Event-Arena bei Freising:Vorfreude trifft auf Skepsis

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Am Münchner Flughafen wird viel gebaut - demnnächst vielleicht auch eine große Event-Arena. (Foto: Johannes Simon)

User diskutieren in den Sozialen Medien kontrovers über das geplante Munich Convention Center am Münchner Flughafen. Einige wollen lieber bestehende lokale Kulturbetriebe fördern.

Von Thilo Schröder, Freising

Sollte am Münchner Flughafen ein Kultur- und Kongresszentrum gebaut werden, träume er, in dann fünf Jahren, von einem Konzert der bekannten britischen Pop-Rockband Coldplay. So hatte es Lorenz Schmid, Geschäftsführer des potenziellen Bauherren und Betreibers, der Freisinger Firma SW Munich Real Estate, zuletzt gegenüber der Freisinger SZ formuliert. Die Ankündigung ruft Vorfreude aber auch Skepsis ob der Realisierung des Projektes in den Sozialen Medien hervor. Mancher hofft derweil auf eine stärkere Förderung bestehender lokaler Kulturangebote nach der Corona-Krise.

"Das wäre genial, wenn es denn kommen würde!", schreibt Daniel Bause auf Facebook. "Wäre schön!", schreibt auch Nicola Niemann. Julian Stöckl pflichtet ihnen bei: "Ich finds top und freue mich schon drauf!" Petra Niedermeier kommentiert, potenzielle Skepsis vorwegnehmend: "Zeit wird's, dass endlich mal was in der Nähe gemacht wird. Erst regen sich wie immer ,alle' auf und am Schluss sind sie die ersten bei der Einweihungsfeier."

"Es wird schwer, die Massen da hin zu bekommen"

Martl Felbinger antwortet: "Da gab's mal nen Versuch einer Disco am Flughafen. Das lief am Anfang auch gut, irgendwann war es vorbei. Das gleiche befürchte ich auch mit dem Projekt ... Es wird schwer, die Massen da hin zu bekommen auf lange Sicht." Und weiter: "Solang am Ende nicht irgendwie Steuergelder da eingebracht werden durch Förderungen usw., könnte uns ein Scheitern aber egal sein und es ist unternehmerisches Risiko. Denke aber, da wird sicherlich irgendwo was angezapft werden." Niedermeier reagiert unbeeindruckt: "Denke aber, eine Disco ist noch mal ganz was anderes als etwas für Konzerte und größere Veranstaltungen. Ich finde es nämlich immer so nervig, ins Olympia Stadion nach München zu müssen. Warten wir mal ab, ich denk mal positiv."

Markus Grill von der Freisinger SPD schreibt, ironisierend: "Also mir wäre ja auch ACDC deutlich lieber als Coldplay. Aber ich nehm zur Not auch Coldplay. Das heißt dann nämlich, dass Corona bis dahin im Griff ist und wir nicht für wirklich jedes größere Event nach München reinfahren müssen. Natürlich muss man darauf achten, WAS genau kommt. Aber mir ist ein Flughafenumfeld lieber, welches Freising auch mal nützt, weil es auf mehr Säulen ruht. Und mit irgendwas müssen die künftig ihr Geld verdienen, da die dritte Startbahn sehr sicher und Gott sei Dank nicht mehr kommen wird."

Kultur- und Kongresshalle am Flughafen München
:Und zur Eröffnung spielt Coldplay

Ungeachtet aller Kritik treibt die "SW Munich Real Estate" die Planung voran. Neben dem Bedarf hat man eine enorme Wertschöpfung durch das "Muc-cc" ermitteln lassen.

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Aber ob die Jungs um Leadsänger Chris Martin überhaupt je (wieder) in die Region kommen werden? "Coldplay wollte eigentlich keine Konzerte mehr geben, wegen der CO₂-Bilanz", wirft Dorothea Sahlmüller ein. "Insofern, dass die dann auch noch ausgerechnet am Flughafen ein Konzert geben ..."

Es gibt Zweifel, dass das Projekt zügig umgesetzt wird

Facebook-Nutzer Alex Mayer kommentiert: "I hoff, die Real Estate hat des a da Frau Merkel erzählt, ihre Träume ..." Skeptisch angesichts des Verlaufs der Corona-Pandemie äußert sich Evl Walter: "Des klappt doch nicht, da is noch Covid da." Lydia Bechmann denkt bei längeren Verläufen dagegen mutmaßlich eher an Planungs- und Bauphasen. Sie mutmaßt: "Bis so etwas fertig sein wird, haben wir vielleicht schon eine neue Krankheit. Bei dem Tempo, mit welchem Projekte bei uns durchgezogen sind, frage ich mich immer, ob ich die Fertigstellung noch erleben werde."

In ganz anderen kulturellen Dimensionen, nämlich lokal verankerten, denkt Dexter Moser. Er kommentiert auf Facebook: "Mein Traum wäre übrigens Post-Corona, dass die Freisinger Kneipenkultur gefördert wird, dass es wieder Kultur im Landkreis gibt, dass Mietpreisspekulanten mit Schimpf und Schande aus Freising ,verjagt' werden, dass jeder zu Fuß oder mit dem Stadtbus in ein Kino gehen kann, dass es bezahlten Wohnraum für alle gibt und dass Freising einfach wiederbelebt wird, abseits von Flughafen und Millionenhallen."

Eine daran anschließende Instagram-Umfrage der SZ zu kulturellen Wünschen für die Zeit nach der Corona-Pandemie offenbart unterschiedliche Blickwinkel. "Konzerte jeglicher Art, Comedy, Kabarettisten, Messen z.B. Fitness oder Gesundheit" wünsche sie sich, schreibt Nutzerin betti262. Und "Musicals", fügt sie später hinzu. "Keine Mega-Eventhalle am Flughafen!", fordert Stadt- und Kreisrätin Joana Bayraktar (Grüne). "Mehr Support für kleinere Künstler", fände Paulina Gastl gut. Kulturelle Ansprüche in der Krise heruntergeschraubt hat indes ponny_tt, wie es scheint: "Wenn man sich einfach wieder zu zehnt treffen darf, bin ich schon sehr glücklich."

© SZ vom 26.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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