Sanierung in Au:Konzepte für die Wiederbelebung

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Die alte Hopfenhalle in Au sollte als charakteristisches Gebäude der Marktgemeinde unbedingt erhalten bleiben, finden Städteplaner. (Foto: Johannes Simon)

In der Marktgemeinde Au soll bald die Sanierung des Ortszentrums beginnen. Die beiden Städteplaner Jochen Baur und Claus Sperr erläutern im Gemeinderat, was sie zur Verbesserung des Erscheinungsbildes von Au vorschlagen.

Von Peter Becker, Au

Öde Parkplätze und leere Schaufenster: Die Städteplaner Jochen Baur (SEP) und Claus Sperr (Planwerk Stadtentwicklung) haben bei ihren Erläuterungen zum integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (Isek) zu Au ihre Finger in die Wunden der Marktgemeinde gelegt. Gut 60 Zuhörer wohnten gleichzeitig einer Premiere bei. Niemals zuvor war eine Sitzung des Marktgemeinderats in einem Livestream übertragen worden. Weil immer noch Pandemiezeiten herrschen, durften nicht mehr Auer in die 800 Menschen fassende Hopfenlandhalle kommen.

Die Vorträge der Städteplaner stehen in engem Zusammenhang mit der Sanierung des Ortskerns, die in Bälde beginnen soll. Das Büro, das 2015 den Architekturwettbewerb gewonnen hatte, wird den genauen Zeitablauf demnächst im Marktgemeinderat erläutern. Die Städteplaner selbst leisten nur Hilfestellung bei der Frage, wie an Fördertöpfe zu kommen ist und welche Maßnahmen zur Verbesserung des Erscheinungsbildes von Au sie vorschlagen. Die Marktgemeinde hat dann 15 Jahre Zeit, diese in die Tat umzusetzen.

Wenig Einfluss auf das Verkehrsaufkommen der Unteren und Oberen Hauptstraße scheint die Ortsumfahrung zu haben. Zumindest empfinden dies manche Bürger und Bürgerinnen so. Etliche klagen über innerorts rasende Autofahrer. Sperr schlägt deshalb eine Verkehrsberuhigung vor, wobei Fahrradfahrer die Straße mitnutzen sollten. Ein Tempolimit sei wichtig. Er riet dazu, alte Fußgängerverbindungen, die jetzt gesperrt seien, wieder aufleben zu lassen. Beispiele sind Wege vom Färbergraben oder dem Klosterberg zur Ortsmitte.

Um den Ortskern attraktiver zu gestalten, sollten Leerstände entlang der Unteren und Oberen Hauptstraße beseitigt werden.So lauten die Ergebnisse einer Isek-Präsentation. (Foto: Johannes Simon)

"Das Wohnen wird eine andere Qualität haben als heute"

Baur sagte, dass die Umgestaltung der Hauptstraße eine Grundlage für positive Veränderungen sei. "Das Wohnen wird eine andere Qualität haben als heute", meinte er. Die Mainburger Straße müsse begrünt werden, "damit sie einen erträglicheren Anblick biete". Baur riet dazu, die Machbarkeitsstudie zu den Hopfenhallen weiterzuverfolgen, um Möglichkeiten auszuloten. Diese sind eine der charakteristischen Merkmale der Marktgemeinde. Einige Auer möchten sie am liebsten wegreißen, andere erhalten und eventuell Wohnungen und Büros dort unterbringen. Baur könnte sie sich aber ebenso als Bürgertreff oder als Ort für kulturelle Veranstaltungen vorstellen. Der Marktplatz bietet seiner Ansicht nach zu wenig Attraktivität zum Verweilen. Eine Eisdiele oder ein Café könnten dies ändern.

Sperr schlug vor, ein Leerstandsmanagament zu entwickeln. Es müsse Ursachenforschung betrieben werden, wie lange ein Gebäude ungenutzt sei und warum es der Besitzer leer stehen lasse. Sperr wies darauf hin, dass es Förderprogramme zur Fassadengestaltung, zur Gestaltung von Frei- und Geschäftsflächen gebe. Zwingen könne man allerdings niemand, beantwortete Sperr eine Frage von Gemeinderat Michael Hillebrand (CSU). Er setzt eher darauf, dass ein Eigentümer merkt, wenn seine Bude im Vergleich zum Umfeld "schäbig im Raum" stehe. Dieses müsse "Lust auf Projekte" machen.

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"Mehr Miteinander": Das Pflegeheim soll integriert werden, Gastronomie und Sportheime besser zusammenarbeiten

Baur sagte, dass die Marktgemeinde stolz auf ihren Bockerlradweg sei. Ein Hinweis auf diesen sei aber schwer zu finden. Ebenso weitere Hinweise für Radfahrer, um sie ins Ortsinnere und damit auch in Gasthäuser zu locken. Die Städteplaner hatten analysiert, dass das Kursana-Pflegeheim kaum ins öffentliche Leben integriert sei. Sie forderten "mehr Miteinander" - etwa durch Besuche von Kindern und Jugendlichen. Die Auer Vereine prägen das Ortsleben, sind aber an der Grenze ihres Leistungsvermögens angelangt. Es wird immer schwieriger, Vorstände und Trainer zu finden. Gleichzeitig leide die Gastronomie unter den Sportheimen, weil die Auer gleich dort ihr Bier trinken und ihre Brotzeit essen. Allerdings handeln die Wirte nach dem Geschmack der Städteplaner zu sehr als Einzelspieler. Sperr forderte sie zu einem "Mehr Miteinander" auf.

Als verbesserungswürdig bezeichnen die Stadtplaner die Stärkung des Ehrenamts in Au. Der Zugang dazu müsse vereinfacht werden. Auch den Wunsch nach einem Mehrgenerationenhaus haben die Stadtplaner vernommen. Sei einmal ein passendes Grundstück da, würden sich schon Interessierte finden, versicherte Baur auf Frage eines Zuhörers.

Mit einbezogen in das Plangebiet sind die Pfaffenhofener und Mainburger Straße mit ihren Gewerberäumen und Discountern. Sie bieten keinen besonders erbaulichen Anblick. Absiedeln könne man sie schlecht, beantwortete Sperr eine Frage von Franz Asbeck (FWG). "Discounter wünschen sich Synergie." Die Mainburger Straße, mit den 6000 Autos, die sie pro Tag befahren, sei nun mal ein idealer Standort. Würde man die Standorte an andere Stellen im Ort verlegen, würde man dadurch nur mehr Verkehr auf der Hauptstraße produzieren.

© SZ vom 19.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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