Gesundheitswesen:Hausärzte dringend gesucht

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In Moosburg besteht großer Bedarf an weiteren Hausärzten. Wer eine Praxis eröffnen oder übernehmen will, kann mit hohen Zuschüssen rechnen. (Foto: zerocreatives/imago/Westend61)

Für den Raum Moosburg droht laut Kassenärztlicher Vereinigung eine Unterversorgung, der Bürgermeister setzt seine Hoffnungen in ein neues Ärztehaus. Anders sieht es in Langenbach aus: Eine originelle Kampagne zeigt Erfolg.

Von Petra Schnirch, Moosbrg/Langenbach

Mit der ärztlichen Versorgung in ihrer Stadt sind viele Moosburger unzufrieden. "Wir bräuchten dringend einen Orthopäden und einen zusätzlichen Kinderarzt", sagt Bürgermeister Josef Dollinger (FW). Auch andere Fachrichtungen seien "nicht gerade überbesetzt", der Augenarzt sei mehr als überlastet. "Wir hätten großen, großen Bedarf", bilanziert Dollinger. Problem sei allerdings die kassenärztliche Zulassung. Lediglich bei Kinderärzten sieht die Kassenärztliche Vereinigung (KVB) für den Landkreis Freising noch 1,5 Niederlassungsmöglichkeiten. Was sonstige Fachärzte angeht, stuft sie die Region als überversorgt ein. Viele ließen sich lieber in Freising nieder, sagt Dollinger.

Weniger offensichtlich für Patientinnen und Patienten ist der Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten, der allerdings gilt mittlerweile als gravierend. 15 Allgemeinmediziner gibt es laut Versorgungsatlas in Moosburg und Umgebung, zwölf davon im Stadtgebiet, zwei in Nandlstadt und einen in Mauern. Schon seit 2021 stellt die KVB in diesem Bereich eine "drohende Unterversorgung" fest - neben Moosburg trifft das in ganz Oberbayern nur noch auf Mühldorf zu. Wirklich erklären kann sich Dollinger das nicht, Praxen-Leerstände gebe es derzeit keine, sagt er. Die Suche nach Hausärzten sei landesweit ein Thema, Moosburg sei da keine Ausnahme.

Allerdings ist das Problem hier laut den Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung akuter. Aktuell bestehen 6,5 weitere Niederlassungsmöglichkeiten für Allgemeinmediziner im Raum Moosburg, zu dem auch noch Hörgertshausen, Wang und Gammelsdorf gehören, mit insgesamt 33 887 Einwohnerinnen und Einwohnern. Der derzeitige Versorgungsgrad liegt laut KVB bei 76,88 Prozent, eine Unterversorgung beginnt bei 75 Prozent. Zum Vergleich: 2019 waren es mit 16 Ärzten noch 84,9 Prozent. Und fünf Ärztinnen und Ärzte sind bereits über 60.

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Eine Erklärung, warum die Situation vor allem in Moosburg so schwierig ist, hat auch Ärztesprecher Georg Miedl nicht. Generell sei aber der Trend zu beobachten, dass es junge Ärztinnen und Ärzte aus Gründen der Work-Life-Balance eher in die Großstadt zieht - oder zumindest in eine Kreisstadt. Auch in anderen Orten im Landkreis, etwa in Kirchdorf oder Allershausen, seien Stellen nicht besetzt.

Große Hoffnung setzt der Moosburger Bürgermeister auf das geplante Ärztehaus im Neubaugebiet Amperauen mit modernen Praxisräumen. Nach Aussagen des Investors bestehe bereits Kontakt zu Interessenten. Vielleicht entscheide sich ein Arzt auch, dort einen zweiten Standort zu eröffnen, sagt Dollinger. In etwa zwei Jahren könnte der Bau fertig sein.

Solange die KVB eine drohende oder vorhandene Unterversorgung feststellt, können neue Hausärzte mit einer nicht unerheblichen Förderung rechnen, bei einer Niederlassung oder Nachbesetzung gibt es bis zu 60 000 Euro, für die Errichtung einer Zweigpraxis bis zu 15 000 Euro. Wer eine Praxis über das 63. Lebensjahr hinaus weiterführt, erhält bis zu 4500 Euro pro Quartal. Auch das Landarztprogramm der Staatsregierung greift in diesen Regionen. Den Ärztemangel hatte vor Kurzem auch CSU-Bundestagsabgeordneter Erich Irlstorfer thematisiert. Er verwies auf eine Studie der TU München, die nach den Gründen dafür sucht und neue Ansätze aufzeigen will. Das Projekt läuft bis Ende 2025.

Langenbacher Internet-Kampagne stößt auf großes Interesse

Nur wenige Kilometer von Moosburg entfernt deutet vieles darauf hin, dass die Suche nach einem Arzt oder einer Ärztin ein glückliches Ende finden könnte. Die Werbekampagne der Gemeinde Langenbach in Zusammenarbeit mit der Agentur Kasper Communications hat weit über die Region hinaus Aufsehen erregt, zahlreiche Medien haben über den originellen Internetauftritt "Der Bachdoktor - ein Dorf sucht einen Arzt" berichtet. Gut angekommen ist der Aufruf offensichtlich auch bei der Zielgruppe. Es gebe viele ernsthafte Anfragen aus dem ganzen Bundesgebiet, sie "kratzen an der Zweistelligkeit", sagt Bernhard Götz, Geschäftsleiter der Gemeinde. Er sei überrascht, dass es so viele "ernsthafte, hoch qualifizierte Bewerber" seien.

Einige stammten aus der Gegend und wollten die Gelegenheit nutzen, hierher zurückzukehren, berichtet er. Andere seien schon länger auf der Suche oder wollten sich verändern und mit ihrer Familie aufs Land ziehen. Die Ersten waren schon persönlich in Langenbach "und haben jetzt noch mehr Interesse".

Die Gemeinde drückt aufs Tempo: Die Arztpraxis, für die ein Nachfolger gesucht wird, ist seit Kurzem geschlossen. Ende Mai tagt der Zulassungsausschuss der KVB. Danach muss die Praxis innerhalb von sechs Monaten eröffnet werden, sonst verfällt die Zulassung. Dann müsste der Sitz neu beantragt werden. Und das ist mitunter schwierig, wie das Beispiel Hohenkammer zeigt.

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