Stadt Freising:Grüne Krone für den Domberg

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Ein Turm-Fragment mit Aussichtsplattform und mehreren Bäumen - dies schlägt Architekt Piero Bruno für den Neubau des Kardinal-Döpfner-Hauses vor. (Foto: Entwurf von Büro Bruno-Fioretti-Marquez)

Architekt Piero Bruno präsentiert die überarbeiteten Pläne für den Neubau des Kardinal-Döpfner-Hauses - auf einem Turm-Fragment kann er sich mehrere Bäume vorstellen. Diese Idee stößt aber auch auf Kritik.

Von Petra Schnirch, Freising

Der Freisinger Domberg bekommt womöglich ein grünes i-Tüpfelchen. Der Gestaltungsbeirat des Stadtrats hat sich am Montag ein weiteres Mal mit den Planungen für den Neubau des Kardinal-Döpfner-Hauses befasst. Einen weiteren Turm hält Architekt Piero Bruno für unbedingt notwendig - als Abschluss des Gebäudekomplexes. Sein Vorschlag: ein Turm-Fragment mit einem Belvedere, einer Aussichtsplattform, auf der als grünes Dach ähnlich wie im italienischen Lucca Bäume gepflanzt werden könnten.

Piero Bruno vom Berliner Büro Bruno-Fioretti-Marquez hat sich mit seinem Team noch einmal intensiv mit den Plänen befasst. Seine Ideen waren schon bei der ersten Präsentation im Gestaltungsbeirat Anfang März auf viel Zustimmung gestoßen. Der Architekt hat sich ausführlich mit der Geschichte des Ensembles beschäftigt, mit seinem früheren Aussehen und den Umbauten, die das Bild vor allem in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert haben - und was es dadurch für einen Städteplaner zu "reparieren" gilt.

Die Fotomontage zeigt, wie sich der Neubau des Kardinal-Döpfner-Hauses mit Loggia in das Domberg-Ensemble neben der historischen Residenz einfügen würde. (Foto: Fotomontage von Bruno-Fioretti Marquez)
Klare Formensprache: So soll die Fassade für den Neubau des Kardinal-Döpfner-Hauses, in dem die Zimmer untergebracht werden, einmal aussehen. (Foto: Entwurf von Bruno-Fioretti-Marquez)
Für den geplanten Turm wünschen sich einige Stadträte einen transluzenten Aufsatz, in dem durch eine Beleuchtung die historischen Umrisse angedeutet werden könnten. (Foto: Entwurf von Bruno-Fioretti-Marquez)

Alte Ansichten des Dombergs zeigen singuläre Gebäude unterschiedlicher Höhe, davor liegen große Gärten. Vor allem durch den Anbau an die ehemalige fürstbischöfliche Residenz aus den Sechzigerjahren ist von dieser Wirkung wenig übriggeblieben. Der sogenannte Haindl-Bau, der inzwischen abgerissen worden ist, wirkte sehr wuchtig und stahl dem historischen Gebäude fast die Schau. Es gehe darum, den früheren Maßstab wieder zu erstellen, erklärte der Architekt.

In Brunos Entwurf schließt an die Residenz eine Loggia an, die den Übergang, das Gelenk, zum Neubau bildet, in dem die Zimmer des Bildungszentrums Kardinal-Döpfner-Haus untergebracht werden sollen. In Rücksprache mit der Erzdiözese hat Bruno das Volumen des neuen Gebäudes noch einmal reduziert und eines der vormals fünf Stockwerke weggelassen. Es bleibt deshalb unter der Traufhöhe der Residenz, was Bruno besonders wichtig ist. Außerdem springen die beiden neuen Bauteile etwas zurück und der Neubau erhält einen Sockel. Erneut gab es von den Mitgliedern des Gestaltungsbeirats viel Lob: "Es ist herausragend, wie sich das Büro mit der Substanz auseinandergesetzt hat", sagte Rudolf Hierl. Alexander Schwarz sprach von einer "sehr schlüssigen Antwort".

Die Dachform birgt Zündstoff

Diskussionsstoff gibt es aber noch immer. Bruno selbst ist damit unzufrieden, dass sich durch den Wegfall einer Etage nun auch im Hochparterre Gäste-Appartements befinden und nicht etwa Gemeinschaftsräume, die sich zur Südterrasse öffnen. Auch im Gestaltungsbeirat stieß dies auf Kritik. Strittig bleibt aber vor allem die von Bruno gewählte Dachform, das war schon in der März-Sitzung ein zentrales Thema.

Die Flächen neigen sich in der bisherigen Planung leicht nach innen Richtung Atrium, dadurch kann Regenwasser aufgefangen werden. Die Mitglieder des Gestaltungsbeirats vermissten aber gerade in der Fernwirkung ein sichtbares Dach, eine stärkere Akzentuierung. Durch den Verzicht auf ein Stockwerk sollte das machbar sein, ohne dass das Gebäude zu hoch wird, lautete der Tenor. Er habe gedacht, dass der Knoten dadurch gelöst werde, sagte Moderator Ludwig Wappner. Zumindest ein niedriges Satteldach wäre wünschenswert, fand auch Cordula Loidl-Reisch. Planer Bruno hielt dagegen: "Lieber eine klare, souveräne Form als ein bisschen Dach." Die gewählte Lösung drücke "Respekt vor der Residenz" aus. Außerdem sprach er sich für eine Photovoltaik-Anlage aus - stets ein heikles Thema in einem historischen Ensemble. Er meinte aber, "dieser Verantwortung können wir uns nicht entziehen".

Ein Torso erzählt von erlittenen Verlusten

An der Dachform störten sich auch einige Stadträte. Reinhard Fiedler (FSM) fand, dass die Planer die Massivität des bisherigen Haindl-Baus ins Gegenteil verkehrten und das neue Gebäude nun sehr zurückgenommen wirke. Charlotte Reitsam (Grüne) sagte, es sehe wie "abgeschnitten" aus.

Auch die vorgeschlagene Turm-Lösung sorgte für Diskussionen. Piero Bruno favorisiert einen Torso. Dieser "erzählt von den Verlusten", argumentierte er. Denn in der langen Geschichte des Dombergs sind mehrere Kapelle und Türme verschwunden. Die Idee der Bäume auf der Plattform fand nur bedingt Gefallen. Cordula Loidl-Reisch brachte eine mit Kletterpflanzen bewachsene Konstruktion als Abschluss ins Spiel, eine Art "Vogelkäfig". Damit würde man sich wesentlich leichter tun.

Die Bäume wirkten wie ein "Struwwelpeter", warf Jens Barschdorf (FDP) ein, "das passt nicht zu diesem heiligen Ort." Wie Robert Weller (FW) gefällt ihm eine frühere Idee Brunos besser, einen transluzenten Turm zu errichten, in dem durch Lichtspiele historische Umrisse sichtbar gemacht werden könnten. Diese Fragen müssen noch geklärt werden. Die Aussichtsplattform aber, sagte Ludwig Wappner, sei "ein wahnsinniges Angebot an die Stadt Freising".

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