Moosburgs Bürgermeister will weitermachen:Spaß an der Arbeit

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Der bayerische Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Mitte, hier beim Herbstschauumzug 2023) hat seine Wiederwahl bereits hinter sich. Josef Dollinger (links neben ihm in der Kutsche) möchte 2026 noch einmal als Bürgermeister kandidieren, Landrat Helmut Petz (rechts) verhandelt noch mit seiner Frau. (Foto: Marco Einfeldt)

Josef Dollinger lobt in der Moosburger FW-Mitgliederversammlung das gute Miteinander mit Verwaltung und Stadtrat und kündigt an, 2026 für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Der Landrat verhandelt derweil noch mit seiner Frau.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Die Landkreispolitik in den ihm zugestandenen fünf Minuten Redezeit umfassend zu erläutern, sei ein Ding der Unmöglichkeit, sagte Landrat Helmut Petz. Deshalb nutzte er am Dienstagabend bei der Mitgliederversammlung des FW-Ortsverbands Moosburg seine Grußworte lieber, "um Werbung für die Freien Wähler zu machen" - mit Blick auf die Kommunalwahl 2026. Und so zählte Petz all die Erfolge in den vergangenen vier Jahren auf und sprach von einer "tollen Aufbruchstimmung, auch bei der Kandidatengewinnung für 2026".

Ob auch er selbst als Kandidat gewonnen werden kann, ist allerdings offen. "Da habe ich noch Diskussionen mit meiner Frau", sagte Petz. Keinen Diskussionsbedarf mehr daheim hat dagegen Moosburgs Bürgermeister Josef Dollinger, der am Dienstag ankündigte, in zwei Jahren noch einmal zur Wahl antreten zu wollen. "Ich habe mich entschieden, soweit es die Gesundheit zulässt, noch mal für eine weitere Periode zur Verfügung zu stehen", erklärte der Bürgermeister.

Dass Dollinger, 65, es bei der kommenden Kommunalwahl noch mal wissen will, liegt nicht nur daran, dass die Altersobergrenze für Bürgermeister vom Landtag einkassiert wurde. Bisher dufte nur zur Wahl antreten, wer zum Tag des Amtsantritts nicht älter als 66 Jahre ist. Diese Einschränkung entfällt nun. Entscheidend für Dollinger, so hörte man am Dienstag aus seiner Rede heraus, ist aber vielmehr, dass er an seiner Aufgabe nach wie vor Freude hat.

Er gehe jeden Tag gerne ins Rathaus, sagte er: "Für mich ist das keine Arbeit, sondern eine Erfüllung." Einerseits habe er in der Verwaltung und den anderen städtischen Betrieben qualifizierte und engagierte Mitarbeiter. Motivation für eine weitere Amtszeit ist aber auch, "dass der Stadtrat so gut mitarbeitet". Die Stimmung im Gremium sei sehr gut, die meisten Entscheidungen fälle man einvernehmlich. "Die Diskussionen sind immer sehr sachlich und nicht unter der Gürtellinie", hob er hervor. Und so zählte der Rathauschef diverse Projekte auf, bei denen der Stadtrat "gut mitgezogen" habe. Sei es beim Kauf von Grundstücken oder dem Erwerb des "Huber-Hauses" für die Rathaus-Erweiterung: "Eine weitsichtige, zukunftsorientierte Entscheidung und nicht mein Verdienst, sondern das des gesamten Stadtrats."

"Wir sind uns einig, dass keine Wohngebiete momentan ausgewiesen werden", sagt Reinhard Lauterbach

Ähnlich zufrieden wie der Bürgermeister mit der Arbeit im Stadtrat zeigte sich der FW-Vorsitzende Reinhard Lauterbach mit dem vergangenen Jahr im Ortsverband. Finanziell steht dieser mit einem "erwirtschafteten" Plus von rund 3000 Euro auf soliden Füßen. Die Mitgliederzahl blieb bei drei Ein- und drei Austritten konstant bei 67. Und die Austritte, so betonte Lauterbach, hätten nicht etwa "mit der Causa Aiwanger oder anderen Personen zu tun gehabt, sondern weil man mit der einen oder anderen unserer Entscheidungen im Stadtrat nicht einverstanden war". Nicht ausgetreten, sondern schon lange bei den FW dabei sind Margit Reif (zehn Jahre), Werner Gründel und Ludwig Kieninger (beide 35), die für ihre Treue geehrt wurden.

Etwas Wirbel in die heile Freie-Wähler-Welt brachte zum Abschluss noch Ingolf von Pressentin, der die fehlenden Kindergartenplätze in Moosburg zur Sprache brachte. "Wir bauen hier immer mehr Häuser, aber es fehlt die Infrastruktur", sagte er und fragte, wie dem entgegengesteuert werde? Neben dem Verweis auf zahlreiche im Bau oder in Planung befindlichen Betreuungseinrichtungen betonten Dollinger und Lauterbach, dass der Stadtrat sich einig sei, bis auf laufende Verfahren vorerst keine neuen Baugebiete mehr auszuweisen. "Citrin Solar klopft schon an, weil die Geld brauchen, wenn sie ihre Geschäftszentrale verlagern", sagte Lauterbach. Auf dem derzeitigen Gelände der Firma, die nach Langenpreising geht, wären "an die 100 Wohneinheiten" möglich, "aber wir sind uns einig, dass keine Wohngebiete momentan ausgewiesen werden".

Kita-Krise in Moosburg
:Beschimpfungen und Beleidigungen

In Moosburg fehlen immer noch 100 Kindergartenplätze, weshalb Rathaus-Mitarbeiter laut Bürgermeister Dollinger regelmäßig von wütenden Eltern verbal und sogar körperlich angegangen werden. Die zuständige Abteilung ist nun für den Publikumsverkehr geschlossen.

Von Alexander Kappen

Was die derzeit fehlenden Kitaplätze angeht, sagte Ludwig Kieninger: "Niemand hat doch den Ukraine-Krieg vorhersehen können und wie viele Leute dann da sind, die einen Kindergartenplatz brauchen." Er habe, obwohl er es könnte, bewusst nicht feststellen lassen, wie viele Ukrainer oder andere Flüchtlinge in Moosburg einen Kitaplatz brauchen, "weil es sonst von manchen heißt: Die nehmen unsere Plätze weg", sagte der Bürgermeister. Aber es sei "ein Problem, der Betreuungsanspruch für diese Kinder ist da". Er sei "der einzige Grantler, der das Thema immer aufgreift, aber man muss doch zumindest mal darüber reden dürfen".

Die Bundesregierung habe allgemein den Betreuungsanspruch für Kinder "eingeräumt, den wir definitiv nicht erfüllen können - und wenn wer klagt, sind wir die Leidtragenden und müssen Schadenersatzleisten", monierte der Landrat. Überhaupt kritisierte er die überbordende Bürokratie, Regelungen und Gesetze, die dafür sorgten, dass auch die Landkreis-Verwaltung mittlerweile "am Anschlag arbeitet". Ob Petz sich all das nach 2026 weiter antun will, werden die Verhandlungen mit seiner Frau zeigen.

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