Erzähl-Festival:Von widerspenstigen Freisingern und mutigen Frauen

Lesezeit: 3 min

Geschichten hören, sehen und erleben kann man beim Erzähl-Festival vom 18. bis 21. Januar in Freising. (Foto: privat)

In Freising wird die Erzählkunst vom 18. bis zum 21. Januar 2024 im Mittelpunkt stehen. Das "Gute-Stube-Festival" kommt in die Stadt. Acht private Gastgeber öffnen dafür ihre Wohnzimmer. Da wird dann nicht nur erzählt, es wird auch gesungen und getanzt.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Drei gute Stuben fehlen noch. Fünf Freisinger und Freisingerinnen haben sich schon bereiterklärt, ihr Wohnzimmer am 20. Januar für mindestens 20 Menschen zu öffnen, die ihnen völlig fremd sind, damit diese sich dort dann in angenehmer Atmosphäre schöne Geschichten anhören können. Acht sollen es sein, damit der Abend gelingt und alle engagierten Erzählerinnen ein entsprechendes Ambiente für ihre Kunst vorfinden.

Bärbel Jogschies vom Evangelischen Bildungswerk und Mitglied im Verein Erzählkunst Bayern ist aber zuversichtlich, dass sie für das Gute-Stube-Festival vom 18. bis zum 21. Januar in Freising noch drei weitere private Wohnzimmer öffnen kann.

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Das Gute-Stube-Festival, eine Veranstaltung mit renommierten Erzählerinnen und Erzählern aus dem deutschsprachigen Raum, findet seit 2014 alle zwei Jahre in München statt. Jetzt geht das Festival erstmals auf Tournee durch Bayern und die erste Station ist Freising. Mitveranstalter sind das Evangelische Bildungswerk Freising und das Kulturamt der Stadt. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen dafür, jetzt steht das Programm. Wer sein Wohnzimmer dafür öffnen wollte, konnte sich schon seit einiger Zeit unter gute-stube@ebw-freising.de melden und kann das auch jetzt noch tun.

Bärbel Jogschies organisiert das "Gute Stube Festival" in Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Es gebe zwar auch Männer, die gute Geschichtenerzähler seien, erzählt Bärbel Jogschies, es habe sich aber so ergeben, dass in Freising ein rein weibliches Festival stattfinden werde. In den acht Wohnzimmern wird dann nicht nur erzählt, es wird auch gesungen und getanzt. Die Themen sind so vielfältig, wie die Erzählkunst eben ist. Zu hören sind "Gullivers Reisen" frei nach Jonathan Swift, erzählt, gespielt, gesungen und getanzt von Silvia Freund. Sie entwickelt musikalische Literaturprogramme für Kinder und tritt in Schulen, Bibliotheken und auf Festivals.

Geschichten über außergewöhnliche Frauen erzählt Heike Vigl unter dem Motto "Verrückt, verschmitzt, verflucht noch mal". Sie lebt inmitten der Südtiroler Berge an der deutsch-italienisch-ladinischen Sprachgrenze und liebt es, sich zwischen den Sprachen hin- und herzu bewegen.

Uralte und neue Bärengeschichten bringt Katharina Ritter aus München mit. Seit 25 Jahren ist sie mit ihren Geschichten unterwegs zwischen Vancouver und Borneo. Sie erzählt Spannendes, Schräges, Skurriles und Eigenes. Für ihre Erzählkunst wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

Katharina Ritter ist Geschichtenerzählerin aus München. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Bei "Je oller, desto toller" geht es bei Esther Zimmermann um mutige Frauen. Sie begegnete dem Storytelling 2017 das erste Mal in Wales. Fasziniert von der Kunst des freien Erzählens, ist sie seitdem als Erzählerin in ihrer Wahlheimat Schweiz unterwegs. In ihrer Heimatstadt Winterthur führt sie einen Erzählsalon, in dem sie Wahnsinnsweiber zu Wort kommen lässt.

Jeweils um 19 Uhr und um 21 Uhr treten die professionellen Erzählerinnen in den Wohnzimmern auf, die Adressen werden den Besuchern erst kurz nach der Ticket-Buchung mitgeteilt, um die Privatsphäre der Wohnzimmerbesitzer zu wahren.

Große Gala mit allen Erzählerinnen im Lindenkeller

Schon am Abend vor den Wohnzimmer-Vorlesestunden kann man am 19. Januar um 20 Uhr alle Erzählerinnen bei der großen Gute-Stube-Gala im Lindenkeller erleben. Da erfährt man dann, was Erzählkunst alles kann. Am 18. Januar erzählen Gisela Landesberger, Bärbel Jogschies und die Freisinger Harfenistin Nancy Thym im Pallotti-Haus etwas über "Widerspenstige Freisinger Geschichte(n)". Da kommt zum Beispiel Pilitrud vor, die Gattin zweier bayerischer Herzöge aus dem Geschlecht der Agilolfinger. Ihr erster Mann war Theudebald, nach dessen Tod heiratete sie dessen Bruder Grimoald, was dem Freisinger Bistumsgründer Korbinian nicht gefiel.

Als er sein Missfallen äußerte, sorgte Pilitrud dafür, dass sich Korbinian kurzzeitig in einem Kloster bei Meran in Sicherheit bringen musste. Es geht aber auch um einen Freisinger Harfenisten, der sich mutig mit Napoleon stritt, weil der seinen Weinkeller übernehmen wollte.

Geschichten aus dem Bücherschlummer erwecke

In das "Schloss der magischen Bücher" verwandelt sich die Freisinger Stadtbücherei am 21. Januar von 14 bis 17 Uhr. Bei einer Schnitzeljagd wird man durch verschieden dekorierte Räume geführt und muss Rätselfragen beantworten. Im Turmzimmer, im Schlosskeller, in der Schlossküche, im Königskinderzimmer müssen die richtigen Zauberwörter gefunden und die Geschichten aus dem Bücherschlummer erweckt werden. Geeignet ist diese Veranstaltung für Familien mit Kindern ab fünf Jahren.

Schon vom 8. bis 19. Januar steht das Erzählen in Schulen und Kindergärten im Mittelpunkt: Erzählerinnen und Erzähler sind zu Gast bei Kindern, um die Leidenschaft fürs Zuhören und Selbsterzählen auch in ihnen zu entfachen.

Der Kartenvorverkauf für die Gute-Stube-Gala und die Erzählabende in den privaten Wohnzimmerstuben startet am 30. November bei der Touristinfo der Stadt Freising am Rindermarkt, 08161/5444333. Alle Infos finden sich unter gute-stube-erzaehlfestival.de .

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