu modernisieren und weiterzuführen.

So kann der Familienbetrieb, der in dieser Art im Landkreis ein Alleinstellungsmerkmal hat, jetzt gleich drei runde Jubiläen auf einmal feiern. An diesem Dienstag, 26. November, jährt sich die Eröffnung der Rosenhof-Lichtspiele zum 70. Mal. Zudem ist das Kino heuer 60 Jahre lang in Hand der Familie Häring, und die erwähnte Wiedereröffnung nach einem umfangreichen Umbau liegt genau ein Jahrzehnt zurück. Diesen Dienstag begehen die Kinobetreiber das dreifache Jubiläum bei einem Festabend mit geladenen Gästen aus Politik und Wirtschaft. Am Samstag, 30. November, 14 Uhr, wird dann im Rosenhof für alle Interessierten der Kultfilm "Die drei Dorfheiligen" mit Joe Stöckel, Beppo Brem, Walter Sedlmayr, Willy Reichert und Liesl Karlstadt in einer Gratisvorstellung gespielt - jener Streifen, der bei der Eröffnung am 26. November 1949 zu sehen war.

Auch aus Freising, das seit Jahren kein eigenes Kino mehr hat, kommen viele Besucher

Die Rosenhof-Lichtspiele entstanden aus der früheren Brauerei "Neue Post", die vor dem Krieg von der Familie Gandorfer geführt wurde. Nach Kriegsende, so steht es in einer kleinen historischen Abhandlung, die die Betreiber zusammengestellt haben, sei das Haupthaus (jetzt Elektro Stampfl) von den Amerikanern beschlagnahmt worden. Nach der Rückgabe wurde es "renoviert und von der neuen Besitzerfamilie Hausner wieder als Hotel in Betrieb genommen. Herr Hausner war zugleich Kinobetreiber von circa 30 Filmtheatern, und so baute er in den Rückgebäuden des damaligen Rosenhofs ein Kino ein". Im ehemaligen Pferdestall wurde eine Gastronomie eingerichtet, es schloss sich ein Biergarten an. Aus finanziellen Gründen wurde der Rosenhof nach zehn Jahre in Teilstücken verkauft.

Thomas Häring erwarb das Kinogebäude und erweiterte das Wohn- und Geschäftshaus des Rosenhofs, der schon damals "ein kulturelles Zentrum in unserer Stadt" war, wie es in der Chronik heißt. So fanden dort zahlreiche Modeschauen, Faschingsbälle und sonstige Events statt. Die Gaststätte trennte Häring ab. Er verpachtete sie als Tanzcafé und später als Diskothek, die Namen wie Edenrock, Disco Daus, Mad House oder Night Train trug. Den großen Kinosaal mit seinen etwa 560 Plätzen baute Häring in zwei Säle um. Den Moosburger Kinogängern bot sich dann Jahrzehnte lang ein gewohntes Bild: Marianne Häring verkaufte an der Kasse die Tickets, Getränke, Süßigkeiten und Knabbereien. Thomas Häring, der auch selbst die Filmrollen einlegte, stand am Eingang zu den Sälen und riss die Karten ab. Im Jahr 2008 war dann Schluss.

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Die Münchner Event & Kultur GmbH zeichnet die Moosburger Rosenhof-Lichtspiele als "Lokal des Jahres" in der Kategorie Kino-Gastronomie aus. Der Familienbetrieb bietet in seiner Wirtschaft gutbürgerliche Küche an

2008 hätte das Moosburger Kino beinahe seine Pforten geschlossen

Es wurde hin und her überlegt, wie der Kinostandort Moosburg am Leben gehalten werden könnte. Auch ein Verein als Betreiber war im Gespräch. Schließlich entschieden sich Beate Häring-Dollinger und Josef Dollinger, die Rosenhof-Lichtspiele zu übernehmen. Es folgte die dringend nötige zweite Generalsanierung des Kinos, die Säle wurden umgebaut, modernisiert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die vormalige Diskothek wurde als Gaststätte und Foyer wieder ins Kino integriert. Bereits 2012 entstand auf der Fläche eines ehemaligen Schuppens ein Anbau mit zwei weiteren Kinosälen. 2013 folgte die Eröffnung des Biergartens.

Seine Funktion als Kulturstätte hat sich der Rosenhof bewahrt. So sind dort nicht nur Filme zu sehen. Der Kinosaal 1 wurde im Stil eines klassischen Theaters ausgebaut und mit einer Bühne ausgestattet, so dass dort regelmäßig Musik-, Theater- und Kabarettveranstaltungen stattfinden können. Axel Hacke und Michael Lerchenberg traten ebenso schon im Rosenhof auf wie Nepo Fitz und Sebastian Nicolas. Seit 2014 nimmt der Rosenhof auch an den Schulkinowochen mit jährlich mehr als 2000 Schülern teil. Diese kommen nicht nur aus Moosburg, sondern aus der ganzen Umgebung. So wie die Gäste des regulären Kinobetriebs auch. "Wir haben auch Gäste aus der Stadt Landshut, die mit Kinos gut versorgt ist - trotzdem kommen sie zu uns, weil es ihnen bei uns besser gefällt", sagt Josef Dollinger. Auch aus Freising, das seit Jahren schon kein eigenes Kinos mehr hat, gebe es viele Besucher, "die lieber zu uns fahren als nach Neufahrn", so Dollinger: "Ich glaube, dass die, denen es bei uns gefällt, auch bei uns bleiben, wenn es in Freising mal wieder ein Kino gibt".

Vielleicht ist der Rosenhof dann ja schon in die dritte Generation der Familie Häring/Dollinger übergegangen. Tochter Verena, die bereits im Betrieb ihrer Eltern mitarbeitet, soll diesen übernehmen. Falls Josef Dollinger im März zum Bürgermeister gewählt wird, ist sie womöglich schon kommendes Jahr die neue Chefin.

© SZ vom 26.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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