Profis sind wieder am Werk:Frisurenretter im Dauereinsatz

Lesezeit: 4 min

Auch Dominik Bauer, Inhaber und Friseur vom Salon Ponyhof in Freising, hat zurzeit viel zu tun. Die Öffnungszeiten hat er zusammen mit seinem Team erweitert, um dem Ansturm Herr zu werden. (Foto: Johannes Simon)

Seit einer Woche sind Salons wieder geöffnet, die Termine über Wochen hinweg ausgebucht. Zu tun gibt es für die Freisinger Friseure jede Menge, denn im Lockdown ist in den heimischen Badezimmern so mancher Schneide- und Färbeunfall passiert.

Von Maike Velden, Freising

Die Stühle in den Freisinger Friseursalons sind dauerbesetzt. Haare waschen, färben, föhnen und schneiden. Es herrscht Hektik in den Geschäften, Haare werden vom Boden gekehrt, um alles für die nächste Kundin oder den nächsten Kunden vorzubereiten. Die Friseursalons haben seit einer Woche auf und viel zu tun, so auch im "Ponyhof" an der Oberen Hauptstraße in Freising. Bis zu drei Kunden können sich hier die Haare schneiden und färben lassen, mehr Platz bietet der Meisterbetrieb nicht. Sonst könnten die Hygieneregeln und das Schutzkonzept nicht eingehalten werden.

Um dennoch möglichst viele Köpfe zu frisieren und Haare zu schneiden, hat Ponyhof-Inhaber und Friseurmeister Dominik Bauer beschlossen, die Öffnungszeiten zu erweitern. Es geht jetzt schon um acht Uhr morgens los statt erst um zehn. Bis 21, manchmal sogar bis 22 Uhr steht er mit seinem Team im Laden, mittlerweile sechs Tage die Woche und nicht nur fünf. "Wir haben die Kapazität erhöht, um möglichst viele Kundinnen und Kunden zufrieden zu stellen", erzählt er. Bis Mitte April hat er keine Termine mehr frei, mehr Personal kann er aber nicht einstellen. Das sei zu kurzfristig, die Leute müssten auch ins Team passen. Außerdem würde mehr Personal die Personenanzahl im Laden übersteigen.

Harte Zeiten
:"Die Nerven liegen blank"

Friseurin Melanie Hüsch hofft auf schnelle Impfungen

Von Hanna Dittrich

Länger und an sechs Tagen geöffnet, aber kein neues Personal

"Natürlich ist es stressig, aber mir macht meine Arbeit Spaß. Ich habe jetzt fast drei Monate nicht arbeiten können." Der Inhaber ist froh, dass er wieder öffnen kann. "Das Telefon klingelt schon oft, aber wir haben auch im Vorfeld viele Termine gemacht. Vor allem Stammkundinnen und Stammkunden kommen zu uns. Davon leben wir. Laufkundschaft haben wir gar nicht, aber bei uns muss man sowieso vorher einen Termin machen", erklärt Bauer.

Durch den dreimonatigen Lockdown hätten die Leute teilweise selber einiges ausprobiert, beim Schneiden und auch beim Färben. "Natürlich kamen ein paar Unfälle in den Laden", sagt Bauer und lacht. "Mütter, die ihren Kindern den Kopf geschoren haben, ein paar Färbeunfälle waren auch dabei." Vor allem "Blondierungspannen" seien dabei gewesen. Das geht laut Bauer meistens schief.

"Vor allem die Herren, die sich selber die Haare geschnitten und rasiert haben, mussten wir retten und ausbessern"

Ähnliche Erfahrungen haben auch Stephanie Hemmer und ihr Team vom Friseursalon llg gemacht. "Wir hatten einige Färbeunfälle, aber vor allem die Herren, die sich selber die Haare geschnitten und rasiert haben, mussten wir retten und ausbessern." Ihr Geschäft in der Freisinger Innenstadt ist bis Ostern voll ausgebucht. Ihr Salon ist täglich neun Stunden geöffnet, mehr könnten sie und ihre Mitarbeiter nicht leisten, sagt Hemmer. Hier können ebenfalls drei Personen gleichzeitig bedient werden. "Es ist nicht nur Stammkundschaft, wir haben auch viele neue Kundinnen und Kunden", erzählt sie. Um einen Termin zu machen, dürfe man kurz in den Laden kommen, besser sei es aber anzurufen oder eine E-Mail zu schreiben. Die Kundschaft muss eine FFP2-Maske tragen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tragen OP-Masken. Im Salon gibt es ein Lüftungs- und Hygienekonzept. Abstandsregeln können laut Hemmer gut eingehalten werden. Außerdem gibt es Plexiglasscheiben zwischen den Sitzplätzen.

