Wohnen in Moosburg:Das Dorf wächst

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Das Neubaugebiet "Kirchfeldstraße" im Moosburger Ortsteil Aich soll auf dieser landwirtschaftlichen Fläche nach sieben Jahren Planung nun verwirklicht werden. (Foto: Johannes Simon)

Nach siebenjähriger Verfahrensdauer fasst der Stadtrat den Satzungsbeschluss für ein nach wie vor umstrittenes Neubaugebiet im Ortsteil Aich. Auf einer Fläche von 20 000 Quadratmetern sollen Einzel-, Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser entstehen.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Sieben lange Jahre ziehen sich nun schon die Planungen für ein Neubaugebiet mit gut 40 Wohneinheiten im Moosburger Ortsteil Aich hin. Umstritten ist das Vorhaben eines privaten Grundbesitzers seit jeher, die Abstimmungen im Stadtrat bei den bisherigen Planungsschritten fielen stets sehr knapp aus. Kritik wurde auch in der jüngsten Stadtratssitzung aus den Reihen der Grünen laut, die das Vorhaben nach wie vor für zu groß beziehungsweise nicht sinnvoll erachten, solange man in Sachen Infrastruktur in der Stadt noch so viel Nachholbedarf habe.

Am Montagabend fand sich außer der Grünen-Fraktion dann allerdings in Jörg Kästl nur noch ein Mitstreiter, der gegen das Vorhaben stimmte. Der Stadtrat fasste mit 15:7 Stimmen den Satzungsbeschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans Kirchfeldstraße nebst zugehöriger Änderung des Flächennutzungsplans. Auf der rund 20 000 Quadratmeter großen Ackerfläche zwischen Staatsstraße, Sempt und Kirche sollen in dem kleinen Dorf mit seinen bislang rund 800 Einwohnern zahlreiche Einfamilien-, Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser entstehen.

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Das Verfahren war bereits im Jahr 2016 angestoßen worden. Im Mai 2019 wurde der erste Entwurf beziehungsweise Vorentwurf erstmals öffentlich ausgelegt. Die zweite Auslegung mit einer geänderten Fassung folgte im März 2021. Aber erst jetzt, knapp drei Jahre später, wurden die eingegangenen Stellungnahmen dieser Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung im Stadtrat abgearbeitet. Philipp Fincke (FDP) wunderte sich über diese "irre Zeitverzögerung", erfuhr aber in der Sitzung von den Bauamtsmitarbeitern der Stadt, dass die Ausarbeitung des städtebaulichen Vertrags mit dem Antragsteller so lange gedauert habe.

Die Grünen dagegen stören sich nicht an der Länge des Verfahrens, sondern halten das neue Baugebiet an sich "nicht für sinnvoll und erforderlich", wie Dritter Bürgermeister und Fraktionssprecher Michael Stanglmaier wiederholte. Diese Meinung vertrete seine Fraktion bekanntlich schon, seit der erste Entwurf vorliege. Die nötige Infrastruktur, etwa Kindergartenplätze, fehle und "auch von vielen Aichern ist das in dieser Größe nicht unbedingt gewollt", argumentierte Stanglmaier. "Hauptsächlich werden da Neubürger mit ihren Kindern hinziehen, und das neue Wohngebiet wird auch mehr Verkehr verursachen", wobei man in der Gegend, etwa an der Büchl-Kreuzung, ohnehin schon Probleme mit dem hohen Verkehrsaufkommen habe.

Derzeit lehne seine Fraktion ein solches Vorhaben ab, bis all die genannten Probleme gelöst seien, so der Grünen-Sprecher, der noch einen weiteren Aspekt zu bedenken gab. Während die Stadt im Neubaugebiet Amperauen aus dem Erlös durch Grundstücksverkäufe das dortige Kinderhaus habe finanzieren können, falle diese Möglichkeit auf den Flächen eines Privateigentümers weg.

Der Bürgermeister sieht die Stadt in der Pflicht, ihre Zusagen einzuhalten

Bürgermeister Josef Dollinger (FW) meinte, nach einer siebenjährigen Verfahrensdauer sei man gegenüber dem Grundstückseigentümer "auch verpflichtet, dass wir jetzt mal unsere Zusagen einhalten", sprich den Bebauungsplan zum Abschluss bringen. Den städtebaulichen Vertrag zur Erschließung habe der Stadtrat bereits Mitte vergangenen Jahres beschlossen.

Was die Kinderbetreuung anbelange, sei man in Aich "gut aufgestellt". Der örtliche Kindergarten habe genügend Kapazität und werde derzeit auch von Kindern aus Moosburg besucht, "um die Gruppen aufzufüllen". Die geplante Krippe in Aich, die jetzt in Angriff genommen wird, "ist sicher fertig, bis die ersten Leute in das neue Wohngebiet einziehen". Die Grundschule Süd, an die die Kinder aus Aich gehen, werde zudem gerade erweitert, "da haben wir auch keine Platzprobleme".

Philipp Fincke betonte, dass keineswegs nur Auswärtige in das neue Wohngebiet ziehen werden. Die Vermarktung der Grundstücke habe teilweise schon begonnen "und ich kenne einige Aicher, die sich darauf beworben haben, das sind nicht nur Münchner". FW-Fraktionssprecher Reinhard Lauterbach musste, mit Blick auf Folgelasten und Infrastruktur, "dem Herrn Stanglmaier schon teilweise recht geben", wie er sagte. Ein ganz neues Baugebiet würde er in der derzeitigen Situation auch nicht in Angriff nehmen, so Lauterbach. Aber bereits laufenden Bebauungsplanverfahren wie dem vorliegenden, in das der Eigentümer schon so viel Energie und Planungsarbeit investiert habe, "sollten wir schon zustimmen, eine Ablehnung wäre hier nicht fair und nicht korrekt".

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