Freisinger Stadtgeschichte:Gefühlt ein Freisinger

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Das Archivstück des Monats April aus dem Jahr 1977 zeigt den damaligen Erzbischof Joseph Ratzinger mit Oberbürgermeister Adolf Schäfer (links) und Stadtpfarrer Walter Brugger (rechts), in der zweiten Reihe Bürgermeister Georg Klimm, Domrektor Michael Höck und Landrat Ludwig Schrittenloher. (Foto: Stadtarchiv/oh)

Das "Archivstück des Monats" zeigt Ratzingers Besuch 1977. Er erinnerte sich dabei an Bezugspunkte zur Stadt Freising.

Von Matthias Lebegern/oh, Freising

2006 hat Papst Benedikt XVI. seine Heimat Bayern besucht. Im Mittelpunkt standen dabei Orte, die für sein bisheriges Leben und Wirken besondere Bedeutung hatten. Dazu gehörte - neben Altötting und seinem Geburtsort Marktl am Inn, Regensburg als Ort seiner universitären Lehre und München als Sitz seines früheren Erzbistums - auch die alte Bischofsstadt Freising. Hier hatte Ratzinger sein Theologiestudium absolviert und seine akademische Laufbahn begonnen. Bei seinem Besuch am 14. September 2006 empfingen die Bürgerinnen und Bürger den Papst, als er auf dem Weg zum Festgottesdienst im Dom durch die Altstadt fuhr.

Vielleicht fühlte sich Benedikt XVI. bei dieser Fahrt erinnert an den 24. Juni 1977. Das war der Tag, an dem Joseph Ratzinger Freising das erste Mal als neuer Erzbischof von München und Freising besuchte. Zuvor hatte er bereits mit dem für die Region zuständigen Weihbischof Heinrich von Soden-Fraunhofen andere Gemeinden im Landkreis, so etwa Neufahrn, besucht. Am Abend wurde er in Freising festlich empfangen. Zur Begrüßungsfeier auf dem Marienplatz kamen etwa 6000 Bürgerinnen und Bürger zusammen.

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Ratzinger nannte Freising einen Ort, an dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft berührten

Eine Fotografie aus der Fotosammlung des Stadtarchivs Freising hält dieses Ereignis fest (). Sie zeigt den neuen Erzbischof in Begleitung politischer und geistlicher Amtsträger. Gemeinsam schreitet die Gruppe den Marienplatz hinauf, vorbei an dicht gedrängt stehenden Bürgerinnen und Bürgern. Ziel war ein Podest, das vor dem Laubenbräu aufgebaut worden war. Dort hielten OB Schäfer und Stadtpfarrer Walter Brugger kurze Ansprachen. Musikalisch umrahmt wurde die Feier durch die städtische Sing- und Musikschule.

Ratzinger ging in einer Ansprache auf die Bedeutung Freisings als Herz für das Erzbistum ein und würdigte die Stadt als Ort, an dem sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft berührten. Die freudige Stimmung, die an jenem Frühsommer-Abend auf dem Marienplatz herrschte, gibt ein Auszug aus einem Bericht der Landkreisausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 27. Juni 1977 wieder: "Beifall brandete auf, als der neue Erzbischof auf den 'ungebrochenen Rang der alten Bischofsstadt Freising' hinwies, die sich heute erneut als 'Herz inmitten des Erzbistums' bestätigt habe. 'Freising ist nach wie vor Bischofsstadt, der Dom neben der Liebfrauenkirche in München die Kathedrale der Erzdiözese'. Ratzinger versicherte, er werde alles in seinen Kräften Stehende tun, um die geschichtliche Bedeutung der Bischofsstadt Freising, 'dieser Heimstätte des Glaubens und der Kultur' zu erhalten und zu bewahren. Er erinnerte an die vielen persönlichen Bezugspunkte zu dieser Stadt, in der er als Studierender und Lehrender so viele Jahre mit seinen Eltern geweilt habe. Er, so versicherte er unter dem Jubel der Zuhörer, fühle sich als Freisinger."

QUELLEN: StadtAFS, Altregistratur nach 1945, Nr. 04700244; ebd., Fotosammlung, Nr. 3996; ebd., Zeitungssammlung, Freisinger Süddeutsche Zeitung, 27.06.1977. LITERATUR: Benker, Sigmund: Papst Benedikt XVI. und Freising. Die Lebenserinnerungen Joseph Kardinal Ratzingers kommentiert von einem Zeitgenossen, in: Götz, Ulrike (Hg.): 39. Sammelblatt des Historischen Vereins Freising, Freising 2006, S. 11-25. Hamberger, Joachim (Hg.): Papst Benedikt XVI. in Freising, Freising 2007.

© SZ vom 17.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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