Kunst in Freising:Verbunden seit 30 Jahren

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Der Freisinger Schafhof zeigt die Ausstellung "Dachau-Auschwitz: Eine lebendige Künstlerfreundschaft".

Von Alexandra Vettori, Freising

Kunst verbindet, nicht nur Völker, sondern auch Landkreise. Denn von diesem Wochenende an bekommen Kunstinteressierte aus Freising nicht nur Werke hochkarätiger Künstlerinnen und Künstler aus Polen zu sehen, sondern auch aus Dachau. Möglich gemacht hat das Eike Berg, der Leiter des Europäischen Künstlerhauses im Schafhof. Er holte die Jubiläumsausstellung, die aus Anlass des 30-jährigen Bestehens der Künstler-Freundschaft zwischen Dachau und Auschwitz nach Freising.

Es ist eine spannende Schau mit verschiedensten Stilrichtungen, die von Sonntag an auf zwei Etagen im Schafhof zu sehen ist. Filigrane Zeichnungen, Skulpturen, Gemälde, Installationen und Filme bestücken sie. Zum Pressetermin am Freitag waren die polnischen Künstler zwar noch nicht angereist, ihre Werke aber schon aufgehängt. Dafür stand eine Gruppe aus Dachau Rede und Antwort, darunter Heiko Klohn, der mit seinem polnischen Künstlerkollegen Pawel Warchol einer der "Väter" der Künstlergemeinschaft ist.

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"Die ersten Ausstellungen waren sehr politisch"

Vor 30 Jahren gab es die Dachauer Künstlergruppe "D", zu der auch Klohn gehörte. Man war politisch und kämpfte unter anderem für ein Jugendbegegnungshaus in der KZ-Gedenkstätte. Und weil die Gruppe "D" auch viele Reisen unternahm, kam man irgendwann nach Auschwitz. Dort lernte Klohn Pawel Warchol kennen. Die Chemie habe gestimmt, erzählte Klohn, sie beide seien Zeichner, beide hatten ähnliche politische Positionen, beide seien neben einem einstigen KZ aufgewachsen. 30 Jahre lang traf man sich, schuf zusammen Kunst, machte Ausstellungen und besuchte sich, in mit den Jahren wechselnden Besetzungen. "Die ersten Ausstellungen waren sehr politisch, jetzt steht mehr die Kunst im Vordergrund", so Klohn.

Zwölf Künstlerinnen und Künstler haben Werke zur Jubiläumsausstellung beigesteuert. Das sind die Zeichnungen von Heiko Klohn, darunter Elefanten im Format 2,30 mal 3 Meter, die aus handgezeichneten Din-A-Blättern bestehen. Annekathrin Norrmann steuert Fotocollagen und Plastiken als "wehmütige Reminiszenzen" zum Thema Vergehen bei, Wolfgang Sand großformatige Skulpturen und Florian Marschall ein Vogelschwarm-Video, für das er über 300 Einzelzeichnungen anfertigte. Von Johannes Karl ist ein Zeichentrickfilm dabei, in dem bekannte Künstler verschiedener Epochen interviewt werden. Dazu gibt es zwei junge Künstlerinnen aus Dachau und Polen, die sich mit dem Thema Mutterschaft und Mutter-Spagat auseinandersetzen, wobei Letzteres zu erstaunlichen Fabelwesen führt. Eine ganze Ecke im Erdgeschoss ist für die aufwendige Papier-Installation von Nina Annabelle Märkl reserviert, sie hat auf einem 18 Meter langen Papier feinste Tuschezeichnungen, abstrakt, aber mit figürlichen Darstellungen, angebracht. An jedem Ausstellungsort wird das Kunstwerk neu gestaltet, im Schafhof in Wellenform.

Die Ausstellung zu 30 Jahre Künstlerfreundschaft zwischen Dachau und Auschwitz ist vom 3. Oktober bis 28. November im Europäischen Künstlerhaus, Am Schafhof 1, zu sehen. Mehr Infos unter www.schafhof-kuenstlerhaus.de.

© SZ vom 02.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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