Mahnwache der Hoteliers und Wirte:Stummer Protest in Freising

Mahnwache der Hoteliers und Wirte: Der Tisch ist gedeckt, doch niemand darf Platz nehmen. Mit einem stummen Protest, wie hier auf dem Marienplatz, beteiligten sich Freisinger Hoteliers und Gastwirte an einer Aktion, die sich gegen den permanente Lockdown für ihre Branche während der Pandemie richtet.

Der Tisch ist gedeckt, doch niemand darf Platz nehmen. Mit einem stummen Protest, wie hier auf dem Marienplatz, beteiligten sich Freisinger Hoteliers und Gastwirte an einer Aktion, die sich gegen den permanente Lockdown für ihre Branche während der Pandemie richtet.

(Foto: Marco Einfeldt)

Seit November befinden sich Hotels und Gaststätten im Lockdown. Freisinger Hoteliers und Wirte beteiligen sich mit "gedeckten Tischen" an einer bayernweiten Aktion, um bei der Bevölkerung nicht ganz in Vergessenheit zu geraten. Schon morgen könnten sie wieder öffnen, betonen sie.

Von Johanna Pichler und Meike Velden, Freising

Weiße Tischdecken wehen im Wind, Blumenvasen und leere Biergläser fallen fast von den Tischen. Es ist ein sonniger Montagvormittag auf dem Marienplatz. Vor dem Gasthaus "Laubenbräu" tummeln sich Passanten und Passantinnen, die wissen wollen, was hier vor sich geht. Gedeckte Tische im Lockdown, die zum Hinsetzen einladen? Mit der bayernweiten Aktion "Gedeckter Tisch" wollten Gastronomen und Hoteliers an diesem Tag auf die momentane Perspektivlosigkeit der Gastronomie und Hotellerie aufmerksam machen. Von 10 bis 14 Uhr organisierte die DEHOGA Bayern die stille Protestaktion auf zentralen Plätzen in ganz Bayern.

"Das Ziel der Aktion ist es zu zeigen: Es gibt uns noch. Wir wollen Präsenz zeigen und nicht in Vergessenheit geraten", sagt Johannes Wunner, Inhaber der "Q-Bar" in Freising. Wunner hat mit der Bar über Jahre hinweg einen neuen Treffpunkt geschaffen. Nun wird hier weder Wein serviert, noch Bier gezapft und auch die Kaffeemaschinen stehen still. Deswegen beteiligt er sich am stillen Protest und hofft auf Lockerungen.

"Das Ziel der Aktion ist es zu zeigen: Es gibt uns noch" sagt Barbetreiber Johannes Wunner

Das Gastgewerbe ist mittlerweile seit November zum zweiten Mal geschlossen, und das, obwohl sich die Hygienekonzepte von Frühjahr bis Herbst 2020 bewährt haben. Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Bayern, nimmt dazu Stellung: "Wenn vergleichbare Branchen wie der Einzelhandel wieder öffnen dürfen, muss es auch im Gastgewerbe wieder losgehen - uns zwar so, dass die Betriebe wirtschaftlich arbeiten können."

Versprochene Leistungen und Unterstützungsgeld könnten die Einnahmen durch Gastronomie und Hotellerie nicht ersetzen. "Einen fortgesetzten Teillockdown, also weitgehende Schließungen als "Dauerzustand", während andere öffnen dürfen, akzeptieren wir nicht", betont Inselkammer weiter.

Stefan Olschewski, Inhaber der Gaststätte "Zum Heurigen" in Freising, beteiligte sich ebenfalls an der Aktion und hat vor seinem Gasthaus an der Landshuter Straße einen Tisch gedeckt. Mit aufgespannten Schirmen, Gläsern, Tellern, Champagner und Wein will auch er auf die Lage aufmerksam machen. "Unsere Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, wir haben nur Freitag, Samstag und Sonntag auf. Unter der Woche lohnt sich das nicht, auch wenn wir nur weniger Mitarbeiter unter der Woche beschäftigen."

Die Hygieneauflagen und Konzepte seien kein Problem, sagt Gastwirt Stefan Olschewski

Konzepte und Hygieneauflagen seien kein Problem. "Wir könnten morgen wieder öffnen - unter allen Auflagen", sagt Olschewski. Ihm zufolge wäre eine Öffnung unter den Auflagen des vergangenen Sommers kein Problem. Trotz der Einschränkungen damals haben die Auflagen für ausreichend Einnahmen gesorgt, die Gäste waren zufrieden. "Obwohl es Einschränkungen bei den Öffnungszeiten gab, haben sich die Gäste nicht beschwert. Wir haben die Tische auseinandergezogen und hatten Ausweichmöglichkeiten. Das hat gut funktioniert" berichtet der Gastronom.

Zurück zum Marienplatz. Einige Meter weiter, vor dem Hotel "Bayerischer Hof" steht ein gemachtes Bett mitten in der Fußgängerzone. Auch die Hotels machen Verluste, da Übernachtungen zu touristischen Zwecken nicht mehr erlaubt sind. Marc Sielhöfer, Inhaber des Hotels "Bayerischer Hof" in Freising, beteiligte sich an der Aktion. Er glaubt, es wäre an der Zeit, die Politik auf fehlende Perspektiven hinzuweisen. Das Bett steht einerseits vor dem Hotel, um auf das Problem aufmerksam zu machen, auf der anderen Seite geht es aber auch um die Gäste. "Die Gäste erwarten, dass sie irgendwann ihr Leben wieder genießen dürfen", sagt Sielhöfer.

Der Bayerische Hof könnte sofort wieder öffnen, sagt Inhaber Marc Sielhöfer

Für den Inhaber des Bayerischen Hofs funktionieren die Corona-Hilfen gut, doch einige seiner Angestellten bangen um ihre Arbeitsplätze. Ihm und den Mitarbeitenden fehlt momentan die Perspektive. "Die Hygienekonzepte haben im Sommer gut funktioniert. Eine angemessene Hygiene ist sowieso fester Bestandteil im Hotel und Restaurant und dazu gibt es die zusätzlichen Corona-Maßnahmen."

Seiner Meinung nach könnte der Bayerische Hof bereits morgen wieder öffnen. Hier sind sich die Gastronomen einig. Vor allem bei Zusammenkünften im Freien oder in Hotels ist das Ansteckungsrisiko laut des neuen Control-Covid-Plans des Robert Koch-Instituts gering. Wann und ob die Gastronomie und Hotels wieder öffnen können und unter welchen Umständen ist bislang unklar. Am 3. März will sich die Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder beraten.

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