Mobilität in Freising:Stadträte lehnen Probebetrieb für Verleih von E-Scootern ab

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Verschiedene Anbieter von E-Scootern haben bei der Stadt Freising nachgefragt, ob sie in der Stadt ein Verleihsystem anbieten dürften. Der Planungsausschuss des Stadtrats hat sich gegen einen Probebetrieb ausgesprochen. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Der Planungsausschuss stimmt gegen den Vorschlag der Verwaltung. Die Mehrheit will keine Konkurrenz zum öffentlichen Nahverkehr schaffen und sieht in den Rollern keinen Beitrag zur Verkehrswende.

Von Peter Becker, Freising

Wer mit einem E-Scooter durch die Freising cruisen will, der muss sich selbst einen kaufen. Dort wird es in absehbarer Zeit keinen Verleih durch private Anbieter geben, auch nicht in einem auf ein Jahr befristeten Probetrieb. Das hat die Mehrheit im Planungsausschuss des Freisinger Stadtrats beschlossen. Sprecher der verschiedenen Fraktionen sind der Meinung, man solle sich lieber auf den Betrieb der Stadtbusse konzentrieren und halten die modischen Gefährte für "sehr bedenklich".

Laut Dominik Fuchs, Mobilitätsbeauftragter der Stadt Freising, hatten sich in den vergangenen Monaten einige Anbieter von Mietsystemen für E-Scooter an die Verwaltung gewandt. Die Erfahrung anderer Städte mit den elektrischen Rollern seien sehr unterschiedlich, sagte er. Ein durchgängiges Bild zu Nutzen und Nachteilen der Gefährte gebe es nicht.

Nach einem Jahr hätte der Probebetrieb evaluiert werden sollen

Die Stadtverwaltung hatte einen einjährigen Probebetrieb mittels freiwilliger Selbstverpflichtung der Anbieter vorgeschlagen. Dann sollte das Angebot im Hinblick auf das Mobilitätsverhalten der Bürgerinnen und Bürger als Grundlage für künftige verkehrspolitische Entscheidungen evaluiert werden. In die Bewertung sollte einfließen, welche Fahrten die E-Scooter ersetzten, zudem eine Unfallstatistik und die Anzahl möglicher Beschwerden, die bei der Stadt oder den Anbietern eingingen.

Die Verwaltung hatte eine Anzahl von 300 Elektro-Rollern vorgesehen. Dabei sollte keiner der Anbieter mehr als 100 zur Verfügung stellen dürfen. Die Verleiher sollten sich verpflichten, maximal fünf Fahrzeuge an einem Standort im Umkreis von 100 Metern auf Gehwegen oder speziellen Parkflächen aufzustellen. Außerhalb dieser Parkzonen abgestellte Roller hätten sie auf eigene Kosten entfernen müssen. Etwa, wenn der E-Scooter in einem Gewässer oder Waldstück landet. Um dies zu vermeiden, verlangen einige Verleiher von Mieterinnen und Mietern ein Foto, auf dem erkennbar ist, wo und wie das Fahrzeug abgestellt wurde. Die Leihgebühren sollten einen Euro plus 20 Cent pro gefahrener Minute betragen.

In einer freiwilligen Selbstverpflichtung hätten sich Anbieter bereit erklären müssen, solche Stolperfallen auf Gehwegen auf eigene Kosten zu entfernen. (Foto: Hannes P. Albert/dpa)

Fuchs meinte, dass E-Scooter auf Strecken zwischen 2,5 bis 3,5 Kilometern eine sinnvolle Alternative für Privatautos sein könnten. Emilia Kirner (ÖDP) und Werner Habermeyer (Grüne) sehen dies "sehr kritisch". Ein Verleihsystem für Fahrräder wäre der ÖDP-Stadträtin bedeutend lieber. E-Scooter seien eher fragwürdig und verhältnismäßig teuer. Sie und Habermeyer fürchten, dass die Roller nach ihrem Gebrauch oft nur in der Gegend herum lägen. "Außerdem schaffen wir Konkurrenz zum öffentlichen Nahverkehr", sagte Habermeyer. Der Ansicht war auch Karl-Heinz Freitag (FW). "Wir sollten uns auf den Stadtbus konzentrieren." Der E-Scooter sei ein "nettes Gimmick" mit unangenehmen Begleiterscheinungen.

Rudi Schwaiger (CSU) ist aus verkehrstechnischen Gründen skeptisch. Es sei beim Linksabbiegen schwierig, eine Hand vom Lenker zu nehmen, um die Richtungsänderung anzuzeigen und dabei das Gleichgewicht zu halten. Fuchs bestätigte eine erhöhte Unfallgefahr, zum Teil auch bedingt durch einen womöglich reichlichen Alkoholgenuss der Nutzerinnen und Nutzer.

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) wäre einem Probebetrieb nicht abgeneigt gewesen. "Ich würde es mal ausprobieren", schlug er vor. Auch Robert Weller (FW) hätte sich den Test vorstellen können, allerdings nur "mit strengen Daumenschrauben" für die Verleiher. Zumindest für Touristen und Touristinnen wäre das eine willkommene Sache gewesen.

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