Neu aufgelegtes Geschichtsmagazin:Modern und ansprechend aufbereitete Heimatgeschichte

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Die Zeitschrift Frigisinga soll zweimal im Jahr erscheinen. (Foto: Marco Einfeldt)

Stadt und Landkreis Freising veröffentlichen das erste Exemplar von Frigisinga, der neuen Geschichtszeitschrift. Darin wird solides historisches Wissen veröffentlicht, das Heimatforscher zusammengetragen haben.

Von Peter Becker, Freising

Es ist wohl kein Zufall, dass die Neuauflage des Geschichtsmagazins Frigisinga ausgerechnet im Jahr 2024 in Druck gegangen ist. Der Name leitet sich von der lateinischen Bezeichnung Freisings ab und stammt wohl aus den Jahren 743/44. Im ersten Erscheinungsjahr 1924 feierte die Stadt das 1200-jährige Bestehen des Bistums. Im Mai desselben Jahres erschien Frigisinga zum ersten Mal als Beilage im Freisinger Tagblatt. 2003 erschien die letzte Ausgabe. Jetzt, 100 Jahre nach der Erstauflage, erscheint Frigisinga zum 1300-jährigen Bestehen des Bistums von Neuem. Allerdings in anderer Form. Aus dem "regionalgeschichtlichem Blatt", wie Stadtarchivar Florian Notter in einem Beitrag schreibt, ist ein von der Aufmachung her ansprechendes Geschichtsmagazin geworden.

Die Idee dazu stammt von Notter selbst und Kreisheimatpfleger Bernd Feiler. Beide hatten bei Landrats Helmut Petz und Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher vorgesprochen, um sie für ihr Vorhaben zu begeistern. Ihre Idee kam gut an, vor allem vor dem Hintergrund, dass sich Landkreis und Stadt aus der finanziellen Unterstützung des Amperland zurückzogen. Das Heft befasst sich schwerpunktmäßig mit Gemeinden und Städten aus den Landkreisen Fürstenfeldbruck, Dachau und Freising, die eben entlang des Namen spendenden Flusses liegen. In den vergangenen Jahren fühlten sich die Stadt Freising und die Kommunen im Landkreis zu wenig berücksichtigt. Man beschloss, ein eigenes heimatgeschichtliches Magazin zu gründen.

Herausgekommen ist dabei Frigisinga, das erste Exemplar wurde am Mittwochabend im Landratsabend vorgestellt. Die Herausgeber haben sich bewusst für die Form eines Printmediums entschieden, selbst wenn dies manchem vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß erscheint. Ebenso vielleicht die Materie selbst, mit der sich das Magazin beschäftigt. Aber: "Geschichte ist kein alter Schmarrn, für den sich niemand interessiert", stellte Feiler fest.

Geschichte sei keine "abgehakte Sache", sondern wirke bis in die Gegenwart hinein. Und schließlich bestehe "die große Geschichte" aus den Bausteinen, die das Leben und Wirken in den Städten und Gemeinden lieferten. Zusammengetragen wird das Wissen von engagierten, zu einem großen Teil ehrenamtlichen Heimatforschern im Landkreis. In der Zeitschrift werde es fixiert und weiter verbreitet. Feiler hofft, dass die Wiederauflage von Frigisinga das heimatgeschichtliche Forschen im Landkreis beschleunigt. Denn vieles wartet noch in Archiven, um entdeckt zu werden.

Das Magazin solle für Geschichte interessieren und gleichzeitig wissenschaftlichen Kriterien genügen, sagte Notter. Beides gelte es unter einen Hut zu bringen. Er wies auf das leserfreundliche Layout des Magazins und die vielen Abbildungen mit Unterschriften hin. Die Gliederung sei "sinnvoll", betonte Notter. Die erste Rubrik nennt sich "Topografie" und nimmt kulturhistorische Spuren in den Fokus. Im ersten Band findet sich dazu eine Drohnenaufnahme, welche die Korbiniansquelle mit den unmittelbar oberhalb liegenden Ruinen der einstigen Korbinianskapelle zeigt.

Geschichte biete den Menschen soziale Orientierung, sagt der Landrat

Die zweite Rubrik heißt "Ausgepackt". Vorgestellt wird jeweils ein bedeutsames Dokument oder Objekt aus den Archiven von Stadt und Landkreis. Aktuelles Beispiel ist ein Notizbuch des Echinger Chronisten Georg Kollmannsberger. Den dritten Abschnitt und den eigentlichen Kern des Magazins bilden Fachaufsätze. Geplant sind laut Notter etwa ein halbes Dutzend Beiträge. Die zehn Aufsätze in der 144 Seiten starken Erstausgabe seien eine Ausnahme.

Ein dritter Abschnitt ist Porträts von Personen gewidmet, die sich um die Geschichte und Heimatpflege verdient gemacht haben. In der Erstausgabe ist dies der Auer Altbürgermeister Adolf Widmann. Die letzte Rubrik bilden Kurznachrichten, über Personalia, Termine und neue Publikationen zur Stadt- und Landkreisgeschichte.

Laut Landrat Petz biete Geschichte den Menschen soziale Orientierung - von der eigenen Familie angefangen bis zur umfassenden Menschheitsgeschichte. Er wolle wissen, wo er im Vergleich zu anderen stehe. Petz verwies darauf, dass der Begriff "Heimat" in der Gegenwart in Verruf geraten sei. Die Nationalsozialisten hatten ihn in ihrer Diktatur missbraucht. Und auch in der alten Frigisinga gibt es Ende der Zwanziger- und Dreißigerjahre Beiträge völkischen Gedankenguts.

Eschenbacher verwies auf die "wissenschaftliche Solidität" des Magazins. "Die Quellen sind sorgfältig recherchiert." Und man müsse nicht studiert haben, um die Texte zu verstehen. Wichtig sei, sagte Eschenbacher, dass "Geschichte die Menschen anspricht".

Frigisinga erscheint zweimal im Jahr. Eine Zeitschrift kostet 9,50 Euro, das Abo für die zwei Ausgaben 19 Euro. Das Abonnement läuft über das Freisinger Stadtarchiv am Major-Braun-Weg 12 in Freising. Nähere Informationen dazu: www.frigisinga.de .

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