"Ideeller Schaden":Moosburger Anglerverein kämpft mit Folgen des Malachitgrün-Skandals

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Michael Hartl (links), Vorsitzender des Anglervereins Moosburg, fürchtet vor allem einen "ideellen Schaden" durch den Skandal. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Moosburger Anglerverein hat kaum Aussicht auf Entschädigung durch die Folgen des Malachitgrüns. Auch über das Vorgehen der Ämter ärgert sich der Vorsitzende Michael Hartl.

Von Alexandra Vettori, Moosburg

Das Schlimmste ist für Michael Hartl, den Vorsitzenden des Anglervereins Moosburg, der "ideelle Schaden", wie er es nennt. Da ist er Angler geworden, weil er nicht teilhaben mochte an der Überfischung der Weltmeere, weil Schwermetalle und anderes in Meeresfischen ist, da hat er seiner Frau von den regionalen Speisefischen vorgeschwärmt und sich gut dabei gefühlt, die Fische selbst aus dem Wasser vor der Haustüre zu holen, hat die geräucherten Fische stolz zu Weihnachten verschenkt, und jetzt das.

Natürlich tun ihm die Fischzüchter leid, die jetzt um ihre Existenz bangen, weil sie seit einem halben Jahr nur noch sehr eingeschränkt Fische verkaufen dürfen. Und das Ganze wegen eines schwarzen Schafes, das ein verbotenes Fischmedikament einsetzte - und bei dem der Anglerverein Moosburg im übrigen seit 2015 Kunde ist. Doch die Betriebe haben immerhin Aussicht auf Entschädigung. Der Anglerverein hat das fast nicht. "Ich habe mich bei unserer Rechtsanwältin erkundigt. Das Einzige sind die knapp 5500 Euro, für die wir im September 825 Kilo Regenbogenforellen bei dem Züchter gekauft haben", so Hartl. Zwei Tage, nachdem dieser sich selbst angezeigt hatte. Dass weite Teile der 410 Mitglieder des Anglervereins ein halbes Jahr lang giftige Fische gegessen haben, wird kein juristisches Nachspiel haben. Dass man bis heute nicht weiß, was die 336 Mikrogramm Malachitgrün, die die Fische aufwiesen, die der Verein auf eigene Initiative und Kosten testen hat lassen, für die Gesundheit bedeuten, findet Hartl auch seltsam. Ein Test, erzählt er, koste immerhin 100 Euro. Dass erst jetzt alle möglichen Ämter alles Mögliche messen, findet er ebenfalls bedenklich, "vorher ein halbes Jahr nicht". Gut, dass die Angler genau wissen, wo sie welche Fische einsetzen. Gut auch, dass diese, so ihnen die Bedingungen taugen, ziemlich standorttreu sind.

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Besatzfische, da stellt sich der Laie fingerlange Fischbabys vor, die in die Freiheit entlassen werden, um irgendwann an der Angel zu enden. Doch so läuft es nicht. "Wir setzen jedes Jahr für 40 000 Euro Fische ein," sagt Werner Schmidt, der Gewässerwart des Anglervereins. Dazu kommt die Pacht für die Gewässer, Fischen ist kein ganz billiger Sport. Früher, da war der Besatz aus kleinen Fischen, inzwischen ist man zu fangfertigen Exemplaren von 35 bis 40 Zentimetern übergegangen, da ist der Schwund geringer. Trotzdem ist rund die Hälfte weg, wohin, wissen die Fischer nicht. Gänsesäger und Kormoran werden genannt. Auf den Einwand, die Vögel habe es doch immer gegeben, sagt Schmidt: "Schon, aber seit die Fischbestände so abgenommen haben, sind sie ein Problem." Was die Angler wundert, ist, dass sich der Rückbau der Wehre zu fischwanderfreundlichen Rampen nicht positiver auf die Bestände auswirkt.

Eigentlich wäre die Isar bei Moosburg und Freising eine "Äschen-Region", jeder Flussabschnitt hat seine typischen Fische. Doch Äschen kommen hier natürlich nicht mehr vor, "ohne Fischereivereine würden Sie kaum noch einen Fisch sehen", sagt Schmidt. Gleichzeitig werden die Fischer immer mehr, Angeln ist zum Trendsport geworden. In dem Isarabschnitt, in dem die Forellen des fraglichen Zuchtbetriebs eingesetzt wurden, fischen die Moosburger Angler nicht mehr, rund zehn Prozent der Fische aus der Charge dürften noch in dem Gewässer sein. "Bis Herbst können wir den Abschnitt nicht nutzen, setzen auch keine Fische ein. Die fast 10 000 Euro Pacht müssen wir aber trotzdem zahlen", sagt Hartl. Gespannt ist er auf das Testergebnis einer Forelle, die hier am 9. März gefangen wurde. Es wird noch dauern, die Teststellen sind derzeit überlastet.

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