Corona im Landkreis Freising:In kleinen Schritten zurück zur Normalität

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Mitte Januar positionierte sich ein breites Bündnis bei einer Kundgebung pro Impfen, während dort zeitgleich zahlreiche Impfgegner demonstrierten. (Foto: Marco Einfeldt)

Während die Pandemie den Landkreis in den ersten Monaten des Jahres fest im Griff hatte, hat sie für die meisten inzwischen ihren Schrecken verloren.

Von Petra Schnirch, Freising

Gefühlt liegt es schon eine kleine Ewigkeit zurück, doch auch die ersten Monate 2022 standen noch ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Keiner wusste, wie sich die Infektionszahlen mit der neuen, hoch ansteckenden Omikron-Variante weiter entwickeln und vor allem wie schwer die Krankheitsverläufe sein würden. Vor allem für Ungeimpfte galten harte Auflagen. In Freising und Moosburg protestierten Anfang des Jahres montags regelmäßig etwa 200 Menschen gegen die Vorgaben, teils ohne Masken und Abstand. Auch Corona-Leugner reihten sich ein. Parallel dazu gab es - meist mit etwas weniger Teilnehmenden - immer wieder Gegen-Kundgebungen. Das Motto einer dieser Demos: "Solidarität mit allen Menschen - wir lassen uns impfen".

Das Thema Impfen und die Einführung einer Impfpflicht für Beschäftigte in Kliniken und Pflegeheimen Mitte März entzweite auch die Menschen im Landkreis. Während sich die einen ihren Booster, ihre dritte Impfung gegen das Coronavirus, geben ließen, pochten andere darauf, dass es jedem einzelnen überlassen werden müsse, ob er sich die Spritze setzen lasse. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht erboste aber auch viele, die sich bereits hatten immunisieren lassen. "Entweder alle oder keiner", fasste BRK-Kreisgeschäftsführer Albert Söhl die Stimmung damals zusammen. Eine allgemeine Impfpflicht, wie sie die Bundesregierung einmal angedacht hatte, war da aber schon nicht mehr durchzusetzen.

Viele abenteuerliche Thesen

Aus dem Lager der Verschwörungstheoretiker wurden zahlreiche Mythen verbreitet, etwa dass die Corona-Impfung zu Unfruchtbarkeit bei Frauen führe. Darauf gibt es nach Aussage vieler Experten keinerlei Hinweise. Noch sehr viel abenteuerlicher war die These, dass die Impfstoffe Mikrochips enthalten. Studierende der TU München machten es sich deshalb zur Aufgabe, bei Veranstaltungen sachlich zu informieren und mit Falschmeldungen aufzuräumen. Sie hatten die Hochschulgruppe Vacction gegründet. Hausärzte beklagten unterdessen auch im Landkreis zu Jahresbeginn üble verbale Attacken und Drohbriefe von Impfgegnern.

Selbst bei denjenigen, die Schutzmaßnahmen prinzipiell befürworteten, stießen nicht alle Corona-Regelungen auf Verständnis, etwa dass nach den Weihnachtsferien 2022 Eltern ihre Kinder vor dem Kitabesuch wöchentlich dreimal zu Hause testen mussten. In den Kindertagesstätten zweifelten viele am Nutzen der neuen Auflage und kritisierten die damit verbundene Bürokratie.

Existenzbedrohende Bedingungen

Im Laufe des ersten Quartals 2022 zeichnete sich aber auch ab, dass das Virus zwar nach wie vor hoch ansteckend war, aber viel von seinem Schrecken verloren hatte. Erste Veranstaltungen fanden wieder statt, allerdings unter für die Kunstschaffenden nach wie vor existenzbedrohenden Bedingungen. Mitte Januar starteten im Lindenkeller die Poetry Slams - mit 2-G-plus-Regelung (geimpft oder genesen und negativ getestet) und bei nur 25 Prozent Auslastung.

Anfang Februar stieg die Inzidenz auf über 2000, zeitweise mussten sich im Landkreis über 7000 positiv getestete Personen in Isolation begeben. Schwere Verläufe aber blieben selten. Dennoch ächzten die Kliniken unter der Belastung, denn auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fielen aus. Doch die Intensivstationen waren nicht in erster Linie durch Corona-Patienten blockiert. Im November 2021 hatte dies noch anders ausgesehen, damals mussten einige sogar von Freising nach Südtirol verlegt werden. Dort befanden sich die nächsten freien Betten.

Dennoch kehrte nach und wie wieder etwas Normalität ein. Mitte März fiel die Maskenpflicht für Grund- und Förderschüler. Nach zwei Jahren Pause fand in Freising wieder die Palmdult statt. Die Hallbergmooser entschieden, Ende April die Hallberger Wiesn zu veranstalten, während Neufahrn das Volksfest sicherheitshalber noch einmal absagte. Die meisten Corona-Beschränkungen liefen Ende März aus. Ende des Jahres wird nun auch das Impfzentrum seinen Betrieb einstellen.

Feiern in Kriegszeiten

Im Frühling und Frühsommer gab es immer mehr Kultur-Events. Jetzt stellte sich plötzlich eine ganz andere Frage: Kann und soll man fröhliche Veranstaltungen wie den "Tag des Bieres" in Freising wegen des Kriegs in der Ukraine überhaupt feiern? In diesem Fall entschied sich die Stadt dafür - und spendete den Erlös für die Ukraine-Hilfe.

Was man bei aller wiedergewonnenen Unbefangenheit nach mehr als zwei Jahren Pandemie allerdings auch sehen muss: Anfang 2021 lag die Zahl der Menschen, die im Landkreis Freising an oder mit Covid-19 gestorben sind, bei etwa 170. Am 22. Dezember waren es 248. Etwa 90 000 Personen sind bis Ende des Jahres positiv auf das Coronavirus getestet worden, Anfang 2022 waren es zirka 16 000.

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