Ja zum Gewerbegebiet Unterreit:Umstrittene Grundsatzentscheidung

Lesezeit: 3 min

Baywa und Post möchten ihre Moosburger Niederlassungen in ein neues Gewerbegebiet in Unterreit verlegen. Der Stadtrat hat nun mit 12:7 Stimmen beschlossen, für diese Fläche einen entsprechenden Bebauungsplan aufzustellen. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Moosburger Stadtrat beschließt, für das Areal zwischen Reiteraustraße, Bahnlinie, Westumfahrung und Staatsstraße 2350 einen Bebauungsplan aufzustellen, damit Baywa und Post sich dort niederlassen können. Grüne und Fresh halten den Standort für falsch und werben bis zuletzt für Degernpoint als Alternative .

Von Alexander Kappen, Moosburg

Das Thema schlägt seit Anfang März hohe Wellen in der Stadt. Baywa Agrar, Baywa Baustoffe und Deutsche Post wollen ihre Moosburger Niederlassungen auf ein 5,4 Hektar großes, derzeit landwirtschaftlich genutztes Grundstück zwischen Reiteraustraße, Bahnlinie, Westumfahrung und Staatsstraße 2350 verlegen. Am 6. März hatte man den Aufstellungsbeschluss für den dafür nötigen Bebauungsplan Nr. 79 "GE Unterreit" im Stadtrat noch einmal vertagt. Bereits Tage zuvor hatten Anwohner Unterschriften gesammelt und gegen das Vorhaben mobil gemacht. Auch im Gremium selbst war und ist das Projekt höchst umstritten. Doch am Montagabend hat der Stadtrat nun in namentlicher Abstimmung das Bebauungsplanverfahren in Gang gesetzt.

Mit den zwölf Stimmen von Bürgermeister Josef Dollinger, Thomas Grundner, Josef Reif, Ludwig Kieninger, Reinhard Lauterbach (alle FW), Erwin Weber, Karin Linz, Manfred Tristl, Ludwig Haberl (alle CSU), Martin Pschorr, Gerd Beubl (beide SPD) sowie Philipp Fincke (FDP) und bei sechs Gegenstimmen der Grünen-Fraktion sowie einer von Fresh beschloss das Gremium neben der Aufstellung eines Bebauungsplans auch parallel eine Änderung des Flächennutzungsplans. Zudem soll zur Umsetzung des Vorhabens ein städtebaulicher Vertrag mit dem Bauträger, der Robert Decker Wohnbau GmbH, geschlossen werden, der die gesamten Kosten zu tragen hat. In diesem Vertrag sollen ausschließlich Nutzungen als Postverteilerzentrum, Agrar- und Baustoffhandel festgeschrieben werden.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Seitens des Bauträgers wurden vor der Abstimmung noch einmal die geänderten Entwurfsplanungen vorgestellt. Dabei versuchte man nicht nur mit der weitgehenden Holzbauweise der Gebäude und möglichst vielen Photovoltaikanlagen auf den Dächern zu punkten, sondern wies auch darauf hin, dass man die Gebäude gedreht habe, so dass nach außen hin ein größtmöglicher Schallschutz bestehe. Sollte der Lärm von der Staatsstraße an den Fassaden nach außen reflektieren, werde man anhand eines zu erstellenden Schallschutzgutachtens Maßnahmen ergreifen, um das zu unterbinden. Möglich seien auf der Südseite auch PV-Paneele an den Silos der Baywa, deren Höhe man von ursprünglich 24 übrigens auf 20 Meter reduziert habe, hieß es in der Präsentation.

Überzeugen konnte das die Kritiker freilich nicht. So präsentierte Johannes Becher für die Grünen-Fraktion kurzfristig einen Antrag, der eine Ansiedlung der Baywa mit ihren zwei Sparten und der Post im Gewerbegebiet Degernpoint vorsieht. "Wir sind alle daran interessiert, die drei Firmen in Moosburg zu halten und sollten uns bemühen, ein geeignetes Grundstück dafür zu finden", so Becher. Und das sieht er im Bereich des Flächennutzungsplans Degernpoint, der neben dem bereits bestehenden Gewerbe- und Industriegebiet auch das noch zu entwickelnde "Degernpoint 2" umfasst. Dort seien 37 000 Quadratmeter im Eigentum der Stadt und weitere 12 000 unmittelbar angrenzend an das Areal Degernpoint. Für die drei Betriebe benötige man 27 000 Quadratmeter, die seiner Meinung nach auch nicht zusammenhängend sein müssten. "Ich wäre auch bereit, neue Flächen auf noch nicht überplantem Agrarland für diese Firmen auszuweisen, weil es nötig ist", so Becher. Nur eben nicht in Oberreit.

"Es ist gut, wenn man nicht von lauter Gewerbegebieten umzingelt ist."

Dort sei der einzige Ortseingang, an dem sich noch kein Gewerbegebiet befinde, argumentierte Becher, "und es ist ja auch gut, wenn man nicht von lauter Gewerbegebieten umzingelt ist". Zudem handele es sich um eine Grundsatzentscheidung, ob man eine Bebauung westlich der Westumfahrung zulasse, "das ist eine Entscheidung mit städtebaulicher Tragweite". Deshalb beantragte Grünen-Fraktionschef Michael Stanglmaier auch eine namentliche Abstimmung. Dass die Mietverträge von Baywa und Post 2025 auslaufen, wollte Becher nicht so stehen lassen. Der Baywa-Vermieter habe ihm versichert, dass man über eine Verlängerung reden könne, "dann wäre der Zeitdruck bei der Grundstückssuche raus". Nur zu welchen Konditionen eine Verlängerung möglich wäre, das sei halt auch die Frage, konterte man seitens der Baywa.

Wie Philipp Fincke verwies auch Ludwig Kieninger darauf, "dass der meiste Anlieferverkehr für die Baywa aus dem Westen und Norden kommt, und da ist Unterreit halt näher". Und viele Argumente der Projekt-Gegner wie die angebliche Staubentwicklung auf dem Betriebsgelände seien für ihn "nicht nachvollziehbar - wenn man will, dann sucht man halt und kann immer was finden". Sein FW-Fraktionskollege Reinhard Lauterbach findet "den Standort Unterreit nicht ideal, aber in Degernpoint ist das Vorhaben derzeit halt nicht umsetzbar, wir haben die Grundstücke da noch nicht. Und wenn wir keinen verlässlichen Zeithorizont bieten können, sucht sich zumindest die Baywa einen anderen Standort - und der wird nicht in Moosburg sein".

Man habe eine große Verantwortung für in Moosburg erfolgreiche Unternehmen, sagte Martin Pschorr, in der Vergangenheit sei schon so manche Firma abgewandert. Es gehe eben auch um die Verfügbarkeit und die Anbindung eines Grundstücks. Man schaffe ja nicht gleich Baurecht und eröffne erst mal nur das Verfahren, in dem man "mit der Bürgerbeteiligung ja vielleicht einen Kompromiss zum Wohle der Stadt Moosburg findet".

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Gewerbegebiet Unterreit
:Noch zu viele Fragen offen

Der Moosburger Stadtrat verschiebt den Beschluss über die Aufstellung eines Bebauungsplans für eine 5,4 Hektar große Fläche an der Westumfahrung. Baywa und Post wollen ihre örtlichen Niederlassungen dorthin verlegen, weil aktuelle Mietverträge auslaufen.

Von Alexander Kappen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: