Bei einem kürzlich in Sillertshausen (Markt Au) erlegten Wildschwein ist jetzt die Aujeszkysche Krankheit (AK) - auch "Pseudowut" genannt - nachgewiesen worden. Zuletzt ist vor zwei Jahren in Hohenkammer ein solcher Fall aufgetreten, wie es in einer aktuellen Warnmitteilung des Freisinger Landratsamtes dazu heißt.
Für Menschen ist die Aujeszkysche Krankheit zwar ungefährlich. Für eine Vielzahl an Säugetieren sei sie jedoch hochansteckend, schreibt das Landratsamt. Bei Wiederkäuern, Hunden und Katzen verlaufe eine Infektion mit dem verursachenden Suiden Herpesvirus 1 (PrV) zudem immer tödlich, lediglich Pferde und Primaten gelten als resistent.
Während sich die Krankheitssymptome bei Schweinen je nach ihrem Lebensalter und der Virulenz des Virusstamms unterscheiden, ist bei anderen Tierarten akuter Juckreiz das charakteristischste Symptom. Die Krankheit kann bei diesen Tieren Tollwut-ähnlich verlaufen und innerhalb weniger Stunden bis Tage zum Tod führen. Eine Impfung gibt es nicht.
Bayerischer Jagdverband sieht "keinen Grund zur Panik"
Ein Kontakt zu Wildschweinen sollte daher strikt vermieden, von einer Verfütterung von rohem Fleisch oder Innereien von Haus- und Wildschweinen an Hunde und Katzen sollte generell Abstand genommen werden, warnt das Landratsamt. Gefährdet sind naturgemäß vor allem Jagdhunde, der Bayerische Jagdverband allerdings hält den Ball eher flach. Er nennt das Verfüttern von rohem Wildbret oder Aufbruch vom Schwarzwild auf seiner Webseite ebenfalls "ein absolutes Tabu" und empfiehlt, Hunde vom Streckenplatz oder von Aufbruchplätzen fernzuhalten. Der direkte Kontakt des Hundes zu Schwarzwild - lebenden und toten Stücken - sollte auf ein Minimum reduziert werden.
AK-Infektionen bei Jagdhunden seien bislang jedoch eher selten. Zwar gebe es kein "Nullrisiko", denn der Kontakt zwischen Hund und Sau lasse sich bei der Jagd nie ganz ausschließen. Grundsätzlich aber gebe das Infektionsrisiko "keinen Grund zur Panik". Noch weniger gefährdet dürften entsprechend "normale" Haushunde sein. Empfohlen wird allerdings, diese in Wildschweingebieten an der Leine zu führen.
Virus ist bei Stichprobenuntersuchung gefunden worden
Die Aujeszkysche Krankheit galt in Deutschland seit 2003 als getilgt - dank eines nationalen Bekämpfungsprogramms in der Hausschweinepopulation. Dennoch kommt das Suide Herpesvirus 1 weiterhin in Schwarzwildbeständen vor. Für Haus- und Wildschweine werden deshalb stichprobenmäßige Monitoring-Untersuchungen vorgenommen. Bei einer dieser Analysen ist der aktuelle Fall im Landkreis Freising dokumentiert worden.
Eine Bekämpfung der Krankheit bei Wildschweinen ist nicht möglich, die Mehrzahl der Wildschweine überlebt eine Infektion jedoch. Neben der Bejagung zur Reduktion der Schwarzwildbestände ist daher vor allem die strikte Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen in Hausschweinebeständen von entscheidender Bedeutung, um ein Einschleppen des Virus und somit den Ausbruch einer anzeigepflichtigen Tierseuche zu vermeiden, wie das Landratsamt unterstreicht.
Kontakt zwischen Haus- und Wildschweinen muss vermieden werden
Das Virus halte sich in gepökeltem Fleisch bis zu 20 Tage lang und überlebe auch in Urin, Mist und Boden für einige Zeit. Damit könne der Erreger nicht nur bei direktem Kontakt mit infizierten Wild- beziehungsweise Hausschweinen, sondern auch über kontaminierte Gegenstände und Lebensmittel, die aus infizierten Tieren hergestellt wurden, übertragen werden. Um eine Einschleppung des AK-Virus in Hausschweinebestände zu verhindern, müsse jeglicher direkte und indirekte Kontakt zwischen Haus- und Wildschweinen vermieden werden.
Das Landratsamt fordert deshalb alle Schweinehalter dazu auf, ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu prüfen und gegebenenfalls zu optimieren. Besondere Bedeutung habe deren Einhaltung zudem für Jäger, die selbst Schweinehalter sind oder Kontakt zu Hausschweinen haben. Auch Ansteckungen von Jagdhunden seien nicht völlig auszuschließen. Der unmittelbare Kontakt von Jagdhunden mit Wildschweinen sei daher auf das Nötigste zu beschränken.