Fahndungserfolg:Eine Plastikkappe als entscheidende Spur

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Auch eine Bank in Hattenhofen, Landkreis Fürstenfeldbruck, hat der Serienbankräuber überfallen. (Foto: privat)

Die Polizei nimmt einen Mann fest, der elf Banken - vier davon im Landkreis Freising - überfallen haben soll.

Von Petra Schnirch, Freising/München

Einen mutmaßlichen Serienbankräuber hat die Kriminalpolizei Erding am Dienstagnachmittag im Münchner Westen festgenommen. Der 39 Jahre alte Manuel H. soll in den vergangenen zweieinhalb Jahren elf Banken in München und den Landkreisen Dachau, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Pfaffenhofen und Landshut überfallen haben. Die erste Tat ereignete sich am 18. Mai 2016 in München-Allach, die letzte am 19. Dezember 2018 in Obersüßbach bei Landshut. Insgesamt soll der 39-Jährige etwa 220 000 Euro erbeutet haben. "Wir sind sehr sicher, dass er der Täter ist", sagte der Erdinger Kripo-Chef Thomas Weber am Mittwoch.

Polizei kann DNS-Spur sichern

Der Tatverdächtige lebt laut Polizei in München, der gebürtige Hesse ist verheiratet und hat zwei Kinder. Derzeit ist der gelernte Schreiner nach Angaben der Staatsanwaltschaft arbeitslos. Auf die Spur gekommen war ihm die Polizei durch aufwendige Ermittlungen. Aufgrund der beiden Autos, mit denen der Täter zu den Überfällen vorgefahren war, grenzte die Polizei den Kreis der möglichen Täter immer weiter ein, wie sie wissen lässt - von zunächst 17 000 auf sechs. Bei der vorletzten Tat am 8. November 2018 in Uttenhofen im Landkreis Pfaffenhofen gelang es zudem, eine DNS-Spur zu sichern, die Manuel H. zugeordnet werden kann. Dort war dem Täter die Waffe heruntergefallen und er bemerkte nicht, dass dabei die Verschlusskappe aus Plastik abgebrochen war. Sie stammt von einer Softairwaffe, die einer scharfen Walther PPQ laut Kripo-Chef Weber täuschend ähnlich sieht.

Eine Spezialeinheit unterstützte die Kriminalpolizei bei der Festnahme des Mannes, da man nicht sicher sein konnte, dass er keine weiteren Waffen besitzt, wie Weber sagte. Frau und Kinder seien nicht anwesend gewesen. Bei der Durchsuchung der Wohnung in München fanden die Ermittler die Waffe, die gestohlenen Kennzeichen, die bei den Überfällen verwendet wurden, 14 000 Euro und Kleidungsstücke wie eine Kappe, die der Täter getragen haben soll. Außerdem entdeckten sie eine handschriftliche Aufstellung von 25 Banken, darunter auch die elf Tatorte. "Wir können nicht ausschließen, dass weitere Überfälle geplant waren", sagte Weber. "Wir müssen das noch genauer auswerten." Der Tatverdächtige mache bisher keine Angaben.

Mit schwarzer Sturmhaube

Im Landkreis Freising hat der Serienbankräuber insgesamt vier Mal zugeschlagen. Seine zweite Tat führte ihn am 9. Mai 2016 nach Fahrenzhausen. Der maskierte Mann, der eine schwarze Sturmhaube trug, erbeutete damals mehrere Tausend Euro, die er in einem Beutel verstaute, anschließend flüchtete er zu Fuß. Eine Großfahndung blieb ohne Erfolg.

Gleich zwei Bankfilialen kurz hintereinander suchte er am 9. Juni 2017 im Landkreis heim. Zuerst versuchte er es in Kirchdorf, flüchtete aber ohne Beute. Nur eine halbe Stunde später ging bei der Polizei eine weitere Meldung über einen bewaffneten Überfall ein, dieses Mal aus einer Bank in Kranzberg. Dort hatte der Mann mehr Erfolg, er entkam mit mehreren Tausend Euro. Weiteres Ziel im Landkreis war am 3. November 2017 eine Bank in Tegernbach. Damals betrat der Täter das Gebäude offenbar bereits eine halbe Stunde vor dem Überfall, wie die Videoaufnahmen zeigten. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich jedoch mehrere Kunden im Raum, sodass er die Bank offenbar zunächst wieder verließ.

Keine Hinweise auf den Täter

Nach dem Täter gefahndet hatte die Polizei auch durch die Veröffentlichung von Videobildern aus den Banken und mit einem Aufruf in der Sendung "Aktenzeichen XY . . . ungelöst". Danach gingen zwar mehr als hundert Hinweise ein, keine führte aber zu Manuel H. Auch sogenannte Super-Recogniser, also Polizisten, die sich Gesichter besonders gut merken können, wurden eingesetzt. Die bestätigten zumindest, dass es sich in allen Fällen offenkundig um den gleichen Mann handelte.

Die Staatsanwaltschaft Landshut - die meisten Fälle liegen ihrem Zuständigkeitsbereich - beantragte Haftbefehl wegen mehrerer Fälle schwerer räuberischer Erpressung. Der Strafrahmen dafür liegt zwischen fünf und 15 Jahren Haft. Der Verdächtige musste sich schon einmal vor Gericht verantworten. 2010 wurde er wegen Urkundenfälschung und Betrugs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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