Hamburg, Frankfurt, Paris - was haben diese großen Metropolen gemeinsam? Alle hatten sie das Nachsehen im Rennen mit der nicht ganz so großen Metropole Moosburg. Dort nämlich will der Gabelstapler- und Logistiksysteme-Hersteller Jungheinrich seinen Standort erweitern und im Industrie- und Gewerbegebiet Degernpoint ein mehrgeschossiges Bürogebäude nebst einer modernen Präsentationshalle errichten.
Die Mitglieder des Moosburger Stadtrats überschlugen sich in ihrer jüngsten Sitzung förmlich vor Begeisterung. Sowohl die Aufstellung des für das Vorhaben erforderlichen Bebauungsplans Degernpoint Nordost II als auch die nötige Änderung des Flächennutzungsplans wurden mit 21:0 Stimmen durchgewunken.
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Letzterer soll ein größeres Gebiet als nur die 2,37 Hektar für den aktuellen Bebauungsplan umfassen, um so auch spätere Erweiterungen der Jungheinrich-Niederlassung zu erleichtern. Betroffen sind die Flächen in einem Dreieck zwischen Staatsstraße 2350, Mittlerer Isarkanal und dem bestehenden Jungheinrich-Werk.
In Degernpoint wolle man die derzeit über mehrere Standorte verteilten Mitarbeiter in einem Gebäude zusammenfassen "und endlich attraktive Büroarbeitsplätze für sie schaffen", erläuterte Richard Brandstetter, Geschäftsführer der Jungheinrich Logistiksysteme GmbH, bei der Vorstellung der Pläne im Stadtrat. Und nicht zuletzt "wollen wir uns unseren Kunden besser und professioneller präsentieren". Dafür soll das so genannte "Experience Center" entstehen, das, wenn es mal fertig ist, wohl keine Wünsche mehr offen lässt.
Man wolle "was sehr Ansprechendes" kreieren, versicherte Brandstetter. Jungheinrich will in dem Neubau ganzjährig seine Automatiklösungen für Lagersysteme präsentieren und die Inhalte durch den Einsatz digitaler Medien von dort aus auch weltweit übertragen. So möchte man unabhängig von Messeterminen werden.
Degernpoint wurde in der Präsentation als der "perfekte Standort" gepriesen. Die Vorteile liegen auf der Hand. "Er ist nah zum Flughafen und sehr nah zur Autobahn A 92", so Brandstetter. Zudem verwies er auf die Nähe zu den zwei Moosburger Werken in Degernpoint und an der Steinbockstraße und auf die vorhandene Zuganbindung. Und demnächst soll dann auch noch der MVV-Rufbus die Stadt mit Degernpoint verbinden.
Als wesentlichen Standortvorteil führte Brandstetter aber auch die erfahrenen Mitarbeiter in Moosburg ins Feld: "Wir haben hier die Fachleute am Ort." Ein bedeutender Faktor, wenn es um Kundengespräche und Vorführungen geht. Das Geschäft mit Gabelstaplern macht bei Jungheinrich zwar immer noch zwei Drittel des Handels aus. Aber die Automatiklösungen, die im Moosburger Experience Center künftig präsentiert werden sollen, sind stark auf dem Vormarsch, "der Anteil steigt", so der Geschäftsführer.
Jungheinrich punktet im Stadtrat auch mit der nachhaltigen Bauweise
Ein Argument, das nie schaden kann, wenn man heutzutage um Zustimmung zu einem derartigen Bauvorhaben wirbt, ist die Nachhaltigkeit. Und in diesem Bereich ist Jungheinrich nach Ansicht sämtlicher Stadtratsmitglieder vorbildlich. So sind die neuen Gebäude nicht nur nach höchsten Standards zertifiziert. Zum "Nachhaltigkeitspaket" zählen auch begrünte Dächer, stromsparendes Energie- und Lichtmanagement, Regenwassernutzung und elektrische Ladestationen.
Bürgermeister Josef Dollinger (FW) bezeichnete das gesamte Vorhaben als "Quantensprung", an dem auch die Stadt Moosburg partizipiere. CSU-Fraktionssprecher Rudolf Heinz sagte, "wir freuen uns riesig, das ist eine Stärkung unserer Wirtschaft und schafft Arbeitsplätze". Das Nachhaltigkeitskonzept sei "der Wahnsinn, da ist alles reingepackt, was derzeit möglich ist". Johannes Becher (Grüne) bezeichnete das Bauvorhaben, das Ende 2026 abgeschlossen sein soll, als "Meilenstein für die Stadt Moosburg". Damit sei "gesichert, dass wir die Firma Jungheinrich über Jahrzehnte als starken Partner haben werden". Komplett automatisierte Systeme machten übrigens die Lagerlogistik "auch energieeffizienter - das ist die Zukunft".
Alexander Strobl (Linke) bezeichnete die Pläne von Jungheinrich als "sehr vorbildlich". Auch deshalb, weil die Firma auf die "Fachleute hier aus der Gegend" vertraue und nicht alles ins Ausland auslagere, da "alles immer billiger und noch billiger sein muss". Er erkundigte sich auch danach, ob man für Jungheinrich Richtung Kanalbrücke nicht eine zusätzliche Auffahrt auf die Staatsstraße errichten könne. Moosburgs Bauamtsleiter Herbert Held hielt es "für ausgeschlossen, dass das genehmigt wird". Das Straßenbauamt wolle stattdessen, um die Anbindung Degernpoints zu verbessern, "die Büchl-Kreuzung optimieren".