Die Helfer des Flughafenvereins sind zurück von ihrem ersten Einsatz in der Türkei - die Hilfsaktion aber geht weiter. Sechs Tage lang waren zwei Teams mit Kleinbussen im Erdbebengebiet unterwegs und verteilten Medikamente, Decken, medizinisches Gerät, Kleidung und Spielsachen. Was sie dort erlebt haben, habe auch erfahrene Helfer sehr mitgenommen, erzählt Vereinsvorsitzender Thomas Bihler.
Seit 25 Jahren ist er immer wieder in Krisengebieten unterwegs. Meist gelinge es ihm, sich dort auf den Einsatz zu konzentrieren und abzuschalten, erzählt er. Irgendwann aber sei der Punkt erreicht, an dem das Leid den Helfern sehr nahe gehe. Über den vom Erdbeben betroffenen Städten liege Leichengeruch. Sie hätten auch die Bergung von drei Kinderleichen miterlebt. Zurück im Auto "wird es dann ganz still", schildert Bihler das Erlebte, es bleibe eine große Traurigkeit.
Der Flughafenverein hat bisher laut Bihler Geld- und Sachspenden im Wert von etwa einer Million Euro gesammelt. Insgesamt 270 000 Euro steuerten die Flughafen München GmbH, der Bodenabfertiger Aeroground und der Verein selbst bei. Außerdem erhielt er umfangreiche Sachspenden.
Sieben Vereinsmitglieder, darunter fünf Flughafenmitarbeiter, waren Mitte Februar über Istanbul nach Adana geflogen. Einige von ihnen haben selbst Familie in den zerstörten Gebieten. Mit dabei hatten sie 500 Kilogramm Material, darunter fiebersenkende Arzneimittel, gekühlte Krebsmedikamente und auch Leichensäcke. Für weitere Hilfsgüter organisierten sie Transport und Verteilung. Der Verein verfüge über ein gutes Netzwerk in der Türkei, sagte Bihler. Lebensmittel wie Brote und Joghurt wurden ausgegeben, außerdem Decken, denn vor allem nachts sei es bitterkalt.
Fast alle Gebäude in der Region Hatay seien zerstört. Auf den Schuttbergen zeigten rote Luftballons an, wo Kinder ums Leben gekommen sind. Auch Häuser, die noch stehen, seien in der Regel so stark beschädigt, dass sie nicht mehr bewohnt werden können. Kinder, die das Grauen überlebt haben, seien traumatisiert, viele hätten ihre Eltern verloren und seien dankbar, wenn man sie etwas ablenke und in den Arm nehme, schildert Bihler.
Die Helfer haben selbst ein Nachbeben der Stärke 6,4 erlebt
Neben weiteren Hilfsgütern will der Verein deshalb vor allem für die Kinder ein Folgeprojekt auf die Beine stellen. In einigen Camps gebe es bereits psychologische Betreuung gerade für die kleinsten Opfer. Eine Überlegung des Vereins ist, dass er selbst für ein Jahr einen Bus finanziert, der von Dorf zu Dorf fährt und psychologische Hilfe leistet. Dies sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein, dessen sei er sich bewusst. "Aber das summiert sich", sagt Bihler. Es gebe viele kleine Organisationen, die gezielt versuchten zu helfen.
Einen Schreckmoment erlebte die Gruppe selbst: Ein Nachbeben der Stärke 6,4 erschütterte die Region, als sich die Helfer gerade in ihrer Unterkunft befanden. Die Nacht hätten sie dann im Auto verbracht, erzählt Bihler. Auch syrische Erdbebenopfer hätten sie unterstützt, allerdings sei das nur in der Türkei möglich. Den Kontakt zu einer Organisation in Syrien mussten sie nach seinen Worten abbrechen. Als Beleg dafür, dass die Hilfsgüter ankommen, erwartet der Verein regelmäßige Berichte und Bilddokumente, schildert Bihler. Bilder aber durften von dort nicht mehr geschickt werden.
Schon bald will Bihler mit einigen Helfern erneut in die Türkei fliegen. Auch die Hilfe für die Ukraine geht unterdessen weiter.
Der Flughafenverein sammelt weiterhin Spenden für die Erdbebenopfer in der Türkei. Das Spendenkonto lautet: Iban DE11 7005 1995 0020 3227 98, Verwendungszweck: Erdbeben Türkei. Weitere Informationen auf der Webseite www.flughafenverein.de