Gewerbegebiet Unterreit:Noch zu viele Fragen offen

Gewerbegebiet Unterreit: Würde diese Fläche jenseits der Westumfahrung, die man rechts im Hintergrund sieht, zu einem Gewerbegebiet, wäre laut Kritikern die anerkannte "natürliche Grenze der Stadtentwicklung" überschritten.

Würde diese Fläche jenseits der Westumfahrung, die man rechts im Hintergrund sieht, zu einem Gewerbegebiet, wäre laut Kritikern die anerkannte "natürliche Grenze der Stadtentwicklung" überschritten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Moosburger Stadtrat verschiebt den Beschluss über die Aufstellung eines Bebauungsplans für eine 5,4 Hektar große Fläche an der Westumfahrung. Baywa und Post wollen ihre örtlichen Niederlassungen dorthin verlegen, weil aktuelle Mietverträge auslaufen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Eigentlich hätte der Moosburger Stadtrat in seiner Sitzung am Montagabend den Aufstellungsbeschluss für das neue Gewerbegebiet "Unterreit" fassen sollen. Da das Thema aber bereits in den Tagen zuvor hohe Wellen in der Öffentlichkeit geschlagen hatte und große Bedenken bei Anwohnern und Teilen des Stadtrats zu Tage getreten waren, verkündete Bürgermeister Josef Dollinger (FW) dann gleich zu Beginn vor den vielen Zuhörerinnen und Zuhörern im proppenvollen Sitzungssaal des Feyerabendhauses, dass an diesem Abend kein Beschluss für den Bebauungsplan Nr. 79 "GE Unterreit" gefasst werde.

Bezüglich des Standorts zwischen Reiteraustraße, Bahnlinie, Westumfahrung und Staatsstraße 2350, wohin Baywa und Post ihre Moosburger Niederlassungen verlegen wollen, gibt es noch zu viele offene Fragen. Und nicht nur das: Obwohl Vertreter von Post und Baywa betonten, die vorliegende Planung sei lediglich ein erster Entwurf als Diskussionsgrundlage und im Laufe des Verfahrens seien unter Einbezug der Bürgermeinungen und -interessen noch diverse Änderungen möglich, kristallisierte sich doch ein recht grundsätzlicher Konflikt zwischen Befürwortern und Gegnern des Vorhabens heraus. "Das ist der falsche Standort", sagte etwa Johannes Becher (Grüne), während der Bürgermeister meinte: "Das ist ein sehr, sehr guter Standort für diese beiden Gewerbe-Ansiedlungen."

Hintergrund für die geplante Ausweisung des Gewerbegebiets ist der Umstand, dass sowohl die Baywa als auch die Post auf absehbare Zeit aus ihren aktuellen Immobilien in Moosburg ausziehen müssen, weil die Mietverträge auslaufen. So endet der Vertrag der Baywa für den Agrarhandel am Bahnhof 2025. Daneben hat das Unternehmen noch einen Baustoffhandel neben dem Gymnasium. Beides soll am neuen Standort zusammengeführt werden. Der Mietvertrag der Post an der Ecke Poststraße/Bahnhofstraße endet im September 2025. Beide Unternehmen stehen zeitlich unter Druck, jedoch habe man die Hoffnung, dass man bei den jetzigen Vermietern noch einmal ein oder zwei Jahre Aufschub bekomme, wenn man nachweisen könne, dass das Bebauungsplanverfahren für das neue Gewerbegebiet läuft.

Dabei "würden wir gerne die Anregungen aus dem Stadtrat und der Bevölkerung mitnehmen, das ist schon ein Standort, der kontrovers diskutiert wird", sagte Thomas Leitner vom Projektentwickler und Bauträger Decker aus Dorfen. In jedem Fall wolle man "in ökologischer Holzbauweise mit Blockheizkraftwerk und PV-Anlagen bauen", versicherte er. Die vorliegende Planung sei noch flexibel, etwa auch die Situierung der Getreidesilos, die von Kritikern als Verschandelung des Landschaftsbildes empfunden wird. An eine bestimmte Silohöhe, die für das Landschaftsbild wesentlich ist, sei man nicht gebunden, hieß es seitens der Baywa.

Der Standort wird auch von Befürworten als nicht ideal angesehen, aber es fehlen die Alternativen

Auf der insgesamt 5,4 Hektar großen Planungsfläche will die Baywa ihren Agrar-Bereich mit derzeit zehn Mitarbeitern sowie den Baustoffhandel mit 30 Mitarbeitern ansiedeln. Bedenken bezüglich möglicher Emissionen, etwa durch Staub bei der Anlieferung von Getreide, wurde bei der Projektvorstellung entgegengehalten, dass man am neuen Standort Anlagen nach neuestem Standard bauen werde, während am alten eine 80 Jahre alte Technik im Einsatz sei, die man nur aus Gründen des Bestandschutzes noch verwenden dürfe. Die Post will in Unterreit mit ihrem Brief- und Verteilzentrum für 47 Zustellfahrzeuge einziehen, die dann aber allesamt mit Elektromotor betrieben werden sollen. Der Anlieferverkehr bestehe derzeit aus drei Lastwagen täglich, hieß es.

Das Grundstück sei nicht "zu 100 Prozent ideal", sagte Erwin Weber, dessen CSU-Fraktion einen Fragenkatalog unter anderem zu Verkehr, Erschließung und Klimaschutz einreichte. Becher und Jörg Kästl (ÖDP) kritisierten, dass die Westumfahrung im Stadtrat stets einhellig als natürliche Grenze der Stadtentwicklung angesehen worden sei und man nun diesen Konsens aufgeben wolle. Andere wiesen auf fehlende Alternativen hin. "Ich sehe die nicht", sagte Martin Pschorr (SPD). "Mit gefällt der Standort auch nicht und ich hätte da auch lieber ein Maisfeld als Gewerbebetriebe", sagte Hans Reif (FW), "aber es mangelt an Alternativen. In anderen Gemeinden reiben sich die Bürgermeister schon die Hände, wenn sie unsere Diskussionen hören". Auch Philipp Fincke (FDP) meinte: "Ich kann es nicht verantworten, zwei Moosburger Traditionsbetrieb in die Arme von zum Beispiel Langenpreising zu treiben." Die Grünen und auch Fresh meinten, man könnte die drei Betriebe auch an unterschiedlichen anderen Standorten unterbringen. Auch Degernpoint wurde von den Grünen ins Spiel gebracht. Der Bürgermeister entgegnete: "Bitte, finden Sie doch geeignete Grundstücke und führen die Verhandlungen."

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