Eching - In dem Bild, das die Gemeinde Eching und insbesondere ihr Bürgermeister Sebastian Thaler gerade abgeben, gewinnt ein neues Mosaiksteinchen Konturen. Offenbar hat das Ehepaar Thaler die 98 Quadratmeter große Wohnung eines hochbetagten, mittlerweile verstorbenen Echingers für 300 000 Euro erworben. Pikant wird die Angelegenheit dadurch, dass der verstorbene Echinger sein gesamtes Vermögen wohl der Gemeinde hinterlassen haben soll, wobei die Wohnung durch den Bürgermeister kurz davor aus der Erbmasse herausgekauft wurde.
Diese neuen Interna hat nun wieder der ehemalige Haimhausener Bürgermeister Torsten Wende (CSU) publik gemacht, der seine Informationen wiederum wohl von den Hinterbliebenen des Verstorbenen hat. Thaler (parteifrei, unterstützt von SPD, Grünen, BfE, EM und ÖDP) nimmt auf Anfrage weiter keine Stellung zu den Vorgängen, hat aber ein Statement für diese Woche angekündigt.
Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.
Die Staatsanwaltschaft Landshut ermittelt in dem Fall wegen des Rechtskriteriums "Wucher" gegen das Ehepaar Thaler, weitere Angaben wurden von der Behörde auch auf mehrmalige Nachfragen nicht veröffentlicht. Für das Rathaus, das in dem speziellen Fall gesondert vom eigentlichen Repräsentanten, dem Bürgermeister, angefragt wurde, hat Zweite Bürgermeisterin Stefanie Malenke (SPD) bestätigt, dass die Gemeinde Alleinerbin des vererbten Vermögens sei. Zu den Umständen des Wohnungskaufs durch Thaler könne man allerdings keine Auskünfte erteilen, das sei eine Privatangelegenheit.
Stimmen die Angaben Wendes, hätte das Ehepaar Thaler die 98 Quadratmeter große Wohnung mit Gartenanteil und zwei Stellplätzen, die derzeit in zwei Wohneinheiten aufgeteilt und vermietet ist, für 300 000 Euro erworben. Je nachdem, ob der Preis die Stellplätze mit beinhaltet, läge der Quadratmeterpreis bei rund 3000 Euro, eventuell auch noch darunter. Aktuell werden in Eching Quadratmeterpreise um die 6000 Euro aufgerufen. Zum Zeitpunkt des Kaufs 2020 dürfte selbst eine sehr alte Wohnung in schlechtem Zustand in dieser Größe kaum unter 520 000 Euro erlöst haben.
Parallel ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Thaler wegen Untreue, wozu bereits eine Durchsuchung im Rathaus stattgefunden hat. Es geht hier wohl um die Abwicklung eines Zivilprozesses vor dem Landgericht Landshut, in dem Thaler Partei war und offenbar Kostenerstattungen durch die Gemeinde erhalten hatte. Zu beiden Fällen gibt Landshut "mit Blick auf die weiterhin laufenden Ermittlungen" keine Stellungnahme ab. Am Ort wuchern die Spekulationen und Gerüchte, wobei sich auch hier weder das Rathaus noch irgendeine politische Gruppierung äußern.
