Fishbowl-Diskussion mit den Landratskandidaten:Klare Kante, klare Forderungen

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Junge Leute lassen sich bei der Fishbowl-Diskussion von Kreisjugendring und Freisinger SZ die Ideen der Landratskandidaten erklären und sparen nicht an Kritik. Mit Nachdruck fordern sie eine Abgrenzung von der AfD ein.

Von Francesca Polistina, Freising

Dann setzte sich eine junge Frau in die Runde und rief die Landratskandidaten und das ganze Publikum auf, gegen Rechtsextremismus und Rassismus aufzustehen. Was in Hanau passiert sei, sei für unsere Gesellschaft inakzeptabel, konkrete Maßnahmen seien jetzt gefragt. "In der Politik wird viel geredet, nun wollen wir auch die Taten sehen", sagte sie. Der ganze Saal stand auf - auch der Landratskandidat der AfD, Franz Scholz, machte mit, viele zeigten sich darüber empört. Denn im letzten Teil des Abends ging es überwiegend um Demokratie und das Verhältnis zur AfD. Die jungen Menschen im Saal forderten von den Landratskandidaten klare Stellungnahmen, diese wiederum zeigten sich einig: Eine Zusammenarbeit mit der AfD wird es nicht geben. Die "Zeit der Taten", wovon die Rede war, wird am 15. März mit dem wahrscheinlichen Einzug der AfD in den Kreistag beginnen.

Es ging vor allem um Klima, Mobilität, Bildung und Demokratie in der Fishbowl-Diskussion mit den Landratskandidaten, die Freisinger SZ und Kreisjugendring am Sonntagabend im Lindenkeller veranstaltet haben. Die Regeln des Abends waren von vornherein klar: Nur wer höchstens 27 Jahre alt ist, durfte überhaupt eine Frage stellen. Trotzdem - oder gerade deshalb - kamen die Fragen zahlreich und detailliert, etwa zweieinhalb Stunden lang wurde intensiv diskutiert. Die jungen Menschen im Saal hakten nach, sie wollten von den sieben Landeskreiskandidaten hören, wie sie konkret den Fahrradverkehr verbessern wollen, wie sie zu den erneuerbaren Energien stehen (harsch debattiert wurde das Thema Windräder), was sie in Sachen Digitalisierung und schnelleres Internet vor haben, ob die Westtangente wirklich notwendig ist ("Ja", sagte mehrmals Manuel Mück von der CSU, denn "das ist die einzige Lösung, um die Innenstadt zu entlasten"; "Nein", sagten hingegen die Grünen).

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Auch der Münchner Flughafen war Thema

Natürlich spielte auch das Thema dritte Startbahn eine Rolle: Alle Parteien sprechen sich klar dagegen aus, nur die AfD fordert dazu ein Bürgerbegehren. Welches Verhältnis will man mit dem Flughafen als einem der größten Arbeitgeber in der Region haben, fragte jemand. "Klar und eindeutig: Nein zu der dritten Bahn, Ja zu einer guten Zusammenarbeit. Die zwei Sachen schließen sich nicht aus", sagte Birgit Mooser-Niefanger (FSM). Robert Wäger (Grüne) übte hingegen Kritik, insbesondere an dem geplanten Labcampus: "Der Flughafen sollte Wohnungen bauen für die Leute, die schon dort arbeiten, erst dann kommen die neuen Projekte", sagte er.

Eine junge Frau wollte von den Landratskandidaten wissen, was für nachhaltige Buskonzepte sie sich überlegt haben. Herbert Bengler (SPD) erklärte die Ideen der Sozialdemokraten, die auf "bessere Anbindungen in den Ortschaften, Schnell- und Rufbussen" basierten. Tobias Weiskopf (FDP), der jüngste unter den Kandidaten, erläuterte, wie er die künstliche Intelligenz zugunsten des lokalen ÖPNV einsetzen will. Doch am Ende wollte die Fragestellerin auch noch wissen, warum man mit diesen Konzepten erst jetzt, und nicht etwa vor zehn Jahren, gekommen sei - und erntete Applaus. Schließlich sei es auch "kein neues Phänomen, dass die Leute sich bewegen wollen", sagte sie, und viele der aktuellen Landratskandidaten seien schon lange in der Politik. So glasklar die Frage ist, so sehr spiegelt sie den Ton des Abends: An die Politik haben junge Menschen klare Forderungen, was bisher im Landkreis verschlafen worden ist, das sollte man auch ganz klar benennen.

Die Schüler wollen digitale Geräte - die auch funktionieren

Ein weiteres wichtiges Thema war die Bildungspolitik. Viele Anwesende waren Schüler, sie wünschen sich mehr Investitionen für Digitalisierung in den Klassen ("Dann sollten aber auch die Basics wie Beamer und PCs funktionieren, bevor man die Schulen mit Tablets versorgt", sagte einer) und Ideen, um junge Leute für die Politik zu begeistern.

Am Ende, als es Platz für thematisch breitere Fragen gab, ging es vor allem um die AfD. "Es gibt demokratische Werte, und diese will ich auch wahren. Aber der AfD sollte man nicht eine Plattform anbieten, um die Demokratie kaputt zu machen", sagte der Jurist Helmut Petz (FW) in Bezug auf die Frage, wie er zum Einzug der AfD in den Kreistag stehe. Die anderen Landratskandidaten nickten, "Wir müssen klare Kante gegen Rechts zeigen", sagten sie unisono. Jedes Mal, wenn Franz Scholz zu Wort kam, standen mehrere junge Menschen auf und hielten Schilder wie "Aufstehen gegen Rassismus" hoch - ohne die Veranstaltung zu stören oder zu verhindern, jedoch als klares politisches Signal.

© SZ vom 03.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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