Die Demokratie ist in diesen Zeiten in aller Munde. Die einen wollen sie sich zurückholen - woher auch immer. Die anderen wollen sie mit einem Fördergesetz gegen Extremismus stärken. Und wieder andere sorgen dafür, dass sie in der Praxis auch funktioniert und wesentliche Elemente wie freie, gleiche und geheime Wahlen reibungslos ablaufen.
Diese Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, darüber besteht unter Demokraten kein Zweifel, leisten einen wertvollen Beitrag für Staat und Gesellschaft. Aber, und das ist nun angesichts der bevorstehenden Europawahl die Frage: Wie honoriert man das angemessen? In der Verlosung sind als Währung nicht nur harte Euros, sondern, wie jüngst im Moosburger Stadtrat, auch Einkaufsgutscheine, Wertschätzung, freie Tage und - Wasser.
Anlass der Diskussion war ein Antrag von Linken-Stadtrat Alexander Strobl, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt, die bei der Wahl mithelfen, eine Moosburg-Card, also einen lokalen Einkaufsgutschein, im Wert von 50 Euro und einen bezahlten freien Tag gewähren wollte. Zusätzlich, muss man dazu sagen. Denn städtische Mitarbeiter, die in den Wahllokalen im Einsatz sind, bekommen auch bisher schon für dieses Ehrenamt einen freien Tag gewährt und erhalten außerdem, wie alle anderen Wahlhelfer auch, das sogenannte Erfrischungsgeld.
Die beantragten Zusatzleistungen waren dann selbst den Rathausmitarbeitern etwas zu viel des Guten. Dass der Antragsteller sie mit den bisher gewährten Leistungen als "nicht ausreichend gewürdigt" sieht, "ehrt uns", sagte Geschäftsleiterin Evelyn Stadler. Allerdings seien die Mitarbeiter mit dem einen freien Tag, den man bekomme, "zufrieden". Mmm . . . dumm gelaufen.
Dann wird doch noch ein bisschen an der Wertschätzungsschraube gedreht
Die Stadtratsmitglieder drehten dann aber doch noch ein wenig an der monetären Wertschätzungsschraube. Allerdings für alle Wahlhelfer, nicht nur für Bedienstete der Stadt. Bei der Europawahl sollen statt bisher 30 Euro alle 40 Euro Erfrischungsgeld bekommen und, um ihren Einsatz zusätzlich zu würdigen, neben Erfrischungs geld nun auch noch Erfrischungs getränke erhalten. "Als nette Geste" wird in jedes Wahllokal künftig "eine Kiste Wasser" reingestellt, um die Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier in der Sitzung bat.
Worüber sie im Ortsteile Aich nur milde lächeln können. Denn dort, am Land, ist die Welt ohnehin noch in Ordnung. In Aich befindet sich das Wahllokal - was dem zweiten Teil des Namens völlig gerecht wird - in der Gaststube des Schützenheims. Und die Wahlhelfer, die hier ihren Dienst leisten, spenden laut Stadtrat Manfred Tristl regelmäßig ihr Erfrischungsgeld an die Schützenjugend und erhalten dafür vom Verein auch mal . . . "ein Wasser", wie es von der anderen Seite des Ratstisches - halb ratend, halb wissend - tönte. Da es ein Schützenverein ist, könnte es sich, nur so eine Vermutung, aber auch um Zielwasser handeln.