Fischer machen Skandal öffentlich:Verseuchte Fische auch in der Isar

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Der Anglerverein Moosburg hat offenkundig ausgerechnet bei dem Züchter eingekauft, der seine Tiere mit verbotenem Malachitgrün behandelt hat.

Von Laura Dahmer, Freising/Moosburg

Jetzt kommt es noch dicker: Offenkundig betrifft die Malachitbelastung nicht nur Fische in der Moosach, sondern auch in der Isar. Das haben neueste Erkenntnisse ergeben. Vor gut einer Woche war durch einen Bericht des Bayerischen Rundfunks bekannt geworden, dass ein Fischzüchter an der Moosach das für Speisefische verbotene Arzneimittel Malachitgrün zur Bekämpfung von Parasiten eingesetzt hatte - und das schon im vergangenen Jahr. Malachitgrün steht im Verdacht, krebserregend zu sein und das Erbgut zu schädigen. Obwohl das Landratsamt Freising seit September Bescheid wusste, gab man die Information nicht an die Öffentlichkeit weiter. Jetzt wurden auch in der Isar verseuchte Fische gefunden.

Raus kam das durch den Anglerverein Moosburg. "Wir Anglervereine kaufen unsere Fische bei Fischzüchtern und setzen sie ins Wasser ein", erklärt Vorsitzender Michael Hartl. Sein Verein kauft seit Langem ausgerechnet bei dem Züchter, der das Malachitgrün mutmaßlich verwendet hat. "Im September holten wir dort wieder Regenbogenforellen und setzten sie in die Isar ein", erzählt Hartl. Nur durch Gerüchte kam der Angler vor drei Wochen darauf, dass genau diese Fische von einer Verunreinigung betroffen sein könnten und ließ einige vom Tiergesundheitsdienst Bayern prüfen. Der Befund bei zwei Forellen kam Anfang der Woche: insgesamt 336 Mikrogramm Malachitgrün pro Kilogramm. Dieser Wert liegt deutlich über dem gesetzlichen Grenzwert von zwei Mikrogramm.

Vergiftete Fische
:Warten auf Antworten.

Das Landratsamt hat es versäumt, die Öffentlichkeit rechtzeitig zu informieren.

Ein Kommentar von Laura Dahmer

"Keine Gesundheitsgefahr"

Dabei pocht das Landratsamt nach wie vor darauf, die Öffentlichkeit nicht informiert zu haben, weil bei den von ihnen gefundenen Mengen keine Gesundheitsgefahr bestehe. Laut den gesetzlichen Vorgaben gibt es dann keine Informationspflicht. Die Fischzuchten - zwei sind teilweise wieder freigegeben - seien trotzdem gesperrt worden, da die Fische "zwar nicht als gesundheitsschädlich, aber nicht mehr als verkehrsfähig galten".

Die anliegenden Fischereirechtsinhaber, darunter der Anglerverein Moosburg, informierte das Landratsamt erst am 28. Januar, nach dem Ende der Angelsaison. "Da war nur die Rede von Sedimenten in der Moosach. Ich hab mir nichts weiter daraus gemacht, weil die Moosach bei uns eh gesperrt ist", schildert Hartl.

Wasser offenbar nicht belastet

Was die Sorge angeht, das Wasser in Isar und Moosach könnte verseucht sein, beruhigt der Angler: "Ich habe mit dem Labor des Tiergesundheitsdienstes telefoniert. Dort hat man mir versichert, dass - wenn überhaupt - nur ganz wenig Malachitgrün über Sedimente ins Wasser gelangen kann." Um das auch für die Moosach zu überprüfen, habe man den Eitel, einen in der Moosach beheimateten Fisch, untersucht. Von Malachitgrün keine Spur. "Das legt nahe, dass wirklich nur mit dem Medikament behandelte Fische betroffen sind", sagt Hartl. Dass die im Verkauf gelandet sind, sei ebenso wenig zu befürchten. Die von den Anglern gefangenen Fische dienten allein dem Eigenverzehr. "Mittlerweile dürften von denen auch keine mehr in der Isar sein."

Dass er seine Angler jetzt informieren muss, dass sie im vergangenen Jahr verseuchte Fische geangelt und vermutlich auch verzehrt haben, hat Hartl geschockt. Er macht es trotzdem nicht so sehr dem Landratsamt zum Vorwurf. "Die dürfen vermutlich aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht informieren, wer genau das war." Sündenbock ist für Hartl in jedem Fall der Fischzüchter, der das Malachitgrün verwendet hat. "Seit 2004 ist das verboten, er setzt es ein und verkauft weiter munter seine Fische. Unmöglich."

SPD-Verbraucherschutzexperte Florian von Brunn bemängelt dagegen, dass die Betroffenen unzureichend informiert worden seien. Er fordert eine umfassende Untersuchung der Fische und Gewässer. Benno Zierer (Freie Wähler) findet, das grenze an Panikmache und suggeriere, dass Isarfische generell belastet seien. Eine öffentliche Aufklärung hält aber auch er für notwendig. Das Landratsamt kündigt für die kommenden Tage Wildfischbeprobungen in der Moosach an.

© SZ vom 15.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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