Im Vergleich zum Vorjahr:Angebot an Ausbildungsstellen schrumpft

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Gesucht werden unter anderem Fachkräfte für Lagerlogistik. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Ob daran die Corona-Pandemie schuld ist, kann die Agentur für Arbeit derzeit nicht einschätzen. Otto Heinz, Vorsitzender des IHK-Gremiums Freising/Erding, verweist darauf, dass es immer noch mehr Plätze als Bewerber gibt.

Von Gerhard Wilhelm und Petra Schnirch, Freising

Ob vor allem die Coronapandemie daran schuld ist, das kann die Agentur für Arbeit derzeit noch nicht sagen. Tatsache ist aber, dass die Zahl der bei der Agentur gemeldeten Ausbildungsstellen im Landkreis Freising in diesem Jahr gegenüber der Bilanz aus dem Mai des des Vorjahres um 11,4 Prozent gesunken ist. Ein einzelner hauptursächlicher Grund für den Rückgang lasse sich nicht erkennen, sagt Christine Schöps, Pressesprecherin der Agentur.

Vielmehr gingen die Arbeitsvermittler "von verschiedenen unternehmerischen Einzelentscheidungen aus, da der Rückgang über verschiedene Branchen zu verzeichnen ist", erklärt sie. Trotz des geringeren Angebots in den vergangenen Monaten gab es Ende Mai noch viele offene Ausbildungsplätze. Seit Beginn des Berufsberatungsjahres am 1. Oktober 2019 wurden im Landkreis Freising 961 Stellen gemeldet. 489 davon waren im Mai noch vakant.

Azubis
:In Not

Mit den Betrieben gerät oft auch die Ausbildung in Gefahr, warnt der DIHK. Die Unternehmen, aber auch Bund und Länder sollten jetzt alle Mittel ausschöpfen, um die Jugendlichen zu unterstützen und Berufswünsche zu erfüllen.

Von Michael Bauchmüller

Da man sich offenbar auch in der Bundesregierung nicht sicher über die Ursachen des Rückgang ist, will das Bundeskabinett eine Ausbildungsprämie für kleine und mittelständische Unternehmen in der Coronakrise auf den Weg bringen, um Ausbildungsplätze in Zeiten der Pandemie zu erhalten. Otto Heinz, Vorsitzender des IHK Gremiums Freising/Erding, sieht darin einen Anreiz für kleinere Betriebe, "aber parallel der größte Anreiz ist der, Ausbildung zu betreiben, um langfristig kompetente Arbeitskräfte zu haben".

Nicht alle Unternehmen stellen jedes Jahr neue Azubis ein

Die Arbeitsagentur verweist darauf, dass die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen immer gewissen Schwankungen unterliege. "Nicht alle Arbeitgeber bilden jedes Jahr neue Azubis aus. Gerade kleinere Unternehmen stellen teilweise erst wieder neue Azubis ein, wenn die ,alten' ihre Ausbildung abgeschlossen haben", sagt Christine Schöps. "Die Ausbildungsbereitschaft der Arbeitgeber in der Region ist trotz der schwierigen Rahmenbedingungen weiterhin gut. Und das ist wichtig, denn Unternehmen, die heute Ausbildungsplätze anbieten, verfügen in drei Jahren über Fachkräfte, die spätestens nach der Coronakrise wieder dringend gebraucht werden," sagt Nikolaus Windisch, der Leiter der Agentur für Arbeit in Freising.

Er appelliert deshalb an die Unternehmen, offene Lehrstellen verstärkt an die Arbeitsagentur zu melden. "Die Ausbildungsbereitschaft der Arbeitgeber schätzen wir deshalb trotz rückläufiger Zahlen und der aktuellen schwierigen Rahmenbedingungen aufgrund der Pandemie auch weiterhin als gut ein. Aber wie in jedem Jahr wird auch 2020 ein wirkliches Resümee zur Lage auf dem Ausbildungsmarkt - wie viele Ausbildungsstellen insgesamt tatsächlich gemeldet wurden - erst im Herbst gezogen werden können", sagt Schöps.

Ein ähnliches Bild zeichnet IHK-Vorsitzender Heinz: "Belastbare Zahlen, wie es tatsächlich auf dem Ausbildungsmarkt aussieht, erwarten wir erst im Juli, wenn wir Bilanz für das erste Halbjahr ziehen können", sagt er. "Wir sehen aber auch mit Corona keine Ausbildungskrise. Den Jugendlichen stehen immer noch genügend Ausbildungsplätze offen." Schon im vergangenen Jahr habe man nicht alle Stellen besetzen können.

Mit die meisten Lehrstellen gibt es in der Zahnmedizin

788 Jugendliche aus dem Landkreis, die auf Ausbildungssuche sind, nahmen seit 1. Oktober 2019 das Beratungsangebot der Agentur für Arbeit wahr - was einen Rückgang um etwa 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Davon haben mittlerweile 495 junge Leute eine konkrete berufliche oder schulische Perspektive, 293 waren Ende Mai noch auf der Suche - zum Vergleich: vor einem Jahr waren es bei 346 etwas mehr. Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit bildet jedoch nur einen Teil der Realität ab, da sie lediglich Bewerber erfasst, die sich an die Agentur für Arbeit wenden. Ebenso können nur die offenen Stellen aufgenommen werden, die von den Unternehmen der Region gemeldet werden.

Die Lieblingsberufe der Mädchen sind weiterhin Kauffrau Büromanagement, Medizinische Fachangestellte und Industriekauffrau. Bei den Jungs sind es Kfz-Mechatroniker für Pkw-Technik vor Mechatroniker und Fachinformatiker-Anwendungsentwicklung. Am häufigsten angeboten wurden von den Arbeitgebern Ausbildungsplätze für Zahnmedizinische Fachangestellte sowie Kaufmann/-frau im Einzelhandel und Fachkraft Lagerlogistik. Dort gibt es noch die meisten unbesetzten Lehrstellen. Auch im Bereich Zahnmedizin und Einzelhandel sind noch viele Angebote offen.

"Jugendliche, die aktuell noch auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind, sollten unbedingt am Ball bleiben. Zum Bewerben ist es noch nicht zu spät", sagt Christine Schöps. Jugendliche aus dem Landkreis erreichen die Berater der Arbeitsagentur telefonisch (0 81 61/171-510) oder per E-Mail an Freising.151-Berufsberatung-vor-dem-Erwerbsleben@arbeitsagentur.de.

© SZ vom 18.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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