Historie in Moosburg:Fenster in die Geschichte

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Gut 200 historische Postkarten hat der Moosburger Heimatpfleger Karl A. Bauer gesammelt. Eine Auswahl stellte er bei seinem Vortrag vor. Repro: Karl A. Bauer (Foto: N/A)

Der Heimatforscher Karl A. Bauer sammelt unter anderem auch historische Postkarten. Ausgewählte Stücke sind bei einem Vortrag zu sehen. Dabei lernt man auch, dass nicht immer die Realität abgebildet wurde

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

Sie sind für ihn wie ein "Fenster in die Geschichte" seiner Heimatstadt: Karl A. Bauer, Heimatforscher aus Leidenschaft, hat rund 200 alte Postkarten in seinem 30 000 Bilder umfassenden Archiv gesammelt und sie nun in einem zweistündigen Vortrag in der Volkshochschule präsentiert. Postkarten, vom Ende des 19. bis Ende des 20. Jahrhunderts, die viele Erinnerungen aufleben lassen, denn heute seien Postkarten in Zeiten des Internets so gut wie vergessen, sagte er seinen Zuhörern.

Dass sie der Jugend heute wenig bedeuten, verriet auch das Interesse an dem Vortrag. "Die Hälfte von denen, die ich erwartet hab", begrüßte Bauer die kleine Schar von offensichtlichen Alt-Moosburgern. Überhaupt erst einmal an die alten Dinge zu kommen, erzählte er, sei auch keine leichte Sache. "Seit Ende der siebziger Jahre renn' ich rum, um die Vergangenheit von Moosburg aufrecht zu erhalten", sagt Bauer. Und es ist ihm in zahleichen Vorträgen auch bereits sehr gut gelungen. Merkwürdigerweise gibt es hier sogar eine Trendwende: "Jetzt kommen sie schon zu mir und sagen, sie haben was", so Bauer.

Die beigeschafften Bilder sind oft in einem erbärmlichen Zustand, Bauer scannt und bearbeitet sie dann, mit ansehnlichen Resultaten. Zwei Bücher, die "Arbeitswelten" und "Damals in Moosburg" sind daraus bisher bereits entstanden. Und auch das Thema seines nächsten Vortrags steht bereits fest: Im kommenden Januar wird es um alte Kapellen in und um Moosburg gehen.

Karl A. Bauers älteste Postkarte ist aus dem Jahr 1885. Wie auch die Nachfolgerinnen ist sie nur auf der Rückseite beschrieben, die Vorderseite beanspruchten die postalischen Formalitäten. Bevorzugte Motive auf den Gruß- und Glückwunschkarten aus dem immer schönen Moosburg sind der Rathausplatz und weitere markante Gebäude in der Innenstadt, aber auch die Stadtansicht von jenseits der Isar, noch mit der alten Holzbrücke und einem Floßhafen, aus Tagen, in denen die Flößerei bereits weitgehend eingestellt worden war.

Die Fantasie ging den Fertigern dieser Collagen also gelegentlich auch durch. Eine Glückwunschkarte zum neuen Jahr 1900 beispielsweise zeigt im Hintergrund auch die Richtstätte, auf der im Jahr 1702 der letzte Straftäter gehängt und verbrannt worden war. Das Schloss Asch, wunderlicherweise auf der Postkarte auf einem Hügel gelegen, ist oftmaliges Motiv, natürlich der Plan, der einmal der Kirchenplatz war, die Michaeli-Vorstadt, der Weingraben, der früher noch Poststraße hieß. Aus dem Jahr 1900 ist auch eine Karte, auf der das Isartor dargestellt ist. Das aber war zu der Zeit bereits abgerissen. Ein Absender kündigt seine Ankunft per Zug an, ein liebes Reserl wird 1909 gegrüßt, andere Gruß-Sender bemühten die Stenografie, denn der Postbote zählte damals zu den best informierten Leuten der Stadt, war aber normalerweise des Stenos nicht mächtig. 1809 wurde die Mariensäule am Stadtplatz, damals Schrannenplatz, eingeweiht. Imposant auch die Fässer der Brauereistadt Moosburg, wichtiges Transportmittel an die Gasthäuser und Statussymbol für die Brauerei. Im Bild festgehalten ist auch das große Eisenbahnunglück am 13. August 1926 in Langenbach, als um 9.28 Uhr der erste Einsatz des neuen Moosburger Krankenwagens erfolgte. Auf der Krankenhaustreppe rutschte der Schulbub Karl Bauer gern auf dem Ranzen hinunter und 1935 gab Ernst Kressel, der letzte Schäfer von Moosburg, ein malerisches Kartenmotiv ab.

© SZ vom 11.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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