Freising:Wissen, was im Ernstfall zu tun ist

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Hubert Böck, Leiter des Rettungsdienstes beim BRK Freising, hat oft positive Erfahrungen mit Ersthelfern gemacht, viele seien aber auch unsicher. Der Tag der Wiederbelebung soll die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren.

Von Charline Schreiber, Freising

Die Reanimation gilt als wichtiger Bestandteil von lebensrettenden Sofortmaßnahmen. Doch worauf es bei einer Herz-Lungen-Wiederbelebung ankommt, ist vielen Laien im Ernstfall nicht klar. Am Tag der Wiederbelebung, am Samstag, 16. Oktober, werden Menschen international für die Relevanz von Wiederbelebungsmaßnahmen sensibilisiert.

Hubert Böck, Leiter des Rettungsdienstes und Notfallsanitäter beim Bayrischen Roten Kreuz Freising, hat oft positive Erfahrungen mit Ersthelfern gemacht, wie er erzählt. Nur in Einzelfällen sei er am Unfallort angekommen und habe festgestellt, dass trotz Bedarf keine Erste Hilfe geleistet worden sei. "Viele haben einfach Angst, etwas falsch zu machen oder ekeln sich", sagt Böck. Er empfiehlt Ersthelfern, die sich nicht in der Lage fühlen, einem Patienten zu helfen, andere aufmerksam zu machen und sofort einen Notruf abzusetzen. Die Leitstelle der Notrufzentrale helfe den Laien dann, beruhige sie und sage ihnen auch, wie sie genau helfen können.

Erste Hilfe soll den Zeitraum überbrücken, bis Rettungskräfte eintreffen

Um der Überforderung entgegenzuwirken, rät Böck dazu, in regelmäßigen Abständen einen Erste-Hilfe-Kurs zu absolvieren. Besonders Schulungen für einen automatisierten externen Defibrillator, kurz AED, seien wichtig. AEDs sind besonders für Ersthelfer geeignet, weil das Gerät die Helfenden während der Reanimation mit einem Audio-Handbuch anleitet.

Bei der Ersten Hilfe gehe es darum, zu wissen, wie einer hilfsbedürftigen Person geholfen werden kann und den Zeitraum mit den notwendigen Maßnahmen zu überbrücken, bis die Rettungskräfte eintreffen, so Böck. Im Jahr 2020 sind nach Angaben des Deutschen Reanimationsregisters 40,4 Prozent Laienreanimationen, vor Eintreffen des Rettungsdienstes, erfolgt.

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Die Herz-Lungen-Wiederbelebung ist notwendig, wenn Bewusstlose nicht mehr atmen

Notwendig werde eine Herz-Lungen-Wiederbelebung, wenn eine bewusstlose Person nicht mehr atmet, erklärt Joern Osenbrück, Ausbildungsleiter bei den Johannitern in Oberbayern. Dann sei es wichtig, eventuelle Fremdkörper aus dem Mundraum zu entfernen, die eine Ursache für den Atemstillstand sein können. Zudem solle die Atmung durch eine Überstreckung des Kopfes kontrolliert werden. Dann verständige der Ersthelfer den Rettungsdienst, heißt es in einer Mitteilung der Johanniter.

Um eine erfolgreiche Herz-Lungen-Wiederbelebung durchzuführen, liege die bewusstlose Person mit dem Rücken auf festem Untergrund, leiten die Johanniter an. Der Ersthelfer knie sich seitlich daneben und mache den Oberkörper frei. Für die Herzdruckmassage dann eine Hand mit dem Ballen auf die Brustmitte legen, die zweite darauflegen und mit durchgestreckten Amen schnell und tief senkrecht von oben drücken, heißt es weiter. Nach 30 Kompressionen folgen zwei Beatmungen. "Bitte nicht erst nach dem Puls suchen. Den Herzschlag bei einer bewusstlosen Person zu beurteilen, ist auch für geübte Helfer nicht leicht und kostet wertvolle Zeit", so Osenbrücks Appell.

Eine Mund-zu-Mund-Beatmung ist bei einer Reanimation nicht zwingend erforderlich

Durch die Corona-Pandemie sei die Sorge vor Infektionskrankheiten bei einer Beatmung weiter gestiegen, bei einer Reanimation sei eine Mund-zu-Mund Beatmung aber nicht zwingend notwendig, betont Rettungsdienstleiter Böck. Beginne der Ersthelfer direkt nach Aussetzen der Atmung mit einer Herzdruckmassage, befinde sich noch ein Restsauerstoff im Blut, erklärt er. Durch die pumpenden Stöße verteile sich dieser Sauerstoff weiter im Blut und versorge das Hirn. Erklärvideos oder Anleitungen in Erste-Hilfe-Situationen bieten Institutionen wir das Bayrische Rote Kreuz und die Johanniter Oberbayern auch auf ihren jeweiligen Webseiten an.

© SZ vom 15.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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