Für Stephanie Hemmer ist die Öffnung eine Erleichterung. "Es ist eine Befreiung, dass wir endlich loslegen können. Natürlich haben wir viel Stress, aber das beruhigt sich in ein paar Wochen wieder. Emotional tut das Arbeiten gut, körperlich ist es erst mal stressig", sagt sie. Der Andrang und die Situation seien ähnlich wie beim ersten Lockdown, aber die Hygieneauflagen und Abstandsregeln seien etwas verschärft worden. Ein Problem sei die kurze Vorbereitungszeit gewesen. "Die neuen Regelungen kamen sehr schleppend und spät für die Öffnung am Montag", sagt die Friseurmeisterin, "das Meiste hatten wir aber schon vor dem Lockdown, wie Desinfektionsmittel, Abstandsregeln und Maskenpflicht."

"Manchmal hat man sich so verquatscht, dass ich mir dachte, ich komme nie durch mit dem Verschieben der Termine"

Nicht nur die kleinen Friseursalons haben keine Termine mehr, auch Alexandra Stöhr und Simone Fiala, Inhaberinnen des Friseursalons Sainer, sind in den kommenden drei Wochen ausgebucht. Obwohl bei den Friseuren normalerweise montags Ruhetag ist, war vergangene Woche geöffnet, um den ersten Ansturm zu bewältigen. "Wir haben konstant aus Mitte Dezember alle Termine immer wieder verschoben. Das haben wir im vergangenen März auch so gemacht, da waren es allerdings nur sechs Wochen. Jetzt waren es drei Monate, das war schon viel Arbeit", berichtet Simone Fiala.

Mitten in Freising
:Eine Chance für die Szene

Was die Lockdown-Löwenmähne möglicherweise mit der Zukunft der Kneipen zu tun haben könnte

Eine Kolumne von Thilo Schröder

Das chronologische Abarbeiten und Verschieben von Terminen habe aber auch eine schöne Seite gehabt. "Wir haben tolles Feedback bekommen, unsere Kunden und Kundinnen haben sich gut betreut gefühlt. Das war auch einfach schön, mit anderen Menschen am Telefon zu reden. Manchmal hat man sich so verquatscht, dass ich mir dachte, ich komme nie durch mit dem Verschieben der Termine", sagt Alexandra Stöhr und lacht.

Teils wurden zwischenzeitlich die Räumlichkeiten erweitert, was sich beim Ansturm jetzt auszahlt

"Als wir wieder öffnen konnten, war das eine große Erleichterung, gerade für uns als langjährigen Familienbetrieb und großen Betrieb hier in Freising", berichtet sie weiter. Anders als bei den kleinen Salons können die Schwestern und ihr Team bis zu 17 Kundinnen und Kunden bedienen. "Wir hatten das Glück, dass unsere Nachbarin ausgezogen ist im Mai und wir die Wohnung nebenan dazu nehmen konnten als Salonfläche und so keiner mehr in Kurzarbeit ist. "Ich habe mir immer gedacht, dass andere Branchen betroffen sein werden von Schließungen, aber niemals Friseure. Und ich hätte auch nicht gedacht, dass wir uns mit dem Thema Kurzarbeit mal beschäftigen müssen in unserer Branche", sagt Alexandra Stöhr und schüttelt den Kopf.

Besonders positiv fällt den Inhaberinnen auf, dass sich alle an die Regeln halten. Niemand meckere, alle hielten Abstand, seien verständnisvoll und trügen ihre Maske. "Wir haben vorsichtshalber einen Vorrat an FFP2-Masken gekauft, für den Fall dass eine kaputt geht oder jemand die Maske vergisst", das sei aber bisher nicht der Fall gewesen. Zum Friseur gehen zu können und sich unterhalten zu können, das sei wieder ein Stück Normalität. "Wir merken schon, dass die Kunden glücklich sind, hier zu sein."

© SZ vom 10.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Mahnwache der Hoteliers und Wirte
:Stummer Protest in Freising

Seit November befinden sich Hotels und Gaststätten im Lockdown. Freisinger Hoteliers und Wirte beteiligen sich mit "gedeckten Tischen" an einer bayernweiten Aktion, um bei der Bevölkerung nicht ganz in Vergessenheit zu geraten. Schon morgen könnten sie wieder öffnen, betonen sie.

Von Johanna Pichler und Meike Velden

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: