Kriminalität im Landkreis Freising:Corona-Lockdown trifft auch die Verbrecher hart

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Die Freisinger Polizeiinspektion liegt im Trend. In ihrem Zuständigkeitsbereich ging 2021 die Zahl der Straftaten zurück. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Zahl der Straftaten nimmt im Landkreis Freising weiter ab. Auffällig ist allerdings eine Zunahme bei der Verbreitung von Pornografie.

Von Peter Becker, Freising

Corona machts möglich: Die Zahl der Straftaten ist im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord im Jahr 2021 weiter gesunken. Dazu zählen im Landkreis die Dienststellen in Freising, Neufahrn und Moosburg. Die Polizeiinspektionen verzeichneten auf der anderen Seite allerdings einen erheblichen Zuwachs an Straftaten, die sich gegen das sexuelle Selbstbestimmungsrecht richteten. Ein Schwerpunkt dabei ist das Verbreiten pornografischer Schriften. Darunter fallen auch Bilder, die Jugendliche und Kinder über ihre Mobiltelefone untereinander austauschen.

Der zweite Corona-Lockdown von Januar bis Mai 2021, Reise- und Kontaktbeschränkungen und Rückzug ins Homeoffice hätten die Kriminalitätsstruktur stark beeinflusst, meldet die Pressestelle des Polizeipräsidiums. Es gebe den niedrigsten Straftatbestand seit 2012 und weitere Spitzenquoten bei der Aufklärung.

Begegnen sich weniger Betrunkene, gibt es auch weniger Schlägereien

Signifikant zurückgegangen sind laut Pressestelle des Polizeipräsidiums Nord die so genannten Rohheitsdelikte. Die Polizeiinspektion Freising registrierte 24,41 Prozent weniger Vorfälle als im Vorjahr. Schwerpunkt ist Freising: 134 von 192 Delikten in der Zuständigkeit der Polizeiinspektion sind dort begangen worden. Die Liste der Gemeinden führen Hohenkammer (11) und Zolling (10) an. Dieser Rückgang liegt wohl an den Corona-Beschränkungen. Während des Lockdowns sind sich weniger alkoholisierte Personen in der Öffentlichkeit begegnet. Zum gleichen Schluss kommt Michael Ertl für die Neufahrner Polizei. In deren Zuständigkeitsbereich sank die Zahl der Körperverletzungen von 298 auf 252. In Moosburg ging die Zahl von 134 auf 120 Fälle zurück.

Das Polizeipräsidium registriert zudem einen allgemeinen Rückgang bei Vermögens- und Fälschungsdelikten. Wiederum Corona-typisch: Die Zahl der ausgestellten falschen Gesundheitszeugnisse sowie deren Gebrauch hat dagegen zugenommen. Dies spiegelt sich in der Bilanz der Freisinger Polizeiinspektion wider, die im Bereich der Urkundenfälschung einen Anstieg um 24,6 Prozent auf 86 Delikte registrierte. Davon wurden 61 in Freising begangen. "Vermehrt versuchten Personen mit gefälschten Impfzertifikaten und Impfpässen entsprechende Regelungen zu umgehen", heißt es im Bericht der Freisinger Dienststelle. Insgesamt sind die Fälle von Betrug aber von 250 auf 190 Fälle zurückgegangen.

Im Gegensatz dazu registrierte die Moosburger Polizei einen Anstieg von 215 auf 228 Delikte in der Vermögens- und Fälschungskriminalität. Besonders schwer wiegt hier der Anstieg von 176 auf 192 Fällen von Betrügereien. Die Moosburger Polizei macht dafür den auf Grund von Corona gestiegenen Einkauf von Waren über das Internet verantwortlich.

In Zeiten des Homeoffice geht die Zahl der Wohnungseinbrüche zurück

Corona-bedingt haben sich 2020 viele Menschen oft zu Hause aufgehalten. Dies und gute Sicherheitstechnik macht das Polizeipräsidium dafür verantwortlich, dass die Zahl der Wohnungseinbrüche stark zurückging. "Bürger in Freising und Umgebung können sich sicher fühlen", bemerkt die Freisinger Polizeiinspektion dazu. In deren Zuständigkeitsbereich ging die Zahl der Delikte von 21 auf sieben Vorfälle zurück. Drei Mal schlugen Einbrecher in Freising zu, zwei Mal in Allershausen und je einmal in Zolling und Wolfersdorf. Die Moosburger Polizei registrierte vier Vorfälle - im Jahr 2020 sieben. Rückläufig ist die Zahl der Wohnungsaufbrüche auch im Zuständigkeitsbereich der Neufahrner Polizei: nur noch fünf statt deren neun.

Ein fiktiver Einbrecher hebelt mit einem Brecheisen eine Tür im Keller eines Wohnhauses auf (gestellte Szene). (Foto: Silas Stein/dpa)

Laut Polizeipräsidium ist die Zahl der Rauschgiftdelikte im Schwinden begriffen. Die Freisinger Dienststelle registriert hier einen leichten Rückgang um 12,1 Prozent. 299 der 392 Delikte ereigneten sich in Freising. Der Schwerpunkt liegt dabei im Besitz von Cannabis und Marihuana. Die Moosburger Inspektion verzeichnet einen Rückgang von 151 auf 124 Strafanzeigen. 124 Delikte - also 85 weniger als 2020 - verzeichnet die Neufahrner Polizei. Ertl schränkt allerdings ein, dass die Beamten nur im öffentlichen Raum kontrollieren könnten. Ziehe sich die Klientel ins Private zurück, falle der Rauschgiftkonsum natürlich weniger auf.

In vier Fällen ermittelte die Freisinger Polizei wegen des Tatbestands der Vergewaltigung

Einen neuen Höchststand bemerkte das Polizeipräsidium bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Es beobachtete einen starken Anstieg beim Besitz und dem Verbreiten von Kinderpornografie. Die Bilanz der Freisinger Polizeiinspektion bestätigt dies - ebenso Delikte der sexuellen Belästigung, Nötigung oder des sexuellen Missbrauchs. In vier Fällen ermittelte die Polizei wegen des Tatbestands der Vergewaltigung. Vermehrte Fälle von Verbreitung pornografischer Schriften registrierte die Moosburger Polizei. Deren Zahl stieg von 22 auf 39. Den Trend bei den Sexualstraftaten bestätigt die Neufahrner Polizei. Diese registrierte eine Steigerung von 61 Prozent - 63 Vorkommnisse im Vergleich zu 39 im Jahr 2020.

Im Zuständigkeitsbereich der Freisinger Polizeiinspektion sind für das vergangene Jahr 2516 Straftaten erfasst. Moosburg meldet 1130 Delikte, Neufahrn 1569. Die Aufklärungsquote beträgt im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord 70,10 Prozent. Deutlich über diesem Schnitt liegt die Moosburger Polizei mit einer Quote von 75,80 Prozent. Ebenso wie über dem Landkreis-weiten Schnitt, der 69 Prozent erreicht. Unter diesem liegt trotz einer leichten Steigerung derjenige der Freisinger Polizei (66,5 Prozent) sowie der Neufahrner Dienststelle (67,8).

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