Inhabergeführte Geschäfte:Alle an die frische Luft

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Rainer Ströll führt das "Freiluftwerk" in Freising seit 15 Jahren zusammen mit seinem Partner Stefan Steinberger. (Foto: Marco Einfeldt)

Seit 15 Jahren führen Stefan Steinberger und Rainer Ströll das "Freiluftwerk" an der Hauptstraße. Die beiden sind Experten für die verschiedenen Spielarten des Outdoor-Sports. Der Umbau der Innenstadt macht ihnen keine Probleme

Von Nora Schumann, Freising

Draußen leuchten die bunten Skihelme im Dezemberwetter, drinnen wird man herzlich empfangen. "Grüß dich! Was kann ich für dich tun?" Im Freiluftwerk sind alle herzlich per Du. Rainer Ströll, einer der beiden Inhaber, führt an einen Platz im hinteren Teil des Ladens. Ein großer Holztisch steht dort bereit, um Outdoorjacken abzulegen oder Skischuhe zu präsentieren. Ständig kommt jemand herein und wird freundlich begrüßt. "Ich führe das Freiluftwerk seit 15 Jahren zusammen mit dem Stefan Steinberger", erklärt Rainer Ströll. Ströll und Steinberger kennen sich schon seit der Jugend. Gemeinsam machten sie die Ausbildung zum staatlich anerkannten Skilehrer und arbeiteten in der Freisinger Skischule. "Was Gscheits gelernt haben wir auch, der Stefan ist eigentlich studierter Werbetechniker und ich bin Offsetdrucker", lacht Rainer Ströll. Aber die große Liebe zum Outdoor-Sport war schon immer da. Nach jahrelanger Arbeit in der Skischule hätten sie beide die Schule schließlich übernommen und damit gemeinsam ihr Geld verdient.

In der Skischule fingen die beiden Skilehrer dann auch an, Zubehör zu verkaufen. Sie merkten dass die Nachfrage da war. "Angefangen mit dem Freiluftwerk haben wir hier zwei Türen weiter. Zu dem Zeitpunkt hat gleichzeitig die Q-Bar mit dem Tobi, unserem Bürgermeister, als Wirt aufgemacht", schmunzelt Rainer Ströll. "Das war sozusagen unser gemeinsamer Start und vor vier Jahren sind wir dann umgezogen. Das Geschäft war zu klein und wir wollten umbauen und es vergrößern." Die Skischule wurde letztes Jahr verkauft. "Die Gelegenheit war da und es wurde auch mal Zeit, dass andere da übernehmen", sagt Ströll. Wie zuvor Ströll und Steinberger übernahmen zwei langjährig angestellte Skilehrer die Schule. Es sei auch einfach zu viel geworden, beides nebeneinander herlaufen zu lassen, erklärt Ströll. Das Freiluftwerk hätte dann eine weitere Person anstellen müssen und das hätten sie nicht gewollt.

Eine der Herausforderungen: Die Buchhaltung

Eine Herausforderung war zu Beginn noch die Buchhaltung. "Wir hatten weder Ahnung von Buchhaltung noch von wirtschaftlichen Dingen", erzählt Rainer Ströll. "Da denkst du, super, hab ich was verdient, aber dass du dann wieder was ans Finanzamt zahlen musst, da denkst du natürlich nicht dran." Manchmal sei es knapp gewesen, aber gut gegangen sei es immer.

Bei ihrer Arbeit legen die Inhaber wert auf einen guten und freundlichen Service, damit sie ihre Stammkundschaft halten können. (Foto: Marco Einfeldt)

Ströll und Steinberger betonen, dass es ihnen wichtig sei, nur Sachen zu verkaufen, die sie selbst tragen würden. "Das ist vielleicht nicht immer ganz einfach oder es ist auch nicht immer ganz günstig, aber wir wollen nur Sachen, die wir auch selber benutzen würden", sagt Rainer Ströll. Dann zeigt er den aktuellen Trendsetter im Outdoorsport: Den Schneeschuh. "So wie man immer Sommer zum Wandern geht, kann man mit denen im Winter gehen", erklärt Ströll. "Das wird immer beliebter bei Alt und Jung. Man kann einfach losmarschieren, wandern im Schnee." Ein sportliches Talent brauche man nicht und teuer sei es auch nicht.

Das Freiluftwerk läuft gut, der Dezember ist der beste Monat. Aber auch im Frühjahr und Sommer kommen Freiluftliebhaber um ihre Outdoor-Ausstattung aufzubessern. Finden lässt sich Ausstattung fürs Klettern, Bergsteigen, Wandern, aber auch Freizeitsachen, außerdem für Skitouren, Freeride und eben die Schneeschuhe. Skier für alpinen Skisport bietet das Freiluftwerk nicht an. "Wir haben unsere Nische gefunden", sagt Ströll. Der Alpine Skimarkt sei riesig, da könne ein kleines Unternehmen wie das ihre nicht mithalten.

Die Nachfrage für Skitouren steige, im Kletterbereich merke man den Ausbau der Kletterhalle und dass viele Studierende in der Stadt wohnen. Laufkundschaft kommt zwar auch, den Großteil machen aber Stammkunden aus. Deshalb ist das Freiluftwerk auch kaum von den Auswirkungen durch die Baustellen betroffen gewesen. "Heute schreien die Leute es passiert nichts, morgen schreien sie es ist Baustelle, das ist echt mühsam", seufzt Rainer Ströll. "Wir hatten schon von Anfang unsere Priorität auf einen guten freundlichen Service gelegt, damit wir uns eine Stammkundschaft aufbauen können", erläutert er. "Drum trifft uns das nicht, wir haben keine Umsatzeinbußen."

Gut an der Lage in der Freisinger Innenstadt findet Rainer Ströll die Gemeinschaft mit den anderen Inhabern. Das Verhältnis, gerade zu Gleichaltrigen wie Andy Muschler oder Schwaiger sei sehr gut. "Die haben das gleiche Ziel, die müssen da auch noch 20, 30 Jahre werkeln", resümiert Rainer Ströll.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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