Moosburg:Protest gegen geplantes Gewerbegebiet

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Die Post will ihr Verteilzentrum in Moosburg in ein neues Gewerbegebiet am Stadtrand verlagern, dorthin möchte auch die Baywa umziehen. (Foto: Florian Peljak)

Post und Baywa wollen ihre Moosburger Niederlassungen nach Unterreit verlegen. Doch die Ansiedlung auf einer Fläche zwischen Reiteraustraße, Bahnlinie, Westumfahrung und Staatsstraße 2350 ruft bei Anwohnern Widerstand hervor.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Bürgermeister Josef Dollinger (FW) gibt offen zu, dass er "grundsätzlich auch nicht so begeistert war, in diesem Bereich ein Gewerbegebiet auszuweisen, die Überlegungen gibt es ja schon länger". Aber wenn jetzt die Post ihr Verteilzentrum und die Baywa ihr Betriebsgelände auf eine Fläche zwischen Reiteraustraße, Bahnlinie, Westumfahrung und der Staatsstraße 2350 verlagern wollen, hält er das "städtebaulich für einen guten Standort". Ganz anders sehen das Anwohner wie Hans-Günter Reither. An diesem Montag soll im Stadtrat der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan mit der Nummer 79, "GE Unterreit", gefasst werden (18 Uhr, Feyerabendhaus). Reither hat im Vorfeld eine Unterschriftenaktion gestartet, um die Ausweisung des Gewerbegebietes zu verhindern.

Im Wesentlichen sind es drei Kritikpunkte, die Reither vorbringt: Er befürchtet Lärm und Staub, ein Verkehrschaos sowie die Zerstörung des Orts- und Landschaftsbildes. "Lärm und Staub werden durch den Betrieb auf dem Standort und vor allem durch den Zuliefer- und Kundenverkehr erzeugt; sie werden durch den vorherrschenden Wind aus West in die Siedlungen getragen", schreibt Reither, der selbst auf der anderen, also der östlichen Seite der Staatsstraße wohnt, in seinem Flugblatt. Dieses wollte er, versehen mit einem Abschnitt für eine Unterschrift gegen das Gewerbegebiet, in der Bonau und am Kapellenacker sowie in der Westerbergsiedlung verteilen, wie er der SZ am Freitag sagte.

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Reither prophezeit, dass Lastwagen und Traktor-Gespanne aus Richtung Freising in Oberreit von der St 2350, der früheren B 11, "ab- und auf der Kreuzstraße zum Standort fahren, um den Kreisel zu vermeiden. Also haben wir eine Zunahme des Verkehrslärms auf beiden Seiten der B 11", schreibt er weiter. Er ist sich sicher: "Landwirte werden auch während der Nachtstunden anliefern und abladen." Schon jetzt sei in seiner Siedlung bei Westwind der Lärm von der Bahn und dem angrenzenden Schrottplatz zu hören, sagte er im Gespräch mit der SZ. Mit dem neuen Gewerbegebiet "wären wir zunehmend einem größeren Lärm ausgesetzt".

Auch das "Fehlen einer leistungsfähigen Verkehrsanbindung" hält er für einen "Knackpunkt". Das Gewerbegebiet "soll von der Westtangente aus über die Parallelstraße neben der B 11 angefahren werden. Das ist jetzt die Anbindung der Bonau an die Westtangente. Diese enge Fahrbahn wird durch den Zulieferverkehr mit Lastzügen und die Traktor-Gespanne der Landwirte verstopft werden", führt er auf dem Flugblatt aus. Zudem sorgt sich Reither um die Optik. Die geplanten Silotürme und Lagerhallen würden den Ortseingang von Moosburg und das Landschaftsbild zerstören. Immerhin seien Silos mit bis zu 24 Meter Höhe vorgesehen, moniert der Anwohner, dem die Planungen am vergangenen Dienstag auf nicht offiziellem Wege "durchgesteckt worden" sind, wie er sagte.

Reither, der früher nach eigenen Angaben selbst "Baurecht praktiziert" hat, stört sich an der Vorgehensweise. Im Außenbereich gelegen, seien die beiden Gewerbeansiedlungen als Einzelvorhaben "eigentlich nicht genehmigungsfähig", sagte er. Nun löse man es über einen Bebauungsplan quasi auf Umwegen, "aber im Prinzip bleibt es weiter eine Einzelfall-Lösung". Aufgrund seiner beruflichen Erfahrung "rechne ich mir bei einem Gerichtsverfahren gute Chancen aus".

Bürgermeister Josef Dollinger und seine Kollegen im Finanzausschuss sind besorgt. Bis Ende 2026 könnte die Stadt mehr als 50 Millionen Euro Schulden haben. (Foto: Marco Einfeldt)

Bürgermeister Josef Dollinger kann die Kritik mancher Anwohner "nicht ganz verstehen, der Kapellenacker zum Beispiel ist 500 Meter entfernt". Die Leute, die am aktuellen Standort der Baywa wohnen, seien "wesentlich näher dran", zudem habe man "gleich neben dem Schulzentrum den ganzen Schwerlastverkehr". Darum könne er das neue Gewerbegebiet "nur befürworten, das wird eine Entlastung für die Innenstadt". Auch das aktuelle Postverteilzentrum an der Ecke Bahnhof- und Poststraße liegt quasi im Zentrum und würde dann in den Außenbereich verlagert. Dollinger verweist darauf, dass sowohl bei der Post als auch der Baywa die Verträge für ihre aktuellen Immobilien auslaufen, Letztere habe nur eine Vertragslaufzeit bis 2025.

Ein Umzug der Baywa hat für den Bürgermeister auch aus einem anderen Grund Vorteile: Wenn das Grundstück frei werde, biete das für das benachbarte Gymnasium die Möglichkeit einer dringend nötigen Erweiterung, der Landkreis als Träger sei "auch sehr daran interessiert". Dieses Argument kennt auch Reither und hält es einerseits für nachvollziehbar. Angesichts der aus seiner Sicht drohenden Belastungen für die Umgebung des geplanten neuen Gewerbegebiets stellt sich für ihn jedoch die Frage: "Heiligt der Zweck die Mittel?"

Der Bürgermeister wiederum verweist darauf, dass es im Laufe des Verfahrens noch genügend Möglichkeiten für eine Beteiligung der Bürger geben werde, am Montag gehe es ja erst mal nur um den Aufstellungsbeschluss. Dass man etwa bei den 24 Meter hohen Silos nachbessern müsse, sei ihm bewusst. Man könne ja zwei Silos mehr bauen und dafür die Höhe auf 16 Meter beschränken. Ihm sei schon auch daran gelegen, "dass da nicht wieder so ein "greisliches Graffe hinkommt wie am Bahnhof", wo die aktuellen Baywa-Silos stehen. Dass die Verkehrsanbindung im geplanten Gewerbegebiet nicht ausreicht, sehe er "nicht so". Aber falls die Fachplaner im Verfahren zu einem anderen Schluss kämen, könnte man vielleicht auch den Knoten an Staatsstraße und Westumfahrung erweitern.

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