Buch über Iron Man:"Auf Hawaii habe ich gelitten"

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Frank-Martin Belz ist Professor in Weihenstephan und unterrichtet Nachhaltiges Wirtschaften. Als Triathlet lässt er sich auch von extremen Temperaturen nicht bremsen. In einem neuen Buch "Challenge Iron Man" ergründet er den Reiz der Langdistanz-Rennen.

Von Maike Velden, Freising

Knapp vier Kilometer schwimmen, 180 Kilometer radfahren und am Ende noch einen Marathon von 42 Kilometer laufen: Der Iron Man Hawaii ist der älteste, bekannteste und aufgrund der klimatischen Bedingungen der anspruchsvollste Triathlon weltweit. "Es ist der Traum eines jeden Triathleten in Hawaii zu starten und dort über die Ziellinie zu laufen", sagt Frank-Martin Belz. Über seine sportliche Leidenschaft hat er nun ein Buch geschrieben.

Belz, Jahrgang 1966, ist Professor an der TU München in Weihenstephan und unterrichtet Nachhaltiges Wirtschaften. In seiner Freizeit betreibt er seit über 20 Jahren Triathlon und nimmt regelmäßig an Langdistanz-Wettbewerben teil, so auch auf Hawaii. In seinem Buch "Challenge Iron Man. Auf der Suche nach dem Sinn" beschäftigt er sich mit dem Reiz einer Langdistanz.

"Frauen und Männer nehmen dne Sport anders wahr"

"Ich bezeichne mich selbst als Suchenden und wollte für mich reflektieren, was am Iron Man so besonders ist. Covid hat tatsächlich ermöglicht, dass aus einem Aufsatz ein populärwissenschaftliches Buch wurde", erzählt Frank-Martin Belz. Es gehe nicht nur um seine eigenen Erfahrungen, auch Gespräche und Gedanken anderer Athleten seien in das Buch eingeflossen. "Frauen und Männer nehmen den Sport anders wahr, das hat eine andere Bedeutung für sie. Deswegen habe ich sowohl mit Männern als auch mit Frauen gesprochen, mit Profis, erfahrenen Athleten, aber auch mit Neulingen", erzählt der Triathlet. "Der tiefere Sinn für mich bedeutet, sich selber und den Körper bewusst wahrzunehmen, ebenso wie die Natur um sich herum. Beim Schwimmen werde ich manchmal eins mit dem Wasser, weil ich so im Flow bin und den Moment lebe. Auch die Jahreszeiten nehme ich viel mehr wahr, bei Hitze laufen, radeln bei Minusgraden. Wenn das auf dem Trainingsplan steht, kann man sich nicht drücken", sagt Belz und lacht.

Außerdem stehe für ihn im Vordergrund, fit zu bleiben im Alter. "Seit 20 Jahren habe ich nicht mal einen Schnupfen gehabt, beruflich bin ich nie krank, und wenn, dann mal wegen des Sportes", sagt er. Auf klimatische Extreme könne man sich weder körperlich noch sportlich gut vorbereiten. "Am schlimmsten war es auf Hawaii. Da habe ich gelitten. Nach drei Minuten Warten an der Ampel habe ich geschwitzt wie noch nie zuvor in meinem Leben", erzählt Belz.

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"Der Sport war noch nicht so populär wie heute. Es herrschte vollkommenes Unverständnis"

Sonne, 40 Grad, Schwüle und Winde, die einen fast vom Rad wehen, seien an der Tagesordnung. "Die Hitze, aber auch die Meeresbrise in Südafrika waren da viel angenehmer. Das war auch heiß dort. Der Tag des Iron Mans war der heißeste im Jahr, viele sind ausgestiegen wegen der Wetterbedingungen, aber ich habe das durchgezogen", erzählt Belz. Das Gefühl danach sei unglaublich. "Die letzten 300 Meter bis zur Ziellinie sind wie ein Fest. Man spürt Glück und Endorphine pur am Ende eines langen Tages. Die Tage danach spüre ich immer eine tiefe innere Zufriedenheit: Das Training hat sich gelohnt und der Körper ist dazu fähig, extreme Leistungen zu erbringen", sagt der Triathlet. Aber nicht nur pures Glück mache sich breit - auch ein Riesen-Hunger. "Einmal im Jahr gehe ich zu McDonalds, das ist nach dem Iron Man. Im Restaurant trifft man dann fast alle Athleten mit ihren Familien, die sich riesige Menüs leisten. Das ist der wahre Traum, wo sich alle treffen."

Anfangs sei die Unterstützung noch nicht so groß gewesen. "Der Sport war noch nicht so populär wie heute. Es herrschte vollkommenes Unverständnis. Ich war noch nicht so fit wie heute und wurde gefragt: "Was machst du da?" Danach habe ihn sein Umfeld aber schon bewundert und Anerkennung für die Leistung gezeigt. Mittlerweile verbindet er den Sport mit Reisen und Beruflichem. "Ich würde nicht nur für einen Wettkampf nach Australien reisen, aber wenn ich das mit anderen Dingen verbinden kann, dann ist es mir das wert", sagt der Experte für Nachhaltiges Wirtschaften. Darüber schreibt er auch in seinem Buch und betrachtet den Iron Man im Zusammenhang mit dem Klimawandel kritisch.

Bislang gibt es nur positive Rückmeldungen zu dem Buch

Während des Schreibens habe er auch Schreibblockaden gehabt und sich gefragt, ob seine Idee sinnig sei, gibt er zu. "Am Anfang war alles wie im Rausch: Schreiben, Strukturieren und Ordnen waren am Anfang leicht getan. Aber oft haben mich Zweifel geplagt: Genügt das, was ich schreibe? Verstehen die Leute das?". Er habe nicht nur den Anspruch gehabt zu beschreiben, für ihn sei auch die Reflexion wichtig gewesen.

Im März hatte er damit begonnen, seine Idee umzusetzen und das Buch pünktlich zum Oktober abgegeben, wie mit dem Verlag besprochen. "Trotzdem saßen wir im Dezember und Januar immer noch dran, ich musste noch einiges ausbessern. Auch das Cover war schwierig. Wir wollten den Sinn des Iron Mans ausdrücken, da haben wir lange überlegt." Er habe aber bisher nur positive Rückmeldungen bekommen, gerade das Cover fänden die Leute gut.

Das populärwissenschaftliche Buch von Frank-Martin Belz soll vor allem die Frage nach dem Sinn des Iron Mans und die Faszination an diesem Sport beantworten. "Es blickt hinter die Kulissen dieses Ausdauersports und handelt von den Erlebnissen und Emotionen, die Triathleten dabei empfinden", erzählt Belz.

© SZ vom 06.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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