Eröffnung im Alten Gefängnis in Freising:Was zum Nachdenken

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Der Verein Modern Studio feiert sein 50-jähriges Bestehen. In der Jubiläumsausstellung kommen explizit Freisinger Künstlerinnen zum Zug. Sie haben bewusst gesellschaftskritische Motive gewählt

Von Marie Schlicht und Pia Schiffer, Freising

Einen Wüstenbewohner zeigt dieses Werk von Ingrid Künne, das in der Jubiläumsausstellung des Modern Studio im Alten Gefängnis zu sehen ist. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Stadt Freising kulturell vielfältig und modern gestalten: Das hat sich der Verein Modern Studio Freising vor 50 Jahren zur Aufgabe gemacht. Anlässlich des Jubiläums stellen sechs Künstlerinnen ihre Werke im Alten Gefängnis aus. "Normalerweise stellen wir externe zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler in Freising aus, um unsere fehlende Stadtgalerie zu kompensieren", sagt Irmgard Koch, Vorsitzende des Vereins. In der Sonderausstellung sollen nun auch heimische Künstlerinnen und ihre Werke gewürdigt werden.

Zur Ausstellungseröffnung am Donnerstag drückte Freisings Dritte Bürgermeisterin Birgit Mooser-Niefanger (Freisinger Mitte) ihre Bewunderung für die Kunst als wichtiges kulturelles Gut aus. "Ich freue mich, dass ich heute ganz im Sinne Joseph Beuys Teil ihrer "sozialen Plastik" sein darf", sagt sie. "Kunst ist ein verbindendes Element unserer Gesellschaft und die Ausstellung dementsprechend ein wichtiger Beitrag für unsere Stadt."

Helma Dietz und Irmgard Koch (rechts) organisieren den Literarischen Herbst. (Foto: Marco Einfeldt)

Abstrakte Kompositionen, Marionetten, aquarellierte Städtebilder und dreidimensionale Werke aus Ölfarben erstrecken sich über die fünf Räume und den Flur des Gefängnisses. Die vielfältigen Werke, von denen einige bereits in der "statt galerie" aushängen, sollen die Betrachterinnen und Betrachter zum Nachdenken anregen. Einige Künstlerinnen haben hierbei bewusst gesellschaftskritische Themen kreativ verarbeitet. Vor allem in den Bildern von Gabriele Abs wird dies deutlich: Sie veranschaulicht Themen wie die Black-Lives-Matter-Bewegung und den pandemiebedingten Stillstand. Beim Betreten der Ausstellung fallen einem jedoch als erstes die im Flur drapierten handmodellierten Marionetten der Künstlerin Hedwig Obermaier ins Auge.

Die Künstlerinnen: Hetti Schubert-Schwall, Ingrid Künne, Elisabeth Seitzl, Gabriele Abs, Marketa Lübben und Hedwig Ostermaier (von links). (Foto: Marco Einfeldt)

Elisabeth Seitzls Bilder erwarten einen im vordersten Raum der Ausstellung. Sie zeigen vom Aussterben bedrohte Insekten sowie idyllische Momentaufnahmen verschiedener Großstädte. Nebenan stellt Hetti Schubert-Schwall ihre filigranen Zeichnungen aus. "Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, durch seine Kunst eine persönliche Botschaft zu vermitteln", erklärt Schubert-Schwall. Ihre Werke sollen durch das immer wiederkehrende Motiv der Baumwurzel auf das Eingebundensein der Menschen in die Natur hinweisen.

Das Bild zeigt Motive von Elisabeth Seitzl. (Foto: Marco Einfeldt)

Ingrid Künnes Motive hingegen sind die unendliche Weite von Wüste und Meer als gewaltige Naturelemente, denen der Mensch ausgeliefert ist. "Nachdem ich viel in der Sahara unterwegs war, ist das für mich ein besonderes Anliegen", sagt Künne.

Im letzten Ausstellungsraum präsentiert Markéta Lübbens ihre Bilder. Ihr Lieblingsmotiv ist das Labyrinth, welches sie mit starken Farben und dicker Ölfarbe dreidimensional darstellt.

Die Ausstellung kann bis einschließlich Sonntag, 10. Oktober, besucht werden. Zusätzlich lädt Hetti Schubert-Schwall am 8. und 9. Oktober zu Lesungen ein, in denen sie ihr neues Buch "wir en" vorstellt. Auch Christian Grimm lädt am 25. September dazu ein, seine Lesung aus dem Erzählband "Vom Verlust der Leichtigkeit" zu besuchen.

© SZ vom 24.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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