Kalender:Historische Postkarten aus Freising

Lesezeit: 2 min

Das Motiv des Deckblatts des Postkartenkalenders schmückt ein Motiv aus dem Fundus der Sammlung von Hanni Stadler. (Foto: Privat)

Der Fotograf Johann Englmüller gibt erneut einen Jahreskalender mit handkolorierten Motiven heraus. Sie zeigen einige schöne Seiten der Stadt - und inzwischen Verschwundenes wie das Oktogon am Domberg.

Von  Peter Becker, Freising

Fotograf Johann Englmüller hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal einen Jahreskalender mit Freisinger Postkartenmotiven aus der Zeit um die Wende zum 20. Jahrhundert herausgebracht. Damals mit einer Auflage von 400 Stück. Allesamt hat er verkauft. Die aktuelle Auflage des Kalenders, die von sofort an in Freisinger Geschäften, wie Mikes Fotodienst an der Fischergasse, dem Schreibwarenladen Wölfle und der Buchhandlung Pustet an der Oberen Hauptstraße, ausliegt, hat Englmüller deshalb konsequenterweise auf 750 Exemplare aufgestockt.

Die Idee, einen Kalender mit handkolorierten, historischen Postkartenmotiven aus Freising zu gestalten, liegt im Fall von Englmüller nahe. Er ist begeisterter Sammler dieser Zeitzeugnisse. Seinen Angaben zufolge besteht seine Sammlung aus etwa 1000 Exemplaren. "Alle 13 Motive sind sehr selten, und so sind einzelne auch von anderen Personen, die ich selbst nicht besitze", stellt Englmüller klar. So zum Beispiel das Deckblatt des Jahreskalenders 2021, den die Druckerei Lerchl in Freising produziert hat. Es stammt aus dem Fundus der Schwedin Hanni Stadler, die einst in Freising auf Urlaub weilte und Englmüller mit ihrem Postkartenschatz vertraut gemacht hatte. "Viele Motive davon hatte ich noch gar nicht gesehen", gesteht Englmüller.

Historie in Moosburg
:Fenster in die Geschichte

Der Heimatforscher Karl A. Bauer sammelt unter anderem auch historische Postkarten. Ausgewählte Stücke sind bei einem Vortrag zu sehen. Dabei lernt man auch, dass nicht immer die Realität abgebildet wurde

Von Karlheinz Jessensky

Johann Englmüllers Postkarten- Sammlung besteht aus etwa 1000 Exemplaren

Das Deckblatt trägt den Titel "Gruß aus Freising". Die Postkarte stammt aus der Wölflischen Buchhandlung Freising, dem Vorläufer des gegenwärtigen Schreibwarenladens. Verschickt wurde sie 1904. Abgebildet sind ein Panorama von Freising, eine Innenansicht des Mariendoms, Ansichten der Mittleren und Oberen Hauptstraße sowie Weihenstephan. Den Jahresreigen eröffnet der Januar mit einem Blick auf den Marienplatz und dem damals neu erbauten Freisinger Rathaus. Vor dem Asamgebäude ist eine Reklameuhr zu sehen. Der März bietet einen Einblick in die Bahnhofstraße. Zu sehen ist darauf auch das Oktogon auf dem Domberg, das mittlerweile abgerissen ist. Immer wieder erscheinen Motive des Marienplatzes, der Innenstadt oder von Freising aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Der August zeigt eine Gruppe von Freisinger Bürgern, die vor dem damals neuen Kriegerdenkmal an der Oberen Hauptstraße lustwandelt.

Englmüller hatte 35 Postkartenmotive unter der Rubrik "Freisinger Fotos" zur Auswahl gestellt. Daraus hat eine Jury die 13 schönsten, inklusive Deckblatt, ausgewählt. "Bei jedem Monat steht die Info zum Verlag, zum Jahr des Verschickens und dem Besitzer der Postkarte", ergänzt Englmüller.

Kaum zu glauben, dass es aus so einem Provinzstädtchen wie es Freising um die Wende zum 20. Jahrhundert war, so viele Postkartenmotive gibt. Dafür hat Englmüller eine Erklärung parat. Die Priesterausbildung habe in Freising stattgefunden und Freising sei eine Garnisonsstadt mit Kasernen gewesen. "Deshalb war ein hoher Bedarf da."

Interessant ist die Entstehungsgeschichte der handkolorierten Postkarten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. "Jede Karte ist zunächst schwarz-weiß gedruckt worden", erklärt Englmüller. Anschließend seien sie per Hand koloriert worden. Offenkundig war dies reine Frauenarbeit, denn Englmüller erläutert, dass 70 Frauen mit Hilfe von Schablonen an einem Tag 20 000 Postkarten in mehreren Schritten koloriert haben. Zwischen 1930 und 1940 wurde diese Art von Postkarten allmählich durch Farbfotografien verdrängt.

Der Wandkalender kostet 16 Euro. Davon gehen je ein Euro an den Freisinger Hospizverein und an den Tierschutzverein. Wird der Kalender direkt bei diesen beiden Vereinen gekauft, gehen drei Euro an den verkaufenden Verein.

© SZ vom 04.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Kriegsende
:Wehrmacht auf der Flucht

"Archivstück des Monats September" ist ein Fernschreiben zur Sprengung der Freisinger Isarbrücke am 29. April 1945

Von Florian Notter

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: