Landtagswahl im Landkreis Freising:CSU gewinnt am Ende deutlich

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Minister Florian Herrmann hat im Landkreis Freising einmal mehr das Direktmandat gewonnen. Seine CSU kam nach Auszählung aller 251 Wahllokale auf 32,3 Prozent der Wählerstimmen. (Foto: Marco Einfeldt)

Je weiter eine Kommune vom urbanen Süden des Landkreises entfernt ist, umso konservativer stimmt der Wähler ab. CSU, Freie Wähler und AfD holen ihre besten Ergebnisse in den ländlichen Regionen. Die Wahlbeteiligung liegt bei 74,8 Prozent.

Von Peter Becker, Freising

Landrat Helmut Petz (FW) hat das Wahlkampfgeschehen im Urlaub weilend aus der Ferne beobachtet. Er gratuliere Florian Herrmann zum erneuten Gewinn des Direktmandats im Stimmkreis Freising, ließ er übermitteln. Die CSU habe ja im Landkreis Freising wegen der dritten Startbahn am Flughafen im Erdinger Moos traditionell einen schweren Stand. "Von daher war das Wahlergebnis schon überraschend."

In der Tat hat die CSU gegenüber der Wahl vor fünf Jahren etwas Boden gut gemacht. Sie hat im Landkreis Freising die Wahl eindeutig gewonnen, auch wenn sie mit 32,3 Prozent der Wählerstimmen einmal mehr hinter dem Landesergebnis zurückgeblieben ist.

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Das Direktmandat hat Herrmann mit 31,4 Prozent geholt. Er steigerte sein Ergebnis im Vergleich zu 2018 um vier Prozent. Damit hinkt er aber immer noch deutlich hinter seinem Abschneiden aus 2013 (38,5) hinterher. Die CSU steigerte sich zwar auch um vier Prozent, zu 2013 (44,3) klafft aber eine deutliche Lücke. Immerhin kratzten die Christsozialen mit ihrem besten Ergebnis im Landkreis, in Zolling, mit 39,6 Prozent knapp an der 40-Prozent-Marke. Das wäre 2013 landkreisweit unteres Mittelmaß gewesen.

Hermann freute sich insbesondere darüber, dass er und die CSU in für seine Partei besonders kritischen Kommunen zulegten. Marzling war 2018 komplett an Johannes Becher und die Grünen gegangen. Hier eroberte Herrmann verlorenes Terrain zurück, verbesserte sich um zehn Prozentpunkte und vereinte die Mehrheit der Stimmen auf sich. Ebenso in Moosburg, wo er mit 31,5:24,0 Prozent der Stimmen Lokalmatador Johannes Becher vom Thron stieß. Den musste er in Freising zwar seinem grünen Konkurrenten überlassen, steigerte sich im Vergleich zu 2018 (16,8) aber um sechs Prozent. Das entspricht annähernd dem Ergebnis von 2013.

Trotzdem erzielte Herrmann mit 24,4 Prozent in Freising sein schlechtestes Ergebnis. Unter der 30-Prozentmarke blieb der CSU-Kandidat ansonsten nur in Paunzhausen (27,6), Attenkirchen (29,3) und Kranzberg (28,8). Seine besten Ergebnisse holte er in Hallbergmoos (37,4), knapp vor Eching, Allershausen und Hohenkammer (37,2). Die CSU hingegen schnitt am schlechtesten in Paunzhausen ab.

Um die Stimmenhoheit in den ländlichen Regionen des Landkreises streiten sich Christsoziale und Freie Wähler. Benno Zierer (FW) schaffte es immerhin, Herrmann drei Gemeinden abspenstig zu machen. Er gewann in Paunzhausen, Kirchdorf und Kranzberg. Interessant dabei: Bei den Zweitstimmen drehte die CSU in Kranzberg und Kirchdorf die Reihenfolge. In Mauern und Hörgertshausen gelang dieses Kunststück dagegen den Freien Wählern. Nur mäßige Ergebnisse erzielten diese im urbanen Süden des Landkreises.

Der Einsatz hat sich gelohnt. Benno Zierer und die Freien Wähler haben im Vergleich zur Landtagswahl 2013 Stimmen dazugewonnen. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Freien Wähler im Landkreis liegen mit 19,8 Prozent der Stimmen über dem Landesschnitt (15,8), wie in Bayern auch im Landkreis auf dem zweiten Rang hinter der CSU. Im Vergleich zu 2018 (17,5) gewann die Gruppierung um 2,3 Prozent dazu. Ebenso Zierer, der Becher als Zweitbester im Landkreisvergleich ablöste. "Besonders freut es mich, dass mein langjähriger Wegbegleiter Benno Zierer so gut abgeschnitten hat und sein Ergebnis von 2018 sogar noch steigern konnte", kommentierte dies Landrat Petz.

Die Grünen im Landkreis sind die Verlierer der Landtagswahl 2023. Sowohl Direktkandidat Becher als auch die Partei selbst haben 5,5 Prozent der Stimmen verloren. Mit 17,6 der Stimmen liegt die Umweltpartei dennoch über dem Landesschnitt von 14,4 Prozent. Die Querelen um die Ampel-Koalition in Berlin spielten bei den Verlusten sicher eine Rolle, meint Becher. Trösten kann er sich damit, immerhin die Spitzenposition in Freising verteidigt zu haben. Traditionsgemäß schneiden die Grünen in der Kreisstadt aufgrund der Nähe zum Flughafen und der ständigen Bedrohung durch einen Bau der dritten Startbahn besonders gut ab. Becher (29,1) und die Partei selbst (28,9) holten hier ihr bestes Ergebnis.

Becher vereinte nur drei Mal mehr als zwanzig Prozent der Stimmen auf sich. Natürlich in seiner Heimatstadt Moosburg (24) und in Marzling (21,7). Je weiter es aber ins Land hinausgeht, um so dünner fällt der Zuspruch der Wählerinnen und Wähler aus. Becher kommt in Gemeinden des nördlichen und westlichen Landkreises bisweilen gerade mal zehn Prozent. Die Grünen selbst bleiben dort mancherorts sogar einstellig. Tiefpunkte sind Rudelzhausen (6,3), Hörgertshausen (8,8) und Nandlstadt (9).

Die AfD ist besonders im nördlichen Landkreis erfolgreich

Je weiter eine Kommune vom urbanen Süden entfernt ist, umso konservativer stimmt die Wählerschaft ab. CSU, Freie Wähler und nicht zuletzt die AfD holten in den ländlichen Gebieten ihre höchsten Zustimmungswerte. Letztere vereinigt im Landkreis Freising 11,3 Prozent der Wählerstimmen auf sich und bleibt damit klar hinter dem bayerischen Ergebnis zurück.

Bernhard Kranich hatte für die AfD vor fünf Jahren noch 9,8 Prozent der Stimmen geholt. Melanie Hilz, die gefühlt keinen Wahlkampf gemacht hat, aber immerhin am Samstag mit einem Stand auf der Unteren Hauptstraße in Freising vertreten war, holte 11,4 Prozent der Stimmen. Nur in Eching, Freising, Kranzberg und Marzling blieb sie unter zehn Prozent. Ansonsten gab es bloß zweistellige Ergebnisse, die höchsten im nordöstlichen Landkreis rund um ihren Wohnort herum. Ihr bestes Ergebnis erzielte Hilz in Nandlstadt (17,9), das bereits vor fünf Jahren als AfD-Bastion (14,9) aufgefallen war. Nicht weit weg entfernt davon ist das Ergebnis aus Rudelzhausen, wo sie 16,7 Prozent holte.

Sozialdemokraten und Liberale sind nur noch Randgruppen

Analog dazu machte die AfD bei den Zweitstimmen einen Sprung nach vorne. Sie verbesserte sich von 9,5 auf 11,7 Prozent, fiel aber gegenüber dem landesweiten Ergebnis (14,6) ab. Mutmaßlich setzt sich die AfD-Anhängerschaft aus den Menschen zusammen, denen die CSU nicht mehr konservativ genug ist. Diese fehlen den Christsozialen natürlich im Hinblick auf die Ergebnisse vor dem Auftauchen der Protestpartei. Bleibt abzuwarten, ob diese Abschneiden der AfD bei diesen Landtagswahlen dem Frust der Wählerschaft entsprang, die den etablierten Parteien einen Denkzettel verpassten wollten.

SPD und FDP spielten im Landkreis keine Rolle. Alina Graf holte in Eching und Neufahrn immerhin knapp zehn Prozent für die Sozialdemokraten. Lediglich 2,3 Prozent gab es für die SPD in Gammelsdorf. Und der Bekanntheitsgrad vom Direktkandidaten Helmut Markwort konnte die Liberalen auch nicht von ihrem Diaspora-Dasein im Landkreis erlösen.

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