Am Münchner Flughafen:Die Störenfriede sind zurück

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Während der Pandemie hatte die Lufthansa etliche Flugzeuge auf dem Flughafen im Erdinger Moos eingemottet. Jetzt werden sie reaktiviert, um das hohe Passagieraufkommen bewältigen zu können. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Menschen in der Flughafenregion haben sich während der Pandemie an mehr Ruhe gewöhnt. Jetzt nehmen die Beschwerden über Fluglärm rapide zu.

Von Peter Becker, Flughafen

Die Pandemie ist so gut wie vorbei, die Leute haben wieder Lust aufs Verreisen, was die Flughafen München Gesellschaft (FMG) freut. Flugbewegungen und Passagierzahlen steigen im Erdinger Moos deutlich an, wenngleich der Stand von 2019 noch nicht erreicht ist. Es gibt allerdings im Umland Menschen, denen das Wiedererstarken des Luftverkehrs weniger Spaß bereitet. Und diese verschaffen ihrem Ärger Luft. So berichtete Robert Biberger, Fluglärmbeauftragter der Regierung von Oberbayern, in der jüngsten Sitzung der Fluglärmkommission von einem "immensen Anstieg" der Beschwerden.

1200 Klagen aus 2021, als noch weniger geflogen wurde, standen 3808 im vergangenen Jahr gegenüber. Laut Biberger ist die Zahl der Beschwerdeführer in etwa gleichgeblieben. Den kuriosen Ausreißer liefert die Gemeinde Neufahrn. Von den 3808 eingegangenen Beschwerden im Jahr 2022 stammen alleine 3696 von einer dort lebenden Person, die den Flughafen wohl zum persönlichen Feindbild erkoren hat.

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"Alle anderen geraten in den Hintergrund", sagte Biberger. Der Experte hatte sich die Mühe gemacht, die Liste der Beschwerden etwas auszudifferenzieren. Danach ergab sich ein anderes Bild. 34 Klagen kamen aus dem Attenkirchener Ortsteil Thalham. Diesen Beschwerden wird voraussichtlich bis zur Sommersitzung der Fluglärmkommission auf den Grund gegangen.

Aus Freising ebbte die Kritik, was das Lärmaufkommen anbelangt, laut Statistik ab. Das wollte Reinhard Kendlbacher vom Bürgerverein Freising so nicht hinnehmen. "Lerchenfeld wird gnadenlos überflogen", stellte er, der selbst in dem Freisinger Ortsteil wohnt, fest. Kendlbacher hat resigniert. Er rufe nicht mehr an, weil sich eh nichts ändere.

Nichts geändert hat sich an den Motiven für schriftliche oder telefonische Beschwerden. Sie betreffen nach wie vor Störungen der Nachtruhe sowie Überflüge und Abweichungen von den Flugrouten. Biberger vermutet hinter der eklatanten Zunahme der Beschwerden eine psychologische Ursache. In den Zeiten der Pandemie hätten sich die Menschen rund um den Flughafen an die Ruhe gewöhnt. Jetzt empfänden sie die Fluggeräusche dafür als umso störender.

In den Flugzeugen sitzen keine Cowboys, die mal das Gaspedal durchdrücken

Hermann Blomeyer, Leiter der FMG-Umweltabteilung, hat ebenfalls einen Zuwachs an Beschwerden festgestellt. Im Gegensatz zur Regierung von Oberbayern lag bei der FMG der Schwerpunkt der Kritik in Markt Schwaben. Aus dem Landkreis Erding wurden keine Beschwerden geführt. Blomeyer versicherte, dass es unter dem Flugpersonal keine Rüpel gebe, die nach Cowboymanier mal aufs Gaspedal drückten oder bewusst Abkürzungen nähmen. Letzteres liege an Wetterfronten oder Ausweichmanövern.

Blomeyer führte die unterschiedliche Geräuschentwicklung auf die jeweiligen Umstände zurück. Etwa auf Wind oder die Auslastung mit Passagieren. Was die Modernisierung des Flugzeugparks anbelangt, geht manches nicht so schnell wie gewünscht. Unterbrochene Lieferketten durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg haben dafür gesorgt, dass sich die Auslieferung von moderneren, leiseren Flugzeugen verzögert. Ähnliches gilt für Ersatzteile.

Dubai war die letzte Destination, die der A 380 von München aus angeflogen hat. Künftig sollen zwei Flugzeuge dieses Typs reaktiviert werden, um an die Ostküste der USA zu fliegen. (Foto: Marco Einfeldt)

Josef Schwendner, Generalbevollmächtigter des Flughafens, berichtete von einem deutlichen Zuwachs an Flugbewegungen und Passagierzahlen am Flughafen. Besonders Flüge in die USA stehen auf der Hitliste ganz oben. Die Lufthansa wird deshalb vom Frühjahr an zwei Airbus A 380 einsetzen, die eigentlich aufgrund ihrer geringen Rentabilität ausgemustert werden sollten. Diese sollen vor allem Ziele an der Ostküste ansteuern. Mit einem weiteren Zuwachs an Flugaufkommen rechnet Schwendner aus Asien, da ja China seine Reisebeschränkungen aufgehoben hat.

Gefragte Flugziele sind London, Hamburg, Frankfurt, Dubai, New York und Chicago. Was Schwendner besonders verwundert, ist die hohe Auslastung der Flüge nach Taipeh. Dies sei ungewöhnlich für eine neu eingeführte Linie.

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