Landtagswahl in Freising:Die CSU macht ihre Verluste wieder wett

Lesezeit: 3 min

Florian Herrmann verteidigt bei der Landtagswahl sein Mandat. (Foto: Marco Einfeldt)

Im Laufe des Abends zeichnet sich ab, dass Florian Herrmann wieder das Direktmandat holt. An Zustimmung gewinnen die Freien Wähler, während die Grünen Stimmen lassen müssen.

Von Peter Becker, Freising

Von Spannung war an diesem Sonntag kaum die Rede. Wer wieder einen spannenden Dreikampf erwartet hatte wie vor fünf Jahren, sah sich getäuscht. Florian Herrmann (CSU) verteidigte sein Direktmandat diesmal deutlich. Die Christsozialen haben sich von ihrer Wahlschlappe erholt und sprangen wieder über die 30 Prozent der Stimmen. Benno Zierer kam diesmal als Zweiter ins Ziel. Die AfD hat dem landesweiten Trend folgend im Landkreis mächtig zugelegt und ist in allen Gemeinden außer in Freising und Marzling zweistellig. Stimmenverluste mussten die Grünen hinnehmen. Johannes Becher (Grüne) gelang ein Achtungserfolg. Er vereinte die meisten Stimmen in Freising für sich. Die Wahlbeteiligung war an diesem Sonntag sehr hoch.

Gammelsdorf ist traditionell als erste Gemeinde im Landkreis mit dem Auszählen fertig und setzt wohl den Trend des Abends. Herrmann setzt sich deutlich vor Zierer durch. Auf der Karte des Landratsamt, welche jeweils die Führenden in den Gemeinden anzeigt, färbt sich mit zunehmenden Dauer alles blau. Blau steht in diesem Fall für Herrmann und die CSU. Mit dem Slogan "Unser Land in guter Hand" liefen im Laufe des Abends drei CSU-Sympathisanten ein und schüttelten ihrem Kandidaten die Hände.

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Herrmann sagte, er freue sich, dass seine sachlichen Arbeit bei den Bürgerinnen und Bürgern angekommen sei. Er sehe sein Ergebnis als Aufgabe für die kommenden fünf Jahre. Auch in Freising habe er zugelegt, bilanzierte Herrmann. In Moosburg und Marzling sei er sogar Erster geworden. Den Tag in etwas angespannter Stimmung verbracht, weil es ja geheißen habe, der Landkreis stehe auf der Kippe. Zunächst sei er ins Wahllokal gegangen, dann sei er nach München gefahren.

Das Abschneiden der AfD empfindet Herrmann als "abschreckend". Die einzige Partei der Bürgerlichkeit sei die CSU. Er werde jedenfalls alles daran setzen, die AfD zu bekämpfen. "Die AfD sind Populisten übelster Sorte". Eine Zusammenarbeit mit dieser Partei sei ausgeschlossen. Die AfD verfolge Ziele, wie den Ausstieg aus der Europäischen Union und der Nato: Das heißt, raus aus dem Wohlstand und der Sicherheit", kritisierte Herrmann.

An Stimmen zulegen konnte Zierer. Er betrachtet sein Abschneiden als Auftrag, sich insbesondere um die Themen zu kümmern, die den Landkreis betreffen, vor allem, was den Flughafen im Erdinger Moos anbelangt. Er versteht sich als Sprachrohr für die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis. Was die Arbeit der Parteien untereinander anbelangt, müsste diese in Zukunft wieder konstruktiver werden. Dass die AfD auch im Landkreis stark zugelegt hat, wundert Zierer nicht. "Das sind Frustwähler", sagt er. Die gelte es zurückzuholen. Im Gegensatz zu den Gewohnheitswählern, die nur schwer ihre Einstellung änderten, herrsche bei vielen Leuten eine Denkzettelmentalität.

Die Grünen haben indes Stimmen verloren. "Da sind wir voll im Trend", gestand Johannes Becher. Ein Trostpflaster mag ihm dienen, dass er die Stimmen aus der Kreisstadt Freising auf sich vereinen konnte. Dies freue ihn und er sei den Freisinger Wählerinnen und Wählern dankbar dafür. Für Becher geht erst mal das Zittern weiter. Bis Dienstag müsse erwarten, sagte er, ob er wieder über die Liste in den Landtag einziehen könne. Dort möchte er seine Arbeit fortsetzen.

Becher zeigte sich ebenfalls über das Abschneiden der AfD, auch im Landkreis Freising, erschreckt. Es gebe einen deutlichen Rechtsruck in Bayern, diagnostizierte er. Begünstigt sei dies durch Vertreter der Regierungsparteien, die den Sound der AfD salonfähig machten.

Die Rechtspartei hat mittlerweile in allen Gemeinden zweistellige Ergebnisse erzielt. Insbesondere im Norden des Landkreises holte die AfD einen Großteil ihrer Stimmen. In Rudelzhausen holte sie 17,2 Prozent. Stark war sie auch in den Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Mauern. Dort lag die Rechtspartei jeweils um die 15 Prozent. Das mag daran liegen, dass die Landtagskandidatin Melanie Hilz dort Hause ist.

Überraschend hoch war die Wahlbeteiligung. In einigen Gemeinden, Kirchdorf, Hörgertshausen, Mauern und Haag lag diese weit über 80 Prozent. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung bei ungefähr 75 Prozent. Bis zu diesem Zeitpunkt, gegen 22.30 Uhr, lag allerdings das Ergebnis von Eching noch nicht vor.

Die Ergebnisse der Landtags- und Bezirkswahl 2023 in Freising

Erststimmen im Landkreis

Florian Herrmann (CSU): 30,4% (Stand: 22:05 Uhr)

Alina Graf (SPD): 5,5% (Stand: 22:05 Uhr)

Benno Zierer (Freie Wähler): 23,2% (Stand: 22:05 Uhr)

Johannes Becher (Die Grünen): 19,0% (Stand: 22:05 Uhr)

Helmut Markwort (FDP): 2,5% (Stand: 22:05 Uhr)

Melanie Hilz (AfD): 11,6% (Stand: 22:05 Uhr)

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