Berufsoberschule Freising:Noch keine Antwort aus dem Ministerium

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Die Berufsoberschule Freising (BOS) wird im kommenden Schuljahr keine 13. Klasse anbieten. Schüler, die das allgemeine Abitur ablegen möchten, müssen dann die Schule wechseln. (Foto: Marco Einfeldt)

Politiker kritisieren Entscheidung, im Herbst keine 13. Klasse an der BOS anzubieten, doch den Schülern läuft die Zeit davon.

Von Florian Beck, Freising

Mitte Februar hatte die Schulleitung den Schülern die Hiobsbotschaft überbracht: Die Berufsoberschule Freising (BOS) wird im kommenden Schuljahr keine 13. Klasse anbieten. Die Kritik an dieser Entscheidung ist groß, mehrere Kommunalpolitiker haben sich zu Wort gemeldet, denn für die betroffenen Schüler hat der Beschluss erhebliche Konsequenzen.

Sie können nun nicht auf direktem Weg nach dem Fachabitur in der 13. Klasse ihr allgemeines Abitur schreiben. Um doch noch die allgemeine Hochschulreife zu erlangen, müssten sie entweder an eine andere BOS wechseln, etwa nach Erding, Scheyern oder München, oder in eine Klasse der Fachoberschule, die immerhin unter demselben Dach angeboten werden könnte. Ein Schulwechsel würde bei den Schülern jedoch zu einem erhöhten Zeit- und Kostenaufwand führen - und bei einem Wechsel in eine Freisinger FOS-Klasse müssten sie sogar ihren Anspruch auf ein elternunabhängiges Bafög aufgeben.

Schüler sind geschockt
:Nach dem Fachabitur ist Schluss

Weil es zu wenig Interessenten gibt, bietet die BOS in Freising im neuen Schuljahr erstmals keine 13. Klasse mehr an.

Von Florian Beck

Aus diesen Gründen hatte sich die jetzige zwölfte Klasse schon vor gut zwei Monaten an die Politik gewandt: "Wir haben unserem Landtagsabgeordneten Benno Zierer eine Mail geschrieben", erklärt Sofian Achour, einer der betroffenen Schüler. Der habe ihnen versichert, das Problem an seinen Parteikollegen bei den Freien Wählern, Kultusminister Michael Piazolo, heranzutragen. Von dem hätten die Schüler seitdem aber noch nichts gehört, sagt Achour.

Seit Jahren weise man auf das Problem hin, sagt Warlimont

Im Landkreis hat die Kommunalpolitik das Thema inzwischen aufgegriffen. Die Freisinger FDP etwa beklagte die Entscheidung in einer Pressemitteilung. Timo Ecker, Beisitzer im Kreisvorstand, sagte, er bedauere es sehr, dass die bayerische Staatsregierung den Schülern "hier einen Weg verbaut". Peter Warlimont, SPD-Stadtrat und Englisch- und Sozialkunde-Lehrer an der FOS/BOS Freising, beschrieb die Situation der Schüler in einem Leserbrief in der SZ gar als "Unding" und machte klar, dass er die Verantwortung für diesen "Missstand" beim Kultusministerium sehe. Seit Jahren schon wiesen Lehrkräfte, Personalräte, Schulleitungen und Schülervertretung das Ministerium auf dieses Problem hin, so Warlimont, dennoch sei bisher nichts getan und das Problem gar "ignoriert" worden. Die Regelungen, die verhindern, dass BOS-Schüler, die notgedrungen in eine FOS-Klasse wechseln, weiter Anspruch auf ein elternunabhängiges Bafög haben, hätten laut Warlimont "schon längst" angepasst werden sollen.

Um nun tatsächlich eine Lösung wegen der "enormen Benachteiligung" der Schüler zu finden, habe er die örtlichen Landtagsabgeordneten kontaktiert und sie um Mithilfe gebeten, teilte Warlimont auf Anfrage mit. Die Ebersberger SPD-Abgeordnete Doris Rauscher und ihr Freisinger FW-Kollege Benno Zierer hätten zügig ihre Unterstützung zugesagt, ebenso der Grüne Johannes Becher. Allein Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann (CSU) aus Freising habe sich noch nicht zurückgemeldet, so Warlimont, dafür habe er aber vollstes Verständnis: "Ich mache Herrn Herrmann keinen Vorwurf, der hat als Mitglied der Staatsregierung mit dem Coronavirus im Moment wahrscheinlich mehr als genug zu tun."

"Ich denke, wir haben hier in Freising den Startschuss gegeben, der eine Welle auslösen kann"

Johannes Becher veröffentlichte vor wenigen Tagen einen offenen Brief an Kultusminister Piazolo. Darin fordert er ihn dazu auf, sich des Themas "unter der Maxime eines möglichst regionalen und sozial durchlässigen (Weiter-) Bildungsangebots" anzunehmen und eine "zügige und unbürokratische Lösung" zu finden. Als mögliche Lösungsansätze schlägt Becher das Schaffen einer Sonderregelung für die Fortzahlung der Bafög-Leistung für BOS-Schüler im Falle eines notgedrungenen Wechsels in eine 13. FOS-Klasse vor und alternativ dazu die Aufhebung der Mindeststärke von jeweils acht BOS- und acht FOS-Schülern zum Zustandekommen einer sogenannten Kombi-Klasse, in der die Schüler in den Kernfächern wie Deutsch oder Englisch gemeinsam unterrichtet würden.

Ob all diese Anstrengungen den betroffenen Schülern in Freising am Ende tatsächlich etwas bringen werden, ist noch offen. "Die Zeit läuft, und sie läuft gegen uns", stellt Sofian Achour fest. Dennoch will der 19-Jährige die Hoffnung nicht aufgeben: "Es ist super, dass sich nun Politiker aus verschiedenen Parteien so für uns einsetzen, dass sie den Druck aufs Ministerium erhöhen, nun endlich zu handeln." Und, so Achour weiter: "Ich denke, wir haben hier in Freising den Startschuss gegeben, der eine Welle auslösen kann. Man sieht ja gerade, dass wir alles andere als ein Einzelfall sind."

© SZ vom 20.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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