Neuer Flächennutzungsplan:Absage für ungezügeltes Wachstum in Kranzberg

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Wie soll sich Kranzberg entwickeln? Der Planungsausschuss des Kreistags ist von den Plänen der Gemeinde nicht begeistert. (Foto: Google Earth)

Planungsausschuss des Kreistags lehnt es ab, große Areale in Kranzberg aus dem Landschaftsschutzgebiet zu nehmen.

Von Peter Becker, Freising/Kranzberg

Drei Jahre lang arbeitet die Gemeinde Kranzberg bereits an einem neuem Flächennutzungsplan, der ein aus ihrer Sicht moderates Wachstum ermöglichen soll. Im Zuge dessen will die Kommune 16,3 Hektar aus dem Landschaftsschutzgebiet "Ampertal im Landkreis Freising" herausnehmen. Der Planungsausschuss des Kreistags ist von dieser Idee allerdings wenig begeistert. In seiner jüngsten Sitzung stimmte er zwar der Herausnahme kleinerer Flächen zu, erteilte aber einer Entnahme von 5,71 Hektar im Bereich der südlichen Ringstraße/westliche Untere Dorfstraße sowie von 9,11 Hektar am Kranzberger Gewerbegebiet/südliche Ringstraße eine klare Absage.

Andreas Adldinger (CSU), selbst Kranzberger Gemeinderat, hielt ein Plädoyer für die beabsichtigte Änderung des Flächennutzungsplans, indem er die Hintergründe schilderte. Demzufolge geht es der Kommune darum, gewissermaßen auf Vorrat Flächen zu schaffen, auf denen mittelfristig ein moderates Wachstum möglich sein soll, was Wohnflächen und Gewerbeausweisung betrifft. "Die Anträge sind nicht auf dem Mist des Gemeinderats gewachsen, sondern auch unter Bürgerbeteiligung und der Träger öffentlicher Belange", stellte er klar. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagte Adldinger.

"Wir haben Nachholbedarf"

Seit vielen Jahren sei in Kranzberg kein Wohngebiet und kein Gewerbegebiet mehr ausgewiesen worden. "Wir haben Nachholbedarf", stellte Adldinger klar, sonst könne man in der Gemeinde nirgends mehr bauen. Falls die Herausnahme der Flächen nicht genehmigt würde, gebe es zwei Alternativen. Die Gemeinde mache das ohne Flächennutzungsplan und arbeite sich Stück für Stück vor - oder Areale außerhalb des Landschaftsschutzgebiets würden bebaut, etwa an der Hanglage bei Eberspoint, wo größere Bauten aber eigentlich nicht hinpassten. "Im Hauptort selbst geht nichts mehr", schloss Adldinger.

Im Gremium fand er wenig Verständnis. Nur Brigitte Niedermeier (FW) schlug sich auf seine Seite. "Eine Gemeinde muss gewisse Entwicklungsmöglichkeiten haben", sagte sie. Ohne moderate Versiegelung könne man im Landkreis Freising nicht auskommen. Und es heiße ja noch lange nicht, dass alles zugebaut werde. Da müssten erst mal die Eigentümer verkaufen.

Im dritten Anlauf
:Präambel zum Kranzberger Flächennutzungsplan

Im dritten Anlauf hat es schließlich geklappt: Der Text der Präambel, die dem neuen Flächennutzungsplan vorausgestellt werden soll, steht. Ursula Enghofer (FWG) und Anton Hierhager (SPD) haben sich gemeinsam mit Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG ...

Albert Schindlbeck (Linke) fühlte sich indes von der Größe der aus dem Landschaftsschutzgebiet herauszunehmenden Fläche schier erschlagen. Toni Wollschläger (Grüne) meinte, angesichts der 16,3 Hektar könne von moderatem Wachstum keine Rede sein. Für ihn stellt das Vorhaben eine "eklatante Missachtung" der Regionalplanung dar. Man müsse nicht immer wachsen "auf Teufel komm raus", sagte Wollschläger und forderte ein "neues Denken statt ungezügeltem Wachstum".

Kritik von allen Seiten

Anton Neumaier (SPD) war das Volumen der herauszunehmenden Fläche zu groß. Er plädierte wie Landrat Josef Hauner (CSU) für Einzelfallentscheidungen. Damit sei man in der Vergangenheit immer gut gefahren. Anton Frankl (Freisinger Mitte) hatte zwar Verständnis dafür, dass Kranzberg Gewerbe ansiedeln will, doch angesichts der möglichen Flächenversiegelung verweigerte er seine Zustimmung. Anton Geier erteilte dem Vorhaben, Flächen auf Vorrat aus einem Landschaftsschutzgebiet herauszunehmen, eine klare Absage. Er befürchtet, dass dieses Vorgehen einen Wettbewerb der Gemeinden untereinander befeuern könnte, was die Ausweisung von Gewerbegebieten angehe. Johann Stegmair (CSU) sah das Kranzberger Vorhaben, Flächen auf Vorrat zu beschaffen, kritisch. "Es ist ein Unterschied zwischen konkretem Bedarf und Vorrat", betonte Stegmair.

Die Mehrheit der Kreisräte folgte dem Vorschlag des Naturschutzbeirates und der Verwaltung. Der Herausnahme der beiden großen Flächen erteilten sie ebenso eine Absage, wie dem eines 0,35 Hektar großen Areals an der nördlichen Ringstraße, das im Überschwemmungsgebiet der Amper liegt. Ihre Zustimmung erteilten sie kleineren Entnahmen: 0,05 Hektar am Kranzberger Rathaus, Am Hart (0,26 Hektar), am nördlichen Kranzberger See (0,08 Hektar), an der westlichen Asterstraße (0,38 Hektar) sowie einer 0,36 Hektar großen Fläche in Giesenbach. Als Ausgleich für die zu entnehmenden Flächen hatte die Gemeinde angeboten, eine 9,56 Hektar große Fläche des Gremertshausener Waldes in das Landschaftsschutzgebiet aufzunehmen. Dieser Vorschlag ist auf Grund der Entscheidung des Ausschusses vorerst hinfällig.

